Adolf Zade
Z. besuchte das Humanistische Gymnasium in Köslin (poln. Koszalin) und wandte sich anschließend der praktischen Landwirtschaft zu, wobei er seine Lehrzeit auf verschiedenen Gütern Pommerns und der Mark Brandenburg verbrachte. Im Wintersemester 1905/06 immatrikulierte er sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, wechselte jedoch schon im darauffolgenden Sommersemester an die Universität Jena, um sich bei
Wilhelm Edler auf die Pflanzenbaulehre zu spezialisieren. Hier lernte er auch seine spätere Frau kennen. Nach dem Abschluss seines Studiums trat er als Assistent Edlers in das Landwirtschaftliche Institut ein und wurde 1909 mit einer Dissertation über den Flughafer promoviert, welche Aufnahme in die Schriftenreihe der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) fand. Seine akademische Laufbahn setzte er seit Anfang 1912 an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Harleshausen bei Kassel fort. Schon 1913 kehrte Z. jedoch nach Jena zurück, um die Nachfolge
Theodor Roemers als Assistent für die Versuchswirtschaft Zwätzen anzutreten und sich zu habilitieren. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs übernahm der junge Privatdozent die kommissarische Leitung des Landwirtschaftlichen Instituts, während Edler als Offizier an der Westfront stand. Angeregt durch die Sortenversuche der DLG beschäftigte Z. sich in dieser Zeit intensiv mit dem Haferanbau. Die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit legte er 1918 in der Abhandlung „Der Hafer. Eine Monographie auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage“ vor, die sich rasch als Standardwerk etablieren konnte. Im Frühjahr 1919 folgte Z. einem Ruf auf das Extraordinariat für Landwirtschaft der Universität Leipzig, das 1920 in ein Ordinariat für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung umgewandelt wurde. Obgleich er damit eine der landwirtschaftlichen Eckprofessuren der sächsischen Landesuniversität bekleidete, vermochte er sich in hochschulpolitischen Belangen nicht gegen seinen ungleich besser vernetzten Kollegen Friedrich Falke durchzusetzen, welcher die Führungsrolle am Landwirtschaftlichen Institut beanspruchte. Z. widmete sich daher ganz seiner wissenschaftlichen Arbeit, deren Spektrum nun von der Phytopathologie über die Biologie der Ackerunkräuter bis zur damals hochinnovativen Züchtung von Futterpflanzen reichte. Auch das landwirtschaftliche Versuchswesen verdankt ihm entscheidende Impulse. Mit der Einführung der „Langparzellenmethode“ konnte die auf
Kurt von Rümker zurückgehende Versuchsanordnung für Sortenprüfungen wesentlich vereinfacht werden. Ab 1925 wandte sich Z. der Transpirationsforschung zu. Die von ihm entwickelte „Anwelkmethode“ ermöglichte es, den spezifischen Wasserbedarf der verschiedenen Kulturpflanzensorten zu ermitteln und im Anbau entsprechend zu berücksichtigen. Anfang 1933 veröffentlichte er mit der „Pflanzenbaulehre für Landwirte“ sein Hauptwerk, das jahrzehntelang als unerreicht galt, aus politischen Gründen aber nur eine Auflage erfuhr. Im Herbst 1933 wurde der Leipziger Ordinarius aufgrund seiner jüdischen Abstammung gemäß § 3 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem Staatsdienst entlassen. Noch im Oktober 1933 emigrierte das Ehepaar nach Schweden, wo Z. eine Anstellung in der chemischen Industrie fand. Als Mitarbeiter des Unternehmens Lauxein-Casco entwickelte er das Pflanzenschutzpräparat „Panogen“, das sich in den 1950er-Jahren bei der Bekämpfung des Haferflugbrands weltweit durchsetzen sollte. Eine Rückkehr an die Universität Leipzig war Z. nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich.
Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, PA 197; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11401 Ministerium für Volksbildung, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung.
Werke Serologische Studien an Leguminosen und Gramineen, Merseburg 1914; Der Hafer, Jena 1918; Der praktische Haferbau, Berlin 1918, 21922; Das Knaulgras (Dactylis glomerata L.), Berlin 1920; Werdegang und Züchtungsgrundlagen der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, Leipzig 1921; Neue Untersuchungen über den Wasserhaushalt der Kulturpflanzen, Leipzig 1930; Pflanzenbaulehre für Landwirte, Berlin 1933.
Literatur A. Arland/K. Christoph/E. Röhling, Adolf Z. - Direktor des Institutes für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Leipzig, in: E. Engelberg (Red.), Karl-Marx-Universität Leipzig 1409-1959, Bd. 2, Leipzig 1959, S. 249-261; A. Arland, Adolf Z. (1880-1949), in: M. Steinmetz (Hg.), Bedeutende Gelehrte in Leipzig, Bd. 2, Leipzig 1965, S. 165-178; R. Lambrecht, Politische Entlassungen in der NS-Zeit, Leipzig 2006, S. 201f.; E. Schulze, Die Agrarwissenschaften an der Universität Leipzig 1740-1945, Leipzig 2006, S. 215-220. – DBA II, III; DBE 10, S. 612.
Porträt Fotografie, um 1925, Universität Leipzig, Universitätsarchiv, FS N00169 (Bildquelle).
Christian Augustin
3.4.2013
Empfohlene Zitierweise:
Christian Augustin, Artikel: Adolf Zade,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4236 [Zugriff 19.11.2024].
Adolf Zade
Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, PA 197; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11401 Ministerium für Volksbildung, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung.
Werke Serologische Studien an Leguminosen und Gramineen, Merseburg 1914; Der Hafer, Jena 1918; Der praktische Haferbau, Berlin 1918, 21922; Das Knaulgras (Dactylis glomerata L.), Berlin 1920; Werdegang und Züchtungsgrundlagen der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, Leipzig 1921; Neue Untersuchungen über den Wasserhaushalt der Kulturpflanzen, Leipzig 1930; Pflanzenbaulehre für Landwirte, Berlin 1933.
Literatur A. Arland/K. Christoph/E. Röhling, Adolf Z. - Direktor des Institutes für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Leipzig, in: E. Engelberg (Red.), Karl-Marx-Universität Leipzig 1409-1959, Bd. 2, Leipzig 1959, S. 249-261; A. Arland, Adolf Z. (1880-1949), in: M. Steinmetz (Hg.), Bedeutende Gelehrte in Leipzig, Bd. 2, Leipzig 1965, S. 165-178; R. Lambrecht, Politische Entlassungen in der NS-Zeit, Leipzig 2006, S. 201f.; E. Schulze, Die Agrarwissenschaften an der Universität Leipzig 1740-1945, Leipzig 2006, S. 215-220. – DBA II, III; DBE 10, S. 612.
Porträt Fotografie, um 1925, Universität Leipzig, Universitätsarchiv, FS N00169 (Bildquelle).
Christian Augustin
3.4.2013
Empfohlene Zitierweise:
Christian Augustin, Artikel: Adolf Zade,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4236 [Zugriff 19.11.2024].