Johann Just Vieth von Golßenau

V. trat 1785 als Korporal in die sächsische Leibgrenadiergarde ein und wurde 1788 Souslieutenant, 1799 Premierlieutenant, 1804 Adjutant und 1806 Kapitän im Generalstab. Bei der Neuaufstellung und Erweiterung des sächsischen Heers nach der Schlacht bei Jena im Oktober 1806 bewies er große Fähigkeiten und wurde in der Folgezeit rasch befördert, 1807 zum Major und zwei Jahre später zum Oberstleutnant. Bereits 1810 stieg er zum Oberst und Stabschef der Division von Zeschau auf. 1812 kommandierte er zunächst das Infanterieregiment Prinz Anton, dann das Infanterieregiment von Niesemeuschel. Am Feldzug in Russland nahm er nicht teil, da er aufgrund eines Schlaganfalls dienstunfähig geworden war. Anfang 1813 wurde er als Generalmajor zum Kommandanten von Dresden ernannt. – Nach Napoleons Niederlage in Russland gehörte V. zu den Offizieren, die einen Anschluss Sachsens an die verbündeten Russen und Preußen befürworteten. Aus diesem Grund versuchte er im Frühjahr 1813, den Kommandanten von Torgau, General Johann Adolf Freiherr von Thielmann, zur Übergabe dieser wichtigen sächsischen Festung an die Verbündeten zu bewegen. Nach dem Einmarsch der Russen in Dresden stellte er sich den Verbündeten zur Verfügung und reiste im Auftrag des Freiherrn Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein in die Oberlausitz, um die Nachricht vom vermeintlichen Sieg der Verbündeten in der Schlacht bei Lützen (2.5.1813) zu verbreiten und damit die Stimmung der Bevölkerung weiter zugunsten der Russen und Preußen zu beeinflussen. Tatsächlich hatte jedoch Napoleon bei Lützen gesiegt. V. lehnte daraufhin eine Rückkehr in das von den Franzosen besetzte Dresden ab und begab sich nach Böhmen. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig und der Übernahme der Verwaltung Sachsens durch die Russen im Herbst 1813 wurde er mit der Aufstellung der sächsischen Landwehr beauftragt. Außerdem erhielt er im Dezember 1813 vom russischen Generalgouverneur, dem Fürsten Nikolai Grigojewitsch Repnin-Wolkonski, den Befehl, in das alliierte Hauptquartier nach Frankfurt/Main zu reisen. Dort sollte er die Monarchen, besonders Zar Alexander, um Schonung und schnelle Hilfe für das durch die Kriegslasten in große Not geratene Sachsen bitten. Zwar wurde V. bei dieser Gelegenheit sowohl vom Zaren als auch vom preußischen König gnädig aufgenommen, die besonders drückende Einfuhrsperre für Getreide von Böhmen in das Generalgouvernement blieb jedoch zunächst bestehen. – Nach der Teilung Sachsens und der Rückkehr König Friedrich Augusts I. (Kurfürst Friedrich August III., der Gerechte) nach Dresden im Sommer 1815 behandelte man diejenigen sächsischen Beamten und Offiziere, die in den vorangegangenen Monaten mit den Russen und Preußen zusammengearbeitet hatten, mit Verachtung. Dieses Schicksal traf auch V., der formal immer noch als diensttuender General und Kommandant des Kadetten-Instituts in sächsischen Diensten stand. Die ihm entgegengebrachte Missachtung veranlasste ihn, um seine Entlassung zu bitten. – Die ihm verbleibenden 38 Lebensjahre verbrachte V. im Ruhestand; er hielt sich vorrangig auf dem Schloss einer befreundeten Familie in Tetschen auf. Dort starb er unverheiratet 1853.

Literatur W. v. Boetticher, Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 3, Görlitz 1919, S. 46; H. Freiherr v. Welck (Hg.), Auszüge aus den Papieren eines Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen 8/1910-1913, S. 105-161.

Porträt J. E. Zeisig gen. Schenau, 1773, Ölgemälde, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Roman Töppel
22.6.2006


Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Johann Just Vieth von Golßenau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22627 [Zugriff 21.11.2024].

Johann Just Vieth von Golßenau



Literatur W. v. Boetticher, Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 3, Görlitz 1919, S. 46; H. Freiherr v. Welck (Hg.), Auszüge aus den Papieren eines Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen 8/1910-1913, S. 105-161.

Porträt J. E. Zeisig gen. Schenau, 1773, Ölgemälde, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Roman Töppel
22.6.2006


Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Johann Just Vieth von Golßenau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22627 [Zugriff 21.11.2024].