Marie Simon

S. erwarb sich bleibende Verdienste auf dem Gebiet der freiwilligen und beruflichen Krankenpflege. Ihr Wirken war eng mit dem Engagement des Albert-Vereins des Roten Kreuzes verbunden. – Die Sorbin S. besuchte die Volksschule in Gnaschwitz bei Bautzen. Ihr weiterer Lebensweg führte sie um 1852 nach Dresden, wo sie 1853 heiratete. Zehn Jahre später wurde ihr das Bürgerrecht von Dresden zuerkannt. Zusammen mit ihrem Mann führte sie dort ein Wäschegeschäft am Altmarkt. Ausschlaggebend für S.s weiteren Lebensweg war jedoch die Idee zum Aufbau der Hilfsorganisation Rotes Kreuz in Sachsen, die der Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant 1863 dem sächsischen Kronprinzen Albert vortrug. 1867 wurde der Albert-Verein des Roten Kreuzes unter dem Vorsitz der späteren Königin Carola gegründet, in dem S. aktives Mitglied wurde. Die Frauen, die in diesem Rahmen Kranke und Verwundete pflegten, nannten sich Albertinerinnen. – Ihre pflegerischen Kenntnisse, die S. schon in ihrer Jugend autodidaktisch sowie durch Hospitationen im Diakonissenkrankenhaus Dresden und in der Universitätsklinik Leipzig erworben hatte, konnte sie 1866 im Deutschen Krieg, u.a. nach der Schlacht bei Königgrätz (tschech. Hradec Králové), einsetzen. Nach dem Ende des Kriegs berief sie die Kronprinzessin Carola von Sachsen in das Direktorium des Albert-Vereins. Damit war S. für die Aufsicht über die Krankenpflegerinnen und die Leitung der Armenkrankenpflege zuständig. In dieser Funktion mahnte sie stets zu mehr Ernsthaftigkeit und Praxisnähe in der pflegerischen Arbeit. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 kam S. gemeinsam mit zwölf Albertinerinnen zum Einsatz. Sie half den Verwundeten, organisierte den Einsatz von Pflegekräften und überwachte die Verpflegung. Dafür erhielt sie 1871 den Sidonienorden. – Nach Kriegsende nahm sich S. intensiv der Ausbildung von Pflegekräften an. Sie engagierte sich dafür, neben der kirchengebundenen Pflege die so genannte freiwillige sowie auch berufliche Krankenpflege zu fördern. Da in der Bevölkerung die Nachfrage nach Hauskrankenpflegerinnen groß war, baute sie, unterstützt vom Albert-Verein, eine systematische Ausbildung in Dresden auf. Der Einsatz der Lernenden erfolgte in der von S. mitbegründeten Heilstätte in Loschwitz sowie in der für diese Zwecke in Dresden-Neustadt eingerichteten Poliklinik. In den letzten sechs Monaten der dreijährigen Ausbildung erfolgte der Einsatz in der Universitätsklinik in Leipzig. Der Unterricht wurde von dort tätigen Ärzten erteilt. S. beaufsichtigte den Einsatz und die Anleitung der Auszubildenden. Es ist das Verdienst von S., dass Krankenpflege als Beruf anerkannt und der zukünftigen Pflegekraft ein fundiertes Wissen vermittelt wurde. Ihre Tätigkeit wurde durch mehrere Auszeichnungen der Könige von Sachsen und Preußen sowie des österreichischen Kaisers gewürdigt. Ihr zu Ehren bedachte Königin Carola den Albert-Verein in ihrem Testament mit 20.000 Mark zur Unterstützung mittelloser Patienten. – S.s Grab auf dem Trinitatisfriedhof wurde beim Bombenangriff 1945 zerstört.

Werke Meine Erfahrungen auf dem Gebiete der Freiwilligen Krankenpflege im Deutsch-Französischen Kriege 1870-1871, Leipzig 1872; Die Krankenpflege. Theoretische und praktische Anweisungen, Leipzig 1876.

Literatur W. Böhme, Auf des Dichters Spuren (Marie Simon), in: Dresdner Neueste Nachrichten 2.5.1995, S. 12; Marie-Simon-Straße (Dresden Loschwitz), in: Sächsische Zeitung 22.2.1996, S. 21; H.-P. Wolff (Hg.), Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte, Berlin/Wiesbaden 1997, S. 189-191 (P); www.marie-simon-forum.de.

Ruth Venske
25.8.2009


Empfohlene Zitierweise:
Ruth Venske, Artikel: Marie Simon,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18012 [Zugriff 19.3.2024].

Marie Simon



Werke Meine Erfahrungen auf dem Gebiete der Freiwilligen Krankenpflege im Deutsch-Französischen Kriege 1870-1871, Leipzig 1872; Die Krankenpflege. Theoretische und praktische Anweisungen, Leipzig 1876.

Literatur W. Böhme, Auf des Dichters Spuren (Marie Simon), in: Dresdner Neueste Nachrichten 2.5.1995, S. 12; Marie-Simon-Straße (Dresden Loschwitz), in: Sächsische Zeitung 22.2.1996, S. 21; H.-P. Wolff (Hg.), Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte, Berlin/Wiesbaden 1997, S. 189-191 (P); www.marie-simon-forum.de.

Ruth Venske
25.8.2009


Empfohlene Zitierweise:
Ruth Venske, Artikel: Marie Simon,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18012 [Zugriff 19.3.2024].