Christoph von Loß der Ältere

L. gehörte am Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts zusammen mit seinen Söhnen Christoph und Joachim zu den einflussreichsten Vertretern des sächsischen Adels. In hohen Hof- und Verwaltungsämtern sowie in verschiedenen Landtags- u.a. Ausschüssen der Ritterschaft war er maßgeblich an der Gestaltung der kursächsischen Innen- und Außenpolitik beteiligt. – Im Alter von neun Jahren absolvierte L. eine sechsjährige Schulbildung in Zeitz und ging 1560 zum Jurastudium an die Universität Leipzig. Seine Multifunktionalität in der Hof- und Landesadministration ist ebenso belegt wie seine wiederholte Mitgliedschaft in Ausschüssen der Landtage. L.s Hofkarriere begann zunächst in Brandenburg. Bereits Ende 1562 ging er an den Hof des brandenburgischen Markgrafen Johann Georg und 1563 für ein Jahr nach Berlin an den Hof des Kurfürsten Joachim. Anschließend trat er in die Dienste des Kurfürsten August von Sachsen, der ihn 1584 zum Hofrat ernannte. Als solcher war er später auch für Kurfürst Christian I. tätig und übte nach dessen Tod für die verwitwete Kurfürstin Sophie das Amt des Hofmarschalls aus. Unter Kurfürst Christian II. rückte L. in den Geheimen Rat auf und war damit bis zu seinem Tod ein wichtiger Exponent kursächsischer Politik. Darüber hinaus lässt sich für L. zwischen 1570 und 1609 die Teilnahme an sieben Landtagen und einem Ausschusstag sowie die Wahl in den Weiteren Ausschuss der Ritterschaft nachweisen. Nicht zuletzt aufgrund seiner Doppelrolle sowohl in den Ständeversammlungen als auch bei Hof nahm L. eine wichtige Mittlerfunktion zwischen Landesherrschaft und Landständen ein. Seine besondere Beziehung zum Landesfürsten fand ihren Ausdruck u.a. auch in wertvollen Geschenken, wie etwa in Form des berühmten Kirschkerns im Dresdner Grünen Gewölbe mit wohl 113 eingeschnitzten Köpfen, den L. 1589 Kurfürst Christian I. übereignete. – Ein weiteres hohes Amt wurde dem zur kursächsischen Führungselite zählenden, in Hofdiensten erfahrenen, fremdsprachlich und juristisch gebildeten L. zudem in der Finanzpolitik des Alten Reichs übertragen. Seit 1585 bekleidete er in der Nachfolge Damian von Sebottendorfs 24 Jahre lang das Amt des Reichspfennigmeisters für den Ober- und Niedersächsischen Kreis. Damit verbunden war die Aufgabe, die vom Reichstag bewilligten Finanz- und Militärhilfen zur Bekämpfung der osmanischen Bedrohung in der Legstadt Leipzig einzunehmen und an die verschiedenen kaiserlichen Zahlämter weiterzuleiten. Kennzeichnend für die Amtszeit des Pfennigmeisters L. waren die großen Herausforderungen während des Langen Türkenkriegs zwischen 1593 und 1606, der enorme Reichshilfen für die Kriegsführung sowie für die Sicherung der Militärgrenze gegen das Osmanische Reich nach sich zog. L. gehörte ferner mehrfach zu den Sonderbotschaftern, die im kaiserlichen Auftrag zusätzliche Finanzmittel direkt bei den Reichsständen der beiden Reichskreise einbringen sollten. – Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Martha heiratete L. 1589 Anna von Gersdorf. Aus beiden Ehen gingen 19 Kinder hervor. Der familiäre und herrschaftliche Mittelpunkt war das Rittergut Pillnitz, das L. 1569 von Caspar Ziegler erwarb und als Lehen übertragen bekam. Diesen Besitz konnte er in der Folgezeit beträchtlich erweitern. 1579 kaufte er den Rittersitz Graupa, der 1587 ebenso wie das Pillnitzer Gut schriftsässig wurde. Außerdem erwarb er Vorderjessen, wo er ein Vorwerk (ab 1600 Rittergut) einrichtete. Für seine Verdienste bei Hof erhielt er 1593 die hohe Jagdgerechtigkeit, die er 1604 dem Kurfürsten Christian II. gegen umfangreiche Entschädigungen wieder abtreten musste. Auf L. gehen bauliche Veränderungen am bis dahin nur wenig repräsentativen Schloss Pillnitz zurück. Überliefert ist die Anlage eines Lustgartens. Darüber hinaus konnte 1596 der Neubau der Schlosskirche abgeschlossen werden. Die Kirche wurde 1722 abgebrochen und 1725 als Weinbergkirche unweit des Dorfs Pillnitz wieder aufgebaut, wohin auch die Grablege L.s überführt wurde. Zusammen mit dem Kirchenbau stattete L. zugleich den Pfarrer und Lehrer mit Wohnungen und Einkünften aus.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 12881 Genealogica, Genealogica von Loß, Vol. 1-2, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 7880, Acta die Ersetzung des Reichspfennigmeister Amts in ober und nieder sächs. Creys betr., Ao 1635-1698, Loc. 8021, Rep. III, Reichspfennigmeisterakten 1609-1710; Hofkammerarchiv Wien, Hoffinanz Österreich; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftenabteilung, F. L. Zacharias, Sammlung historisch-topographisch u. genealogischer Nachrichten über das Königl. Sächs. Cammerguth und Lust Schloß Pillnitz, 1826; O. Franke, Christliche Leich- und Ehrenpredigt, … Christoph vom Loss des Eltern auff Pilnitz und Graupa …, Dresden 1643.

Literatur A. von Minckwitz, Geschichte von Pillnitz vom Jahre 1403 an, Dresden 1893 (P, Grabplatte [Bildquelle]); W. Schulze, Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert, München 1978; M. Schattkowsky, „... und wolte ich mit ihnen in frieden und ruhe leben“, in: J. Peters (Hg.), Konflikt und Kontrolle in Gutsherrschaftsgesellschaften, Göttingen 1995, S. 359-403; J. Ludwig, Die Rolle Leipzigs in der Finanzverwaltung des Alten Reiches bis zum Beginn des 30jährigen Krieges (1557-1618), in: Leipziger Kalender 1997, S. 91-113; F. Müller, Kursachsen und der Böhmische Aufstand 1618-1622, Münster 1997; M. Schattkowsky, Zwischen Rittergut, Residenz und Reich, Leipzig 2007.

Martina Schattkowsky
19.12.2016


Empfohlene Zitierweise:
Martina Schattkowsky, Artikel: Christoph von Loß der Ältere,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25202 [Zugriff 21.12.2024].

Christoph von Loß der Ältere



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 12881 Genealogica, Genealogica von Loß, Vol. 1-2, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 7880, Acta die Ersetzung des Reichspfennigmeister Amts in ober und nieder sächs. Creys betr., Ao 1635-1698, Loc. 8021, Rep. III, Reichspfennigmeisterakten 1609-1710; Hofkammerarchiv Wien, Hoffinanz Österreich; Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftenabteilung, F. L. Zacharias, Sammlung historisch-topographisch u. genealogischer Nachrichten über das Königl. Sächs. Cammerguth und Lust Schloß Pillnitz, 1826; O. Franke, Christliche Leich- und Ehrenpredigt, … Christoph vom Loss des Eltern auff Pilnitz und Graupa …, Dresden 1643.

Literatur A. von Minckwitz, Geschichte von Pillnitz vom Jahre 1403 an, Dresden 1893 (P, Grabplatte [Bildquelle]); W. Schulze, Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert, München 1978; M. Schattkowsky, „... und wolte ich mit ihnen in frieden und ruhe leben“, in: J. Peters (Hg.), Konflikt und Kontrolle in Gutsherrschaftsgesellschaften, Göttingen 1995, S. 359-403; J. Ludwig, Die Rolle Leipzigs in der Finanzverwaltung des Alten Reiches bis zum Beginn des 30jährigen Krieges (1557-1618), in: Leipziger Kalender 1997, S. 91-113; F. Müller, Kursachsen und der Böhmische Aufstand 1618-1622, Münster 1997; M. Schattkowsky, Zwischen Rittergut, Residenz und Reich, Leipzig 2007.

Martina Schattkowsky
19.12.2016


Empfohlene Zitierweise:
Martina Schattkowsky, Artikel: Christoph von Loß der Ältere,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25202 [Zugriff 21.12.2024].