Johann Bodemer

B.s Kindheit war durch Krankheit gekennzeichnet. Nach dem Besuch der Realschule erlernte er den Beruf eines Zeugschmieds. Ab 1860 absolvierte er die Polytechnische Bildungsanstalt in Dresden und wechselte während seines Studiums an das Eidgenössische Polytechnikum Zürich, wo er sein Studium abschloss. Zum Erwerb von Spezialkenntnissen arbeitete er 1866/67 als Montagearbeiter in einer englischen Selfactorfabrik. 1868 übertrug ihm sein Vater Georg Bodemer zunächst die technische Leitung der Zschopauer Spinnerei, bevor er und sein Schwager Wilhelm Dürrfeld 1872 die gesamte Betriebsleitung übernahmen. – B. gehörte zum großen Kreis der sächsischen Techniker, deren Leistungen weit über die Landesgrenze hinaus wirksam wurden. 1873 entwickelte B. einen Regulator für die in der Spinnerei installierten Wasserturbinen (200 PS), für den er ein Patent erhielt. 1876 wurde der Regulator auf der Weltausstellung in Philadelphia präsentiert und erfuhr dort hohe Anerkennung. – Eine weitere ingenieurtechnische Meisterleistung B.s war 1879 die Errichtung eines steinernen Wehrs mit steinerner Frontmauer und Sturzbecken an der Zschopau (4,15 Meter hoch). Auch eine Selfactorkonstruktion mit einer Leistungssteigerung um 25 Prozent bei verringertem Kraftaufwand geht auf B. zurück. – Erfolgreich trieb B. außerdem sein eigenes Unternehmen voran. Durch ausgedehnte Reisen nach Indien und Amerika erweiterte er die Geschäftsbeziehungen seiner Fabrik beträchtlich, in der um 1910 310 Arbeiter beschäftigt waren. 1913 erfolgte die Umwandlung des Familienbetriebs in eine Aktiengesellschaft (Zschopauer Baumwollspinnerei - Aktiengesellschaft). B. siedelte danach in die Schweiz über. – Für seine Verdienste um den Spinnmaschinenbau wurde B. 1909 die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Dresden verliehen.

Literatur Zschopauer Baumwollspinnerei Aktiengesellschaft (vormals Georg Bodemer), o.O. 1919, S. 29ff. (Bildquelle); Zur Geschichte des Mittleren Erzgebirgskreises, Zeittafel, Teil 1, Marienberg 1997, S. 306f. (P); R. Forberger, Die Industrielle Revolution in Sachsen 1800-1861, Bd. 1: 1800-1830, Berlin 1982, Bd. 1/2, Tab. 121, Bd. 2: 1831-1861, Leipzig 1999-2003, Bd. 2/2, Tab. 1190. – DBA II, III; DBE, 2. CD-ROM-Edition, 2004; NDB 2, S. 353.

Ursula Forberger †
6.7.2005


Empfohlene Zitierweise:
Ursula Forberger †, Artikel: Johann Bodemer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/623 [Zugriff 21.11.2024].

Johann Bodemer



Literatur Zschopauer Baumwollspinnerei Aktiengesellschaft (vormals Georg Bodemer), o.O. 1919, S. 29ff. (Bildquelle); Zur Geschichte des Mittleren Erzgebirgskreises, Zeittafel, Teil 1, Marienberg 1997, S. 306f. (P); R. Forberger, Die Industrielle Revolution in Sachsen 1800-1861, Bd. 1: 1800-1830, Berlin 1982, Bd. 1/2, Tab. 121, Bd. 2: 1831-1861, Leipzig 1999-2003, Bd. 2/2, Tab. 1190. – DBA II, III; DBE, 2. CD-ROM-Edition, 2004; NDB 2, S. 353.

Ursula Forberger †
6.7.2005


Empfohlene Zitierweise:
Ursula Forberger †, Artikel: Johann Bodemer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/623 [Zugriff 21.11.2024].