Nickel Faber

Über die Herkunft und die ersten beiden Lebensjahrzehnte F.s ist nichts bekannt. Am 5.10.1510 wurde er Leipziger Bürger und eröffnete etwa zur selben Zeit eine Buchhandlung und -binderei in der Grimmaischen Straße. Am Ende des offenbar sehr erfolgreichen ersten Geschäftsjahrzehnts erweiterte F. seine Niederlassung und wurde zwischen 1521 und 1545 auch selbst als Drucker tätig. Sein Betrieb gehörte lange Zeit zu den wichtigsten Druckereien Leipzigs, da sich F. v.a. durch den Vertrieb und Druck von reformatorischen Schriften sowie lutherischen Bibelübersetzungen hervortat. Diese ließen sich in Leipzig, trotz zunehmender Verbote durch Herzog Georg (der Bärtige) von Sachsen, äußerst profitabel absetzen. F. selbst wandte sich frühzeitig dem Luthertum zu. Er immatrikulierte sich im Wintersemester 1523/24 an der Universität Wittenberg und unterhielt dort Geschäftskontakte u.a. zum Drucker und Verleger Georg Rhau. 1524 unterschrieb F. eine Petition Leipziger Bürger zur Einrichtung eines protestantischen Gottesdiensts in Leipzig. Als jedoch die Landesobrigkeit ab Mitte der 1520er-Jahre immer härter gegen die Verbreitung von protestantischen Schriften und Martin Luthers Bibelübersetzungen vorging und es dabei auch zu Verhaftungen und Konfiszierungen kam, stellte F. den Druck reformatorischer Literatur ein und legte sogar papsttreue Werke auf. In der Folgezeit druckte er neben gegenreformatorischen Schriften auch pädagogische Literatur und Theaterstücke. Darüber hinaus veröffentlichte er 1533 die musikgeschichtlich bedeutsame Hymnensammlung „Melodiae Prudentianae et in Virgilium magna ex parte nuper natae“ von Lucas Hordisch und Sebastian Forster, die vorbildhaften Charakter für spätere Veröffentlichungen von Odenkompositionen erlangen sollte. – Mit der Einführung der Reformation nach dem Tod Herzog Georgs 1539 gerieten die meisten Drucker, die nunmehr als Organe des Papismus angesehen wurden, abermals in Bedrängnis. Viele mussten ihre Geschäfte auflösen oder sogar die Stadt verlassen. Tatsächlich war F.s Betrieb nur einer von drei alteingesessenen, die sich behaupten konnten. Dennoch trat F. ab dieser Zeit kaum noch als Drucker in Erscheinung; er musste für alle seine Erzeugnisse die Erlaubnis des Rats der Stadt einholen und zog sich 1545 gänzlich aus dem Druckergewerbe zurück. Den Buchhandel führte er jedoch bis zu seinem Tod fort. Danach übernahm sein Sohn Lorenz das Geschäft, das allerdings nach wenigen Jahren bankrottging. Entgegen anderslautenden Darstellungen (MGG-Artikel) ist davon auszugehen, dass die Niederlassung Faber tatsächlich aufgelöst wurde. Die traditionsreiche Magdeburger Druckerei Faber geht jedenfalls definitiv nicht auf die Leipziger Familie Faber zurück. – F. ist als bedeutende Leipziger Persönlichkeit im Zeitalter der Reformation anzusehen. Seine Verlegertätigkeit setzte in ihrer Bandbreite offenbar Akzente im Disput der Konfessionen wie auch in der Gestaltung des Musikaliendrucks. Darüber hinaus zeugt sie von einer professionellen Flexibilität, die es ihm selbst ermöglichte, die eigenen Interessen auch in schwierigen Zeiten erfolgreich zu wahren.

Literatur A. Kirchhoff, Die Entwicklung des Buchhandels in Leipzig bis in das zweite Jahrzehnt nach Einführung der Reformation, Leipzig 1885; A. Faber, Die Faber’sche Buchdruckerei, Magdeburg 1897; H. Jentsch, Nickel Schmidt (Nicolaus F.) und Michael Blum, zwei Leipziger Drucker der Reformationszeit, Wolfenbüttel 1928 (WV). – ADB 6, S. 498; MGG, Bd. 3, Kassel 1954, Sp. 1692; MGG2P, Bd. 6, Kassel/Stuttgart 2001, Sp. 620f. (WV).

Nils Burchartz
8.8.2006


Empfohlene Zitierweise:
Nils Burchartz, Artikel: Nickel Faber,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1370 [Zugriff 18.4.2024].

Nickel Faber



Literatur A. Kirchhoff, Die Entwicklung des Buchhandels in Leipzig bis in das zweite Jahrzehnt nach Einführung der Reformation, Leipzig 1885; A. Faber, Die Faber’sche Buchdruckerei, Magdeburg 1897; H. Jentsch, Nickel Schmidt (Nicolaus F.) und Michael Blum, zwei Leipziger Drucker der Reformationszeit, Wolfenbüttel 1928 (WV). – ADB 6, S. 498; MGG, Bd. 3, Kassel 1954, Sp. 1692; MGG2P, Bd. 6, Kassel/Stuttgart 2001, Sp. 620f. (WV).

Nils Burchartz
8.8.2006


Empfohlene Zitierweise:
Nils Burchartz, Artikel: Nickel Faber,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1370 [Zugriff 18.4.2024].