Polykarp Leyser der Ältere

L. war einer der bedeutendsten Theologen in der Zeit der lutherischen Konfessionalisierung Kursachsens. Er stammte aus einer bedeutenden Familie in Württemberg, die vielfältige verwandtschaftliche Beziehungen zu wichtigen Theologen des südwestdeutschen Territoriums hatte. Die Mutter L.s heiratete nach dem frühen Tod des Vaters in zweiter Ehe den Hofprediger Lukas Osiander d.Ä.; außerdem war der Tübinger Theologe und Universitätskanzler Jakob Andreä, der im Konkordienwerk besondere Verdienste erlangte, ein Onkel L.s. 1590 erfolgte die Erhebung L.s in den Reichsadelsstand, weitere Adelstitel wurden seinen Nachkommen verliehen. – L. besuchte Schulen in Blaubeuren und Stuttgart und immatrikulierte sich als landesherrlicher Stipendiat 1566 an der Tübinger Universität. Dort erlangte er 1570 den Magistertitel und empfing drei Jahre später die Ordination. Anschließend begab sich L. als Pfarrer nach Gellersdorf in Niederösterreich. Seine theologische Promotion absolvierte er im Sommer 1576, kurz darauf erhielt er die Stelle als Generalsuperintendent im kursächsischen Wittenberg. Seine Berufung hatte der bereits seit dem Frühjahr 1576 in Kursachsen wirkende Andreä betrieben, sie sollte ursprünglich aufgrund der Jugend L.s lediglich interimistisch sein, entwickelte sich jedoch zu einer längerfristigen Lösung. L. übernahm eine theologische Professur an der Wittenberger Universität und wurde Mitglied im Konsistorium. Er engagierte sich für das Konkordienwerk und blieb auch nach der Entlassung Andreäs aus kursächsischen Diensten 1580 im albertinischen Territorium tätig. Nach dem Tod des Kurfürsten August 1586 unternahm dessen Nachfolger Christian I. Schritte in Richtung Calvinismus. Als Folge wurde der strenge Lutheraner L. entlassen. Er folgte 1587 einem Ruf der Stadt Braunschweig, die sich bereits vorher mehrfach darum bemüht hatte, ihn als Pfarrer zu gewinnen. Nach dem Tod Christians I. 1591 kehrte L. in das albertinische Sachsen zurück, welches nun im orthodox-lutherischen Sinne neu geordnet wurde. Sein Aufenthalt war anfänglich wiederum für eine zeitlich begrenzte Dauer vorgesehen, zudem musste er sich verpflichten, zweimal jährlich Visitationsaufgaben in Braunschweig wahrzunehmen. L. wandte sich zunächst nach Wittenberg und wurde 1594 als Hofprediger nach Dresden berufen. Dies zog seine endgültige Entlassung in Braunschweig nach sich. Das Amt des Hofpredigers hatte er bis zu seinem Tod 1610 inne. Auch seine Nachkommen blieben in Kursachsen tätig. Drei von L.s Söhnen bekleideten in Kursachsen hohe kirchliche Funktionen.

Quellen P. Jenisch, Eine christliche Predigt beym Begräbnüß des weilend ... Herrn Polycarpi Lyseri ..., Dresden 1610; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv).

Werke Ein Christliches Bedencken/ was von dem Exorcismo bey der Tauff/ und abschaffung desselben zu halten sey ..., Magdeburg 1591; Propositiones Complectens svmmam Doctrinae De Sacramentis Novi Testamenti ..., Wittenberg 1593; Erklerung Deß Christlichen Catechismi/ Herrn Doctoris Martini Lutheri/ In Acht Predigten gefasset ..., Leipzig 1595; D. Polycarpi Leisers/ Churfuerstlichen Sechsischen Hoffpredigers/ kurtzer und gegruendter Bericht ..., Dresden 1597.

Literatur A. Gleich, Annales ecclesiastici ..., Dresden/Leipzig 1730, S. 499-609 (P); W. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, Halle 1917; T. Klein, Der Kampf um die zweite Reformation in Kursachsen, Köln u.a. 1962. – ADB 18, S. 523-526; DBA I, III; DBE 6, S. 371; NDB 14, S. 436f.

Porträt L. Cranach d.J., zwischen 1576 und 1586, Ölgemälde, Wittenberg, Stadtkirche; Kupferstich, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Ulrike Ludwig
23.9.2005


Empfohlene Zitierweise:
Ulrike Ludwig, Artikel: Polykarp Leyser der Ältere,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2672 [Zugriff 13.5.2024].

Polykarp Leyser der Ältere



Quellen P. Jenisch, Eine christliche Predigt beym Begräbnüß des weilend ... Herrn Polycarpi Lyseri ..., Dresden 1610; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv).

Werke Ein Christliches Bedencken/ was von dem Exorcismo bey der Tauff/ und abschaffung desselben zu halten sey ..., Magdeburg 1591; Propositiones Complectens svmmam Doctrinae De Sacramentis Novi Testamenti ..., Wittenberg 1593; Erklerung Deß Christlichen Catechismi/ Herrn Doctoris Martini Lutheri/ In Acht Predigten gefasset ..., Leipzig 1595; D. Polycarpi Leisers/ Churfuerstlichen Sechsischen Hoffpredigers/ kurtzer und gegruendter Bericht ..., Dresden 1597.

Literatur A. Gleich, Annales ecclesiastici ..., Dresden/Leipzig 1730, S. 499-609 (P); W. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, Halle 1917; T. Klein, Der Kampf um die zweite Reformation in Kursachsen, Köln u.a. 1962. – ADB 18, S. 523-526; DBA I, III; DBE 6, S. 371; NDB 14, S. 436f.

Porträt L. Cranach d.J., zwischen 1576 und 1586, Ölgemälde, Wittenberg, Stadtkirche; Kupferstich, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Ulrike Ludwig
23.9.2005


Empfohlene Zitierweise:
Ulrike Ludwig, Artikel: Polykarp Leyser der Ältere,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2672 [Zugriff 13.5.2024].