Johann Gottfried Stecher
S. war in den Jahrzehnten um die Mitte des 18. Jahrhunderts einer der wichtigsten Holzbildhauer in Mittelsachsen. Er erreichte zwar nicht die hohe künstlerische Qualität der in der Dresdner Residenz tätigen Bildhauer, dennoch ist er zu den talentierten mitteldeutschen Spätbarockbildhauern zu zählen. – In der Kindheit und Jugend des späteren Bildhauers zog die Familie zunächst von Ehrenberg nach Arnsdorf und anschließend nach Pappendorf, um sich 1736 in Hainichen anzusiedeln. Hier heiratete S. seine erste Frau, die Hainichener Zeug- und Leinewebertochter
Beata Sibylla Zehl. Nach deren Tod heiratete er
Johanna Dorothea, die Tochter des Frankenberger Steinmetzen und Bildhauers
Andreas Müller. Aus unbekannten Gründen zog die Familie im November 1768 nach Penig, wo S. acht Jahre später verstarb. – Wahrscheinlich zunächst bei seinem Vater als Tischler ausgebildet, erwarb sich S. aufgrund seines Talents in einer bis heute nicht bekannten Bildhauerwerkstatt die Fähigkeit zur Gestaltung von figürlicher und ornamentaler Plastik, sodass er im Gebiet zwischen Freiberg und Rochlitz der gefragteste Bildhauer seiner Zeit wurde. Wesentliche Anregungen erhielt er 1752 vom Dresdner Hofbildhauer Gottfried Knöffler, als beide zusammen die wichtigsten Ausstattungsstücke der Freiberger Nikolaikirche schufen: Knöffler die Plastik des Altars und S. die Kanzel sowie 1753 die Taufe. – Seine frühesten bekannten Arbeiten befanden sich in der Frankenberger Stadtkirche, für die er 1744/45 zusammen mit dem damals in Großenhain lebenden Maler
Christian Friedrich Krafft den Altar des Oederaner Tischlers
Carl Müller und den Orgelprospekt des Meißner Orgelbauers Johann Ernst Hähnel fasste und vergoldete (beides im späten 19. Jahrhundert zerstört). Die ältesten bekannten Bildhauerarbeiten von S. sind der Kanzelaltar und der Taufengel für die Kirche zu Frankenstein von 1748/49. – Bereits die lebensgroßen Engel des Hainichener Orgelprospekts, die S. kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts schuf, lassen deutliche klassizistische Einflüsse erkennen. Dies entsprach der allgemeinen Kunstentwicklung in Sachsen, wo unter französischem Einfluss bereits frühzeitig eine Abkehr von Barock und Rokoko erfolgte. Dennoch verstand es der Bildhauer, auf die Wünsche seiner Auftraggeber einzugehen und schuf so 15 Jahre später für die Kirche zu Seelitz eine der schönsten sächsischen Rokokotaufen. – S.s Arbeiten entstanden v.a. für Dorf- und Stadtkirchen in Mittelsachsen, die er fast immer gemeinsam mit dem Freiberger Baumeister Johann Gottlieb Ohndorff umgestaltete. Zu seinen Hauptwerken gehören die 2000/01 restaurierte Rokokokanzel und die Taufe für die Freiberger Nikolaikirche von 1752/53 sowie der prächtige Prospekt der vom Silbermann-Schüler
Adam Gottfried Oehme geschaffenen Orgel der Stadtkirche zu Hainichen.
Werke Dorfkirche Frankenstein, Kanzelaltar und Taufengel (letzterer im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg), 1748/49; Nikolaikirche Freiberg, Kanzel und Taufe (Taufe seit 2005 in der Frauenkirche Dresden), 1752/53; Stadtkirche Mittweida, Betstube der Kauf- und Handelsherren Johann Samuel Zincke, Johann Christian Lange und Gottfried Ruppold (erhaltene Reste im Museum Mittweida), 1753-1755; Stadtkirche Hainichen, Orgelprospekt (heute in der Oberkirche Cottbus), 1758/59; Dorfkirche Oberschöna, Kanzelaltar, 1766-1768; Dorfkirche Seelitz, Altar, Kanzel und Taufe, 1770-1774; Kunigundenkirche Rochlitz, Kruzifix, um 1770/75.
Literatur Y. Hoffmann/U. Richter, Johann Gottfried S. Ein Bildhauer des 18. Jahrhunderts in Mittelsachsen, Das Erzgebirgsvorland 3/1993, H. 2; M. Titze, Der barocke Umbau der Freiberger Nikolaikirche und ihre Ausstattung, in: Die Begräbniskapelle im Freiberger Dom und die Nikolaikirche Freiberg, Freiberg 2004, S. 103-121; Y. Hoffmann/U. Richter, Der Hainichener Bildhauer Johann Gottfried S., in: Sächsische Heimatblätter 51/2005, H. 2, S. 94-108; dies., Der barocke Neubau der Frankenberger Kirche 1740-1745 nach Entwürfen des Freiberger Zimmermeisters Johann Gottlieb Ohndorff, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 101/2008, S. 65-199. – DBA I, II; Thieme/Becker, Bd. 32, Leipzig 1999, S. 504.
Yves Hoffmann
23.2.2009
Empfohlene Zitierweise:
Yves Hoffmann, Artikel: Johann Gottfried Stecher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25106 [Zugriff 22.12.2024].
Johann Gottfried Stecher
Werke Dorfkirche Frankenstein, Kanzelaltar und Taufengel (letzterer im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg), 1748/49; Nikolaikirche Freiberg, Kanzel und Taufe (Taufe seit 2005 in der Frauenkirche Dresden), 1752/53; Stadtkirche Mittweida, Betstube der Kauf- und Handelsherren Johann Samuel Zincke, Johann Christian Lange und Gottfried Ruppold (erhaltene Reste im Museum Mittweida), 1753-1755; Stadtkirche Hainichen, Orgelprospekt (heute in der Oberkirche Cottbus), 1758/59; Dorfkirche Oberschöna, Kanzelaltar, 1766-1768; Dorfkirche Seelitz, Altar, Kanzel und Taufe, 1770-1774; Kunigundenkirche Rochlitz, Kruzifix, um 1770/75.
Literatur Y. Hoffmann/U. Richter, Johann Gottfried S. Ein Bildhauer des 18. Jahrhunderts in Mittelsachsen, Das Erzgebirgsvorland 3/1993, H. 2; M. Titze, Der barocke Umbau der Freiberger Nikolaikirche und ihre Ausstattung, in: Die Begräbniskapelle im Freiberger Dom und die Nikolaikirche Freiberg, Freiberg 2004, S. 103-121; Y. Hoffmann/U. Richter, Der Hainichener Bildhauer Johann Gottfried S., in: Sächsische Heimatblätter 51/2005, H. 2, S. 94-108; dies., Der barocke Neubau der Frankenberger Kirche 1740-1745 nach Entwürfen des Freiberger Zimmermeisters Johann Gottlieb Ohndorff, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 101/2008, S. 65-199. – DBA I, II; Thieme/Becker, Bd. 32, Leipzig 1999, S. 504.
Yves Hoffmann
23.2.2009
Empfohlene Zitierweise:
Yves Hoffmann, Artikel: Johann Gottfried Stecher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25106 [Zugriff 22.12.2024].