Christian Friedrich Scheithauer

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte S. maßgeblichen Anteil an der Modernisierung des städtischen Schulwesens in Chemnitz. Bleibende Verdienste erwarb er sich als Amateurastronom. – In Chemnitz besuchte S. 1786 bis 1794, wahrscheinlich als Freischüler, das Lyceum. Während des letzten Schuljahrs war er Gehilfe des Superintendenten Gottlieb Merkel, der ihn förderte und durch Reformen sowie verbesserte Methoden die Bildungsarbeit an den Schulen positiv beeinflusste. Hier sammelte S. erste Erfahrungen, die seine spätere Berufswahl prägten. – S. begann 1794 im Alter von 22 Jahren seine Tätigkeit als Lehrer für Mädchen der inneren Stadt. Schnell erkannte er die Unzulänglichkeiten des Unterrichts und begann, auch unter Einsatz eigener finanzieller Mittel, diese abzustellen. Dabei versuchte er, die von Merkel begonnenen Reformen und neuen Methoden fortzusetzen und zu erweitern, indem er weniger Gewicht dem Katechismus als vielmehr dem Lesen, Rechnen und Schreiben sowie der Förderung begabter Kinder beimaß. S. forderte nicht nur angemessene Räume und Lehrmittel für einen anschaulichen Unterricht, sondern auch gleiche solide Bildung für Jungen und Mädchen. Als Mitglied des 1826 gegründeten Schulvereins setzte er sich für das Ziel ein, eine allgemeine Bürgerschule für alle Kinder zu erwirken. Schon seit 1807 hatte er in Diskussionsrunden der Gesellschaft „Freunde in der Not“ auf die Bedeutung einer kontinuierlichen Bildung und Erziehung hingewiesen. Ab 1828 nutzte S. die Gelegenheit, im „Literarischen Verein zu Chemnitz“, der auf die populäre Verbreitung von Forschungsergebnissen und Erfindungen aus allen Fachgebieten zielte, seine astronomischen Kenntnisse zu vermitteln. Als sich im Januar 1826 ein Schulverein bildete, um eine allgemeine Bürgerschule zu gründen, gehörte S. zu den ersten Mitgliedern. In der schließlich am 15.8.1831 gegründeten Bürgerschule war er als Lehrer für die Ausbildung der Mädchen tätig und unterrichtete 14 Jahre lang in den Fächern Religion, Deutsch, Naturkunde, Rechnen und Gedächtnisübungen. Außerdem trat er im November desselben Jahrs dem „Pädagogischen Verein zu Chemnitz“ bei. – In seiner Freizeit beschäftigte sich S. wohl ab 1799 mit der Astronomie. Sein Wissen erwarb er als Autodidakt; dazu studierte er die Fachliteratur, beobachtete regelmäßig den Sternenhimmel und suchte den Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten und Fachleuten. Unterstützt durch Christian Gottfried Kretschmar, Herausgeber der Zeitung „Chemnitzer Anzeiger“, veröffentlichte S. astronomische Beiträge. Trotz einfacher Instrumente zur Sternbeobachtung gelang es S., drei lichtschwache Schweifsterne von Chemnitz aus zu entdecken: Komet 1817 zusammen mit Heinrich Wilhelm Olbers, Komet 1818 III nach Jean Louis Pons und als erster den Kometen 1824 II. Studien dieser Art meldete S. dem Berliner Astronomen Johann Elert Bode und wurde damit in den astronomischen Jahrbüchern verzeichnet. – S.s Bedeutung ist lokal begrenzt, die Spur seiner astronomischen Tätigkeit aber wurde von jungen Kollegen weitergetragen und führte 1893 zur Gründung der ersten Schulsternwarte am Königlichen Gymnasium in Chemnitz. Darüber hinaus wurde S. 2002 Namensgeber eines Kleinplaneten mit der Nr. 195600.

Quellen F. E. Winzer, Gedächtnispredigt auf den Verdienstvollen Superintendent Herrn Doctor Gottlieb Merkel, Chemnitz 1807; Stadtarchiv Chemnitz, Ratsakten Kap III Sekt. 1a, Nr. 225, Bl. 503, 565; Bestand des Vereins für Chemnitzer Geschichte, „Literarischer Verein“, Bd. 7, Nr. 16; Pfarrarchiv Jakobi-Johannis Chemnitz, Taufbücher, Traubücher, Totenregister 1772-1850.

Werke Der Komet, in: Chemnitzer Anzeiger 1807, S. 372; Der Elferwein, in: ebd. 1816, S. 58; Der jetzige Komet, in: ebd. 1824, S. 58; Anleitung zu Sprach- und Denk-Uebungen oder naturmäßiger erster Unterricht in der Muttersprache, Chemnitz 1842.

Literatur J. E. Bode, Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1827, Berlin 1828, S. 200; W. Goram, Die Geschichte des Chemnitzer Elementarschulwesens, Diss. Leipzig, Würzburg 1933, S. 100-103, 117; E. Pfitzner, Christian Friedrich S. und die Astronomie in Chemnitz am Anfang des 19. Jahrhunderts, in: Acta Historica Astronomiae 13/2001, S. 100-112; dies., Sterne über Chemnitz. Christian Friedrich S. und die Astronomie in Chemnitz im 19. und 20. Jahrhundert, Chemnitz 2014.

Elvira Pfitzner
9.1.2017


Empfohlene Zitierweise:
Elvira Pfitzner, Artikel: Christian Friedrich Scheithauer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18077 [Zugriff 18.4.2024].

Christian Friedrich Scheithauer



Quellen F. E. Winzer, Gedächtnispredigt auf den Verdienstvollen Superintendent Herrn Doctor Gottlieb Merkel, Chemnitz 1807; Stadtarchiv Chemnitz, Ratsakten Kap III Sekt. 1a, Nr. 225, Bl. 503, 565; Bestand des Vereins für Chemnitzer Geschichte, „Literarischer Verein“, Bd. 7, Nr. 16; Pfarrarchiv Jakobi-Johannis Chemnitz, Taufbücher, Traubücher, Totenregister 1772-1850.

Werke Der Komet, in: Chemnitzer Anzeiger 1807, S. 372; Der Elferwein, in: ebd. 1816, S. 58; Der jetzige Komet, in: ebd. 1824, S. 58; Anleitung zu Sprach- und Denk-Uebungen oder naturmäßiger erster Unterricht in der Muttersprache, Chemnitz 1842.

Literatur J. E. Bode, Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1827, Berlin 1828, S. 200; W. Goram, Die Geschichte des Chemnitzer Elementarschulwesens, Diss. Leipzig, Würzburg 1933, S. 100-103, 117; E. Pfitzner, Christian Friedrich S. und die Astronomie in Chemnitz am Anfang des 19. Jahrhunderts, in: Acta Historica Astronomiae 13/2001, S. 100-112; dies., Sterne über Chemnitz. Christian Friedrich S. und die Astronomie in Chemnitz im 19. und 20. Jahrhundert, Chemnitz 2014.

Elvira Pfitzner
9.1.2017


Empfohlene Zitierweise:
Elvira Pfitzner, Artikel: Christian Friedrich Scheithauer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18077 [Zugriff 18.4.2024].