Eugen Fritsch

Aufgewachsen im Mülsengrund bei Zwickau, erlernte F. nach dem Besuch der Volks- und Fortbildungsschule das Weberhandwerk. Seine Wanderschaft führte ihn über Bayern bis nach Norddeutschland, wo er als Krankenwärter arbeitete. 1903 trat F. der SPD bei. Nach seiner aktiven Militärzeit 1904/05 in Leisnig ging er nach Chemnitz, wo sein gewerkschaftliches Engagement begann. Als geschäftsführendes Mitglied des Deutschen Textilarbeiterverbands stand F. dem Chemnitzer Raum vor. 1909 wurde er für drei Jahre mit der Aufbauleitung einer gewerkschaftlichen Geschäftsstelle in Reichenau an der böhmischen Grenze betraut. Während des Ersten Weltkriegs diente F. als Sanitätssoldat in Frankreich und Belgien. In dieser Zeit veröffentlichte er in unregelmäßigen Abständen verschiedene lyrische und humoristische Beiträge in der „Chemnitzer Volksstimme“. Kurz nach seiner Heimkehr nach Chemnitz übernahm er am 13.11.1918 das Garnisonskommando für die Stadt sowie das Bezirkskommando für den dortigen Landwehrbezirk. Darüber hinaus engagierte sich F. kommunalpolitisch. So gehörte er zwischen Januar und Oktober 1919 dem Chemnitzer Stadtverordnetenkollegium an. Ein bei der „Volkszeitung für das Vogtland“ in Plauen angebotener Redakteursposten ließ ihn sein Mandat vorzeitig niederlegen. Zwischen 1921 und 1933 war F. Stadtverordneter im Plauener Rathaus und Mitglied zahlreicher Ausschüsse. Als Vorsitzender der SPD-Fraktion sowie als Gauvorsteher des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ prägte F. die Sozialdemokratie in Plauen und Umgebung. Zudem festigten verschiedene Strafverfahren, die teils hochrangige Mitglieder der NSDAP wie Hans Schemm, Werner Studentkowski und sogar Martin Mutschmann und Adolf Hitler gegen ihn anstrengten, sein überregionales Renommee. – F. gehörte zu knapp 9.000 politischen Gegnern, die das nationalsozialistische Regime bis Mitte April 1933 sachsenweit im Umfeld des Reichstagsbrands in „Schutzhaft“ nahm. Auf diesem Weg kam er über Plauen in das KZ Osterstein. In Haft sitzend erreichte ihn seine Berufung in den Sächsischen Landtag, dem er formal ab Mitte Juni angehörte. Wenige Wochen später wurde F. in das KZ Hohnstein überstellt, wo ihn das Lagerpersonal Anfang September 1933 unter ungeklärten Umständen gewaltsam zu Tode brachte. Aus Angst, Nationalsozialisten könnten das Grab ihres Manns schänden, gab seine Frau die Urne mit den sterblichen Überresten erst 1947 zur Beisetzung in einer Plauener Ehrenstätte frei. Zeitgleich wurde die Blumenstraße, der langjährige Redaktionssitz der „Volkszeitung für das Vogtland“, ihm zu Ehren umbenannt.

Quellen Vogtlandmuseum Plauen, Nachlass F. (P).

Literatur A. O. Müller, Aktenzeichen 1 P 113/25 - Der Strafprozess Hitler-Fritsch, Magisterarbeit TU Chemnitz 2009. – DBA III; W. H. Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, Düsseldorf 1995, S. 452; M. Schumacher (Hg.), M.d.L. Das Ende der Parlamente 1933 und die Abgeordneten der Landtage und Bürgerschaften der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf 1995, S. 43; Wilhelm H. Schröder (Hg.), Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876-1933 (BIOSOP).

Porträt Fotografie, um 1919, Privatbesitz (Bildquelle).

Alexander O. Müller
30.7.2010


Empfohlene Zitierweise:
Alexander O. Müller, Artikel: Eugen Fritsch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10041 [Zugriff 12.5.2024].

Eugen Fritsch



Quellen Vogtlandmuseum Plauen, Nachlass F. (P).

Literatur A. O. Müller, Aktenzeichen 1 P 113/25 - Der Strafprozess Hitler-Fritsch, Magisterarbeit TU Chemnitz 2009. – DBA III; W. H. Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, Düsseldorf 1995, S. 452; M. Schumacher (Hg.), M.d.L. Das Ende der Parlamente 1933 und die Abgeordneten der Landtage und Bürgerschaften der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf 1995, S. 43; Wilhelm H. Schröder (Hg.), Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876-1933 (BIOSOP).

Porträt Fotografie, um 1919, Privatbesitz (Bildquelle).

Alexander O. Müller
30.7.2010


Empfohlene Zitierweise:
Alexander O. Müller, Artikel: Eugen Fritsch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10041 [Zugriff 12.5.2024].