Franz Löbmann
Die Amtszeit von L. als Apostolischer Administrator der Lausitz und Apostolischer Vikar der Sächsischen Erblande betrug nur reichlich fünf Jahre. Doch reicht seine Bedeutung gerade durch die mit seinem Namen und seinem Engagement verbundenen Vorbereitungen zur Wiedererrichtung des Bistums Meißen von 1921 über seine Amtsführung hinaus. – Nach dem Besuch der Volksschule in Schirgiswalde und der Präparandie in Bautzen wechselte L. 1870 an das Kleinseitner Gymnasium in Prag und trat als Zögling in das dortige Wendische Seminar ein. 1876/77 leistete er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in Bautzen. Danach begab sich L. zum Theologiestudium wieder nach Prag. 1880/81 bereitete er sich an der Universität Leipzig auf das höhere Lehramt vor. Am 15.10.1881 erhielt er in Bautzen die Priesterweihe, wonach sich fünf Kaplansjahre in Leutersdorf (Kreis Zittau) und Schirgiswalde anschlossen. 1887 wurde er zum Direktor der Bautzener Domschule und 1891 zum Direktor des Katholischen Lehrerseminars in Bautzen berufen. Dieses Amt hatte er auch als Kanonikus am Domstift St. Petri inne. 1899 erfolgte die Ernennung zum nichtresidierenden, 1905 zum residierenden Domherrn. – Nachdem L. am 5.11.1914 zum Domdekan des Kollegiatkapitels und - damit verbunden - zum Apostolischen Administrator der Lausitz gewählt worden war, erfolgte seine Bestätigung durch den Heiligen Stuhl und den sächsischen König. Das Königshaus hatte schon geraume Zeit vorher sein Interesse an der Wahl L.s erkennen lassen. Es wünschte auch die Fortdauer der Vereinigung des Amts eines Administrators der Lausitz mit dem des Apostolischen Vikars der Sächsischen Erblande. L. wurde am 30.1.1915 zum Titularbischof von Priene ernannt. Die Bischofsweihe erteilte ihm am 25.3.1915 Fürstbischof
Adolf Bertram in Breslau (poln. Wrocław). Wenige Tage später verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Prag die Ehrendoktorwürde. – Die Amtszeit L.s als Apostolischer Vikar und als Apostolischer Administrator fiel hauptsächlich in die Zeit des Ersten Weltkriegs. Zudem unterstand die katholische Kirche in Sachsen noch verschiedenen einschränkenden Bestimmungen hinsichtlich ihrer Selbstorganisation, die erst durch die Weimarer Reichsverfassung 1919 aufgehoben werden sollten. So musste L. immer wieder dafür kämpfen, in den Gebieten der katholischen Diaspora Sachsens Gottesdienststellen einrichten zu können. In zehn Orten erfolgte in seiner Amtszeit eine solche Ausweitung der seelsorglichen Betreuung durch Vermehrung oder erstmalige Einführung von Gottesdiensten. Vier Kirchen und Kapellen wurden von L. geweiht; an fünf Orten wurden Exposituren (Außenstellen) bzw. Pfarrämter eingerichtet. Kurz nach seiner Bischofsweihe 1915 und noch einmal 1917 besuchte L. die Soldaten an der Front, um sich über die Militärseelsorge bei den sächsischen Truppen zu informieren. – Sowohl die Reichsverfassung als auch das Kirchliche Gesetzbuch Codex Iuris Canonici (CIC), das 1918 in Kraft trat, beförderten schon länger gehegte Pläne, die beiden Jurisdiktionsbezirke in Sachsen und Teilen Thüringens zu vereinen und als Bistum zu errichten. L. äußerte sich diesbezüglich erstmals im August 1918 zustimmend. Im September 1919 tauschte er sich mit dem inzwischen abgedankten und nach Sybillenort (poln. Szczodre) verzogenen sächsischen König über die Bistumspläne aus. Kurz darauf engagierte L. den Redemptoristenpater
Joseph Watzl aus dem böhmischen Philippsdorf (tschech. Filipov), damit dieser die notwendigen Vorarbeiten - v.a. hinsichtlich historischer Aufarbeitung und kanonistischer Fragen - erledige. In einem ersten Schreiben an den Nuntius in München deutete L. im Mai 1920 auch gegenüber kirchlichen Stellen seine Pläne an. Die Wiedererrichtung des Bistums Meißen am 24.6.1921 erlebte er nicht mehr; L. war nach kurzem Krankenlager am 4.12.1920 verstorben. Doch nur durch sein vorausschauendes und aktives Handeln unter Ausnutzung günstiger rechtlicher Voraussetzungen konnte ein solch großes Vorhaben so schnell umgesetzt werden.
Quellen Diözesanarchiv Dresden-Meißen, Bestand Domstiftsarchiv.
Werke Festschrift zur Einweihung des Neubaues des Katholischen Lehrerseminars zu Bautzen am 27. April 1903, Bautzen 1903; Das Gewissen und seine Pflege, Freiburg 1920.
Literatur H. Meier, Das Apostolische Vikariat in den Sächsischen Erblanden, Leipzig 1981, S. 153-164; H. F. Fischer, Die Wiedererrichtung des Bistums Meißen 1921 und ihre Vorgeschichte, Leipzig 1992; D. Grande/D. Fickenscher (Hg.), Eine Kirche - zwei Völker, Leipzig 2003. – E. Gatz (Hg.), Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803-1945, Berlin 1983, S. 458f.
Birgit Mitzscherlich
1.6.2011
Empfohlene Zitierweise:
Birgit Mitzscherlich, Artikel: Franz Löbmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10253 [Zugriff 20.12.2024].
Franz Löbmann
Quellen Diözesanarchiv Dresden-Meißen, Bestand Domstiftsarchiv.
Werke Festschrift zur Einweihung des Neubaues des Katholischen Lehrerseminars zu Bautzen am 27. April 1903, Bautzen 1903; Das Gewissen und seine Pflege, Freiburg 1920.
Literatur H. Meier, Das Apostolische Vikariat in den Sächsischen Erblanden, Leipzig 1981, S. 153-164; H. F. Fischer, Die Wiedererrichtung des Bistums Meißen 1921 und ihre Vorgeschichte, Leipzig 1992; D. Grande/D. Fickenscher (Hg.), Eine Kirche - zwei Völker, Leipzig 2003. – E. Gatz (Hg.), Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803-1945, Berlin 1983, S. 458f.
Birgit Mitzscherlich
1.6.2011
Empfohlene Zitierweise:
Birgit Mitzscherlich, Artikel: Franz Löbmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10253 [Zugriff 20.12.2024].