Johann Friedrich von Burckersroda
Als gewandter und kenntnisreicher Diplomat, mit einer außergewöhnlich gebildeten Frau verheiratet, gehörte B. gemeinsam mit dem Mainzer Domherrn und kursächsischen „Staatsratspräsidenten“ Philipp Ludwig Freiherr von Reiffenberg zeitweilig zu den engsten Vertrauten Kurfürst Johann Georgs II. An der Gestaltung der zwischen Frankreich und dem Kaiser schwankenden Außenpolitik war der zur französischen Partei am Dresdner Hof gehörende B. seit 1664 maßgeblich beteiligt. Auch in die aussichtsreichen Konversionsbemühungen um Johann Georg II. war er einbezogen. – Als Hof-, Justiz- und Appellationsrat in kurfürstlichen Diensten führte B. 1658 das Direktorium auf dem Obersächsischen Kreistag in Leipzig. Ende 1658 erhielt er die Bestallung zum Kammer- und Bergrat. – Bei der Unterwerfung Erfurts unter die Mainzer Landeshoheit durch französische Rheinbund-Truppen verzichtete Kursachsen auf die Ausübung seines Schutzrechts und schloss sich in der Hoffnung auf Subsidien im Regensburger Vertrag von 1664 Frankreich an. Nachdem B. 1664/65 in Wien ergebnislose Geheimverhandlungen über ein Schutzbündnis gegen Frankreich geführt hatte, vereinbarte er 1665 in Zwickau die wenig später erfolgte Aufnahme der albertinischen Nebenlinien in die nunmehr unbefristete französische Allianz. B. sollte auch dem zu konstituierenden geheimen Allianzrat angehören. Seine weiteren diplomatischen Missionen bis in die Mitte der 1670er-Jahre stehen für das letztlich ergebnislose Wechselspiel der kursächsischen Außenpolitik zwischen dem Kaiser, Frankreich und Kurbrandenburg: 1666/67 Wien, 1667 Paris, 1668 Berlin, 1671 und 1674 Wien, 1679 Berlin. – Von Kaiser
Leopold I. zweifellos aus politischem Kalkül in den Reichsfreiherrenstand erhoben, konvertierte B. 1666 in Erfurt zum Katholizismus. Mit der Verpflichtung zur Einhaltung der sächsischen Religionsverfassung wurde der Konvertit 1667 zum Wirklichen Geheimen Rat bestallt. Nach dem Tod Johann Georgs II. aus dem Staatsdienst ausgeschieden und durch sein Amt als Reichspfennigmeister des Ober- und Niedersächsischen Kreises offenbar wenig ausgelastet, begann B. eine intensive Geheimkorrespondenz mit dem leichtgläubigen Herzog
Friedrich I. von Sachsen-Gotha. Im Mittelpunkt standen neben Alchemie und Geheimwissenschaften die von B. entworfenen abenteuerlichen politischen Visionen wie etwa der Erwerb der deutschen Provinzen Schwedens durch Friedrich I., wobei er besonders hinsichtlich einer Revision der Erfurter „Reduktion“ von 1664 sein Wissen erfolgreich in Szene zu setzen wusste.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Originalurkunden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv); Thüringer Staatsarchiv Gotha, Geheimes Archiv.
Literatur V. König, Genealogische Adels=Historie ..., T. 2, Leipzig 1729; K. G. Helbig, Die diplomatischen Beziehungen Johann Georgs II. von Sachsen zu Frankreich, in: Archiv für die Sächsische Geschichte 1/1863, S. 289-328; B. Auerbach, La Diplomatie française et la Cour de Saxe (1648-1680), Paris 1887; R. Fester, Die Augsburger Allianz von 1686, München 1893; J. Vötsch, Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Frankfurt/Main/Berlin/Bern/Wien 2003. – J. H. Zedler, Großes Vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 4, Halle/Leipzig 1733, Sp. 1958; L. Bittner/L. Groß/F. Hausmann (Hg.), Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder seit dem Westfälischen Frieden (1648), Bd. 1, Graz/Köln 1936, Bd. 2, Zürich 1950 (ND Nendeln/Liechtenstein 1976).
Jochen Vötsch
21.9.2005
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Johann Friedrich von Burckersroda,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22476 [Zugriff 21.11.2024].
Johann Friedrich von Burckersroda
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Originalurkunden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv); Thüringer Staatsarchiv Gotha, Geheimes Archiv.
Literatur V. König, Genealogische Adels=Historie ..., T. 2, Leipzig 1729; K. G. Helbig, Die diplomatischen Beziehungen Johann Georgs II. von Sachsen zu Frankreich, in: Archiv für die Sächsische Geschichte 1/1863, S. 289-328; B. Auerbach, La Diplomatie française et la Cour de Saxe (1648-1680), Paris 1887; R. Fester, Die Augsburger Allianz von 1686, München 1893; J. Vötsch, Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Frankfurt/Main/Berlin/Bern/Wien 2003. – J. H. Zedler, Großes Vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 4, Halle/Leipzig 1733, Sp. 1958; L. Bittner/L. Groß/F. Hausmann (Hg.), Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder seit dem Westfälischen Frieden (1648), Bd. 1, Graz/Köln 1936, Bd. 2, Zürich 1950 (ND Nendeln/Liechtenstein 1976).
Jochen Vötsch
21.9.2005
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Johann Friedrich von Burckersroda,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22476 [Zugriff 21.11.2024].