Karl August Manitius

M. gehörte zu den mittellosen Geisteswissenschaftlern, die sich nach dem Studium freiberuflich betätigen mussten und daher eine sichere Anstellung im Staatsdienst suchten. Dabei favorisierten v.a. die Dichter wie M. Bibliotheken als mögliche Arbeitsstelle. – M. stammte aus einer Oberlausitzer Pfarrersfamilie, sein Bruder August Sigismund Manitius war der Direktor des bekannten Freimaurerinstituts in Dresden-Friedrichstadt und zählte u.a. Ferdinand von Rayski und Johann Andreas Schubert zu seinen Schülern. M. besuchte die Dorfschule in Skäßchen und danach von November 1811 bis zum 14.11.1814 die Kreuzschule in Dresden. Dort wohnte er bei seinem Onkel, dem Armenadvokaten und Dichter Christoph Christian Hohlfeldt. Dieser war wohl zusammen mit seiner Frau Dorothea entscheidend für die spätere Hinwendung M.s zur Dichtkunst. M. veröffentlichte erste Gedichte im von Ferdinand Philippi in Dresden herausgegebenen „Mercur. Mittheilungen aus Vorräthen der Heimath und der Fremde, für Wissenschaft, Kunst und Leben“, der in Dresden erschien. Anfangs publizierte er noch unter „K. A. M.…s“, seit 1827 mit vollem Namen. Erst am 26.5.1823 immatrikulierte er sich für Theologie an der Universität Leipzig. Wegen seiner Mittellosigkeit gab M. Schülern und Studenten in Leipzig Nachhilfe. Zwar stammte die 1817 verstorbene Mutter aus recht wohlhabenden Verhältnissen, aber meist waren Pfarrer, v.a. auf dem Land, relativ schlecht besoldet, sodass M. keine größeren Geldsummen von den Eltern zur Verfügung standen und er daher während des Studiums seinen Lebensunterhalt selbst verdienen musste. Das Studienfach Theologie gab M. zugunsten der Philosophie und Philologie auf. Entscheidend dafür war wohl für den Pfarrerssohn, der auch in der Kirche zu Skäßchen predigte, der damals herrschende Rationalismus in der Theologie. Philosophie-Vorlesungen besuchte er u.a. bei Wilhelm Traugott Krug, dem Lehrstuhlnachfolger Immanuel Kants an der Universität Königsberg (russ. Kaliningrad), und bei Johann Amadeus Wendt. Während und nach dem Studium war M. als Repetent und Dozent tätig, er führte mit Studenten Disputationen in deutscher und lateinischer Sprache. M. ließ sich aufgrund seiner finanziellen Verhältnisse sowie wegen seiner vielen Krankheiten ohne Abschluss exmatrikulieren. Er kehrte anschließend nach Dresden zurück und beschäftigte sich ohne feste Anstellung mit philosophischen Studien. Da er die angestrebte akademische Karriere nicht einschlagen konnte, ging er im Herbst 1830 nach Skäßchen und nahm dort eine Hofmeisterstelle bei den Herren von Gablenz an. Nach Beendigung dieses Dienstverhältnisses und nach dem Tod des Vaters 1834 zog M. wieder zu seinem Onkel, dem Advokaten Hohlfeldt, nach Dresden. – Da er die dortige Königliche öffentliche Bibliothek (KÖB) häufig nutzte, fiel er dem Oberbibliothekar Constantin Carl Falkenstein auf. Nachdem M. bereits 1835 die Bibliothek Ludwig Tiecks geordnet hatte, beauftragte ihn Falkenstein in demselben Jahr mit der Erstellung des Realkatalogs für die Philosophie, Politik, Staatswissenschaften und die allgemeine Literaturgeschichte. Außerdem ordnete M. weitere Fächer neu, darunter auch die „Pseudophilosophie“. Bis 1840 arbeitete er so ohne Besoldung, obwohl M. in ärmlichen Verhältnissen lebte. Nur am 15.2.1840 erhielt er eine Belohnung von 100 Talern für seine Arbeit. M. war einer der vielen kurzzeitig Beschäftigten, die in dieser Zeit Realkataloge erstellen sollten, um die Bibliotheksbenutzung den neuen Nutzergruppen zu erleichtern. Ostern 1840 konnte M. als Hilfsarbeiter angestellt werden. Er prüfte die durch den Oberbibliothekar gekennzeichneten Bücher in den Auktions- und Antiquariatskatalogen, ob sich diese bereits im Bestand befanden und stellte die im Lesezimmer benutzten Bücher wieder in den Bestand ein. M. wurde 1843 zum Zweiten und 1851 zum Ersten Bibliothekssekretär ernannt. Durch die Arbeit in der Bibliothek, trotz der bloßen „handlangenden Thätigkeit“, dem frei zur Verfügung stehenden, großen Literaturbestand und den Gesprächen mit gelehrten Nutzern erhielt M. viele neue Inspirationen für seine philosophischen Studien und die Poesie. Hinzu kam sein Interesse für Musik. Schülern gab er Musikunterricht, außerdem komponierte er auch selbst. Allerdings litt M. an einem immer stärker werdenden Nervenleiden und anderen Krankheiten, sodass er Ostern 1854 die KÖB verlassen musste. Schon ein Vierteljahr später starb M. In den letzten Lebensjahren hatte er begonnen, Dichtungen von Francesco Petrarca zu übersetzen, die posthum in einem Band mit Gedichten von M. erschienen.

Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv, Philosophie des Altertums, Pseudophilosophie; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Genealogischer Nachlass der Familie M. von G. Manitius; Die Matrikel der Kreuzschule, bearb. von W. Richter, Teil 3, Neustadt/Aisch 1975, S. 79; Die Matrikel der Universität Leipzig, hrsg. von J. Blecher/G. Wiemers, Teilbd. 1, Weimar 2006, S. 272.

Werke Sr. Majestät Anton Clemens Theodor König von Sachsen etc. bei Allerhöchstderselben Anwesenheit in Leipzig, Dresden [1830]; H. A. Manitius (Hg.), Gedichte, Dresden 1856.

Literatur Lebensbeschreibung von Karl August M., in: H. A. Manitius (Hg.), Gedichte, Dresden 1856, S. 12-25; Familie Manitius, in: B. Koerner (Hg.), Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Bd. 10, Görlitz 1903, S. 417-468.

Porträt Karl August M., 1843, Porträt, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv (Bildquelle).

Konstantin Hermann
9.11.2009


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Karl August Manitius,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25004 [Zugriff 20.4.2024].

Karl August Manitius



Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv, Philosophie des Altertums, Pseudophilosophie; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Genealogischer Nachlass der Familie M. von G. Manitius; Die Matrikel der Kreuzschule, bearb. von W. Richter, Teil 3, Neustadt/Aisch 1975, S. 79; Die Matrikel der Universität Leipzig, hrsg. von J. Blecher/G. Wiemers, Teilbd. 1, Weimar 2006, S. 272.

Werke Sr. Majestät Anton Clemens Theodor König von Sachsen etc. bei Allerhöchstderselben Anwesenheit in Leipzig, Dresden [1830]; H. A. Manitius (Hg.), Gedichte, Dresden 1856.

Literatur Lebensbeschreibung von Karl August M., in: H. A. Manitius (Hg.), Gedichte, Dresden 1856, S. 12-25; Familie Manitius, in: B. Koerner (Hg.), Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Bd. 10, Görlitz 1903, S. 417-468.

Porträt Karl August M., 1843, Porträt, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv (Bildquelle).

Konstantin Hermann
9.11.2009


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Karl August Manitius,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25004 [Zugriff 20.4.2024].