Ernst Gerhard Dresel

Nach dem Abitur begann D. 1905 ein Medizinstudium in Straßburg, das er in Berlin, Kiel, Bonn und Heidelberg fortsetzte. 1910 legte er sein Staatsexamen ab. Bis Juli 1911 arbeitete er als Praktikant in der Inneren Klinik und dem Hygienischen Institut der Universität Heidelberg. 1911 legte er seine Dissertation zur „Bildung der ärztlichen Standesvereine und staatlichen Organisationen der Ärzte bis zur Gründung des Leipziger Verbandes“ vor. D. erhielt eine Assistentenstelle am Hygienischen Institut Heidelberg, wo er fünf Jahre tätig war und sich 1915 im Fachbereich Hygiene habilitierte – ein Bereich, der für sein weiteres Leben bestimmend wurde. Nach 1911 absolvierte D. zudem ein zweijähriges Studium der Staats- und Kameralwissenschaften, das er 1913 mit dem Titel Dr. phil. abschloss. D. blieb bis 1926 an der medizinischen Fakultät in Heidelberg, wo er im März 1921 außerordentlicher Professor geworden war. Seine Kenntnisse im Bereich der Hygiene und Bakteriologie führten ihn in dieser Zeit auf Gastprofessuren nach Gießen und Dresden. Im Juni 1926 nahm D. das Ordinariat in Greifswald und die Leitung des dortigen Hygieneinstituts an. In Greifswald entstanden seine bekannten Werke „Lehrbuch für Hygiene“ und „Grundriß der Gesundheitslehre“, die großes fachliches Aufsehen erregten. – 1934 bis 1945 war D. an der Universität Leipzig als ordentlicher Professor für Hygiene und Bakteriologie tätig. Sein Wirken in Leipzig ist sehr umstritten, da er sich, der nationalsozialistischen Ideologie verpflichtet, öffentlich für sozial-hygienische Maßnahmen aussprach, die in letzter Konsequenz unheilbar Kranken bzw. behinderten Menschen das Recht auf Leben verwehrten. Nach 1945 erhielt D. zwei Jahre Berufsverbot. Er verließ Leipzig und ging nach Bremen. Dort bekleidete er Anfang 1948 als wissenschaftlicher Berater in einer chemischen Fabrik, 1949 als Betriebsarzt und Personalchef einer Speditionsfirma und als Inhaber eines bakteriologisch-serologischen Untersuchungsinstituts hohe Stellungen. Am 27.6.1958 wurde D. das Ehrenamt eines emeritierten ordentlichen Professors von der Universität Heidelberg verliehen. – D. veröffentlichte zahlreiche bakteriologische und serologische Arbeiten und konnte wichtige Erkenntnisse über die Wirkung von Viren und Bakterien auf den menschlichen und tierischen Organismus vorlegen. Daneben setzte er sich in zahlreichen Untersuchungen und Schriften mit sozialen Problemen, wie dem Alkoholismus und seiner Bekämpfung, auseinander.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Polizeiliche Meldekartei der Stadt Leipzig, PP-M 179, Adressbuch von 1936 und 1942; Universitätsarchiv Heidelberg, Personalakte, A-219; Generallandesarchiv Karlsruhe, Abteilung 235, Faszikel 1903.

Werke Die Organisationsbestrebungen im ärztlichen Stande, Berlin 1913; Soziale Fürsorge - eine Übersicht für Studierende und Sozialtätige, Berlin 1918, 21922; Die Ursachen der Trunksucht und ihre Bekämpfung durch die Trinkerfürsorge Heidelberg, Berlin 1921; Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge, Berlin 1926; Hygiene und Sozialpolitik, Greifswald 1927; Lehrbuch der Hygiene, Berlin/Wien 1928; Grundriß der Gesundheitslehre für Volksschullehrer, Osterwiek/Harz 1932; Die Epidemiologie des Typhus abdominalis unter besonderer Berücksichtigung des Bact. typhi falvum, Leipzig 1933.

Literatur W. Schuder, Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Bd. 1, Berlin 101966, S. 419f.; H. O. Gawliczek, Chronik der Ärzte Heidelbergs, Mannheim 1985, S. 125, 129 (P); D. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, Berlin/Heidelberg 1986, S. 51; C. Jansen, Professoren und Politik, Göttingen 1992, S. 159. – DBA II, III; I. Fischer, Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten 50 Jahre, Bd. 1, München/Berlin 31962, S. 330.

Porträt Foto, Universitätsarchiv Heidelberg, Bildersammlung, POS I/00644 (Bildquelle).

Anne-Kristin Trapp
8.8.2007


Empfohlene Zitierweise:
Anne-Kristin Trapp, Artikel: Ernst Gerhard Dresel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16811 [Zugriff 20.4.2024].

Ernst Gerhard Dresel



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Polizeiliche Meldekartei der Stadt Leipzig, PP-M 179, Adressbuch von 1936 und 1942; Universitätsarchiv Heidelberg, Personalakte, A-219; Generallandesarchiv Karlsruhe, Abteilung 235, Faszikel 1903.

Werke Die Organisationsbestrebungen im ärztlichen Stande, Berlin 1913; Soziale Fürsorge - eine Übersicht für Studierende und Sozialtätige, Berlin 1918, 21922; Die Ursachen der Trunksucht und ihre Bekämpfung durch die Trinkerfürsorge Heidelberg, Berlin 1921; Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge, Berlin 1926; Hygiene und Sozialpolitik, Greifswald 1927; Lehrbuch der Hygiene, Berlin/Wien 1928; Grundriß der Gesundheitslehre für Volksschullehrer, Osterwiek/Harz 1932; Die Epidemiologie des Typhus abdominalis unter besonderer Berücksichtigung des Bact. typhi falvum, Leipzig 1933.

Literatur W. Schuder, Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, Bd. 1, Berlin 101966, S. 419f.; H. O. Gawliczek, Chronik der Ärzte Heidelbergs, Mannheim 1985, S. 125, 129 (P); D. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932, Berlin/Heidelberg 1986, S. 51; C. Jansen, Professoren und Politik, Göttingen 1992, S. 159. – DBA II, III; I. Fischer, Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten 50 Jahre, Bd. 1, München/Berlin 31962, S. 330.

Porträt Foto, Universitätsarchiv Heidelberg, Bildersammlung, POS I/00644 (Bildquelle).

Anne-Kristin Trapp
8.8.2007


Empfohlene Zitierweise:
Anne-Kristin Trapp, Artikel: Ernst Gerhard Dresel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16811 [Zugriff 20.4.2024].