Heinrich Brandes

Nach dem Besuch der Volksschule in seinem Heimatort (1917-1926) arbeitete B. dort bis April 1932 als Maurer. Während dieser Zeit wurde er 1926 Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend und trat drei Jahre später der SPD bei. Vom 1.4.1932 bis 7.3.1933 war er Polizeianwärter an der Polizeischule Burg, wurde jedoch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus politischen Gründen entlassen. Danach arbeitete er zunächst wieder als Maurer in Salzwedel und Hasloh, von Oktober 1933 bis April 1934 als Kranführer in Hamburg. – Am 4.4.1934 verließ B. Deutschland und emigrierte nach Belgien. Nach dem Putsch Francisco Francos ging er nach Spanien, um in den Internationalen Brigaden für die Verteidigung der rechtmäßigen spanischen Regierung zu kämpfen. Insgesamt 13 Monate war er an der Nordfront eingesetzt und wurde dort Offizier sowie Mitglied der KPD. Ab Oktober 1937 war er an der Zentralfront und in Katalonien, zuletzt als Politkommissar im Thälmann-Bataillon, tätig. Im Februar 1939 wurde B. schwer verwundet nach Frankreich gebracht. Dort befand er sich bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs in verschiedenen Hospitälern und wurde dann in einem Lager interniert. Von April bis Oktober 1940 wurde B. zur Unterstützung der französischen Verteidigung eingesetzt und danach im Internierungslager Argeles-sur-Mer (Frankreich) festgehalten. Da er mit einer Auslieferung an Deutschland rechnete, floh er im März 1941, hielt sich bis Juli 1943 illegal in Le Boulou (Frankreich) auf und war als Maurer, Holzfäller sowie Transportarbeiter tätig. Als er als französischer Fremdarbeiter nach Deutschland verschleppt werden sollte, floh er am 4.7.1943 gemeinsam mit 21 jungen Franzosen nach Spanien. Dort wurde er verhaftet und in den Gefängnissen von Figueras (heute Figueres), Gerona (heute Girona) sowie Barcelona inhaftiert und schließlich in das KZ Miranda de Ebro überführt. Vom 9.2.1945 bis 16.2.1946 befand er sich in Untersuchungshaft in Madrid. Durch die Hilfe einer jüdischen Organisation konnte er gemeinsam mit anderen deutschen Gefangenen am 9.6.1946 die Rückreise nach Deutschland antreten. – Bei seinem Eintreffen wurde B. von der amerikanischen Militärpolizei verhaftet und in der Festung Hohenasperg für kurze Zeit inhaftiert. Er begab sich anschließend in die SBZ und wurde am 1.8.1946 Oberkommissar und Leiter des Kreispolizeiamts in Salzwedel. Vom 7.2. bis 31.10.1947 arbeitete er als stellvertretender Landrat des Kreises Wolmirstedt, danach bis zum 30.4.1949 im Dienstgrad Volkspolizeirat als Kreispolizeiamtsleiter im Volkspolizeikreisamt Gardelegen. Am 1.5.1949 wurde er Oberrat und Kommandeur der Grenzbereitschaft Erxleben. – Aufgrund seiner militärischen Erfahrung wurde B. im September 1949 in Vorbereitung auf die Gründung ostdeutscher Streitkräfte zu einem Sonderlehrgang in die Sowjetunion kommandiert. Nach Abschluss des Lehrgangs im Oktober 1950 erhielt B. den Dienstgrad Volkspolizei-Kommandeur und wurde Stellvertreter für Technische Ausrüstung der Volkspolizeibereitschaft Leipzig I, vom 19.7.1952 bis 28.2.1953 der Bereitschaft Eggesin und danach bis zum 30.4.1953 der Bereitschaft Torgau. Mit dem Aufbau der Kasernierten Volkspolizei (KVP) wurde er Major und zugleich Kommandeur des Panzer-Lehrkommandos Spremberg (1.5.-27.9.1953), anschließend bis 30.11.1954 des Panzer- und Selbstfahrlafetten-Kommandos Spremberg der KVP. Nach dem Besuch der Hochschule für Offiziere der NVA in Dresden, während dem er zum Oberstleutnant befördert wurde, arbeitete er ab 1.12.1955 als Kommandeur der Dienststelle Potsdam II und zugleich als Leiter der Panzerschule der KVP in Großenhain (1.2.-31.8.1956). Dort wurde er zum Oberst befördert. Vom 1.9.1956 bis 30.4.1958 war er Kommandeur der 7. Panzerdivision der NVA in Dresden, danach bis 30.4.1959 Hörer der Akademie des Generalstabs der Streitkräfte der UdSSR und anschließend bis zu seiner Invalidisierung am 1.6.1962 Kommandeur der Panzerschule Großenhain. Wenige Monate später verstarb er, vermutlich in Großenhain. – Für seine Leistungen wurde B. 1956 die Hans-Beimler-Medaille verliehen, im Februar 1989 erhielt das Aufklärungsbataillon 11 der NVA den Traditionsnamen „Heinrich B.“.

Quellen Bundesarchiv Freiburg/Breisgau, Abteilung Militärarchiv, Kommando des Militärbezirks III der Nationalen Volksarmee, Panzerschule Großenhain.

Literatur D. Kürschner, Zur Geschichte des Militärbezirks III von 1956-1961, Diss. Potsdam 1987 [MS], S. 355f. – DBA II; W. Röder/H. A. Strauss (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, München u.a. 1999, S. 82; K. Froh/R. Wenzke, Die Generale und Admirale der NVA, Berlin 42000, S. 265.

Dieter Kürschner †
4.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Heinrich Brandes,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24035 [Zugriff 19.11.2024].

Heinrich Brandes



Quellen Bundesarchiv Freiburg/Breisgau, Abteilung Militärarchiv, Kommando des Militärbezirks III der Nationalen Volksarmee, Panzerschule Großenhain.

Literatur D. Kürschner, Zur Geschichte des Militärbezirks III von 1956-1961, Diss. Potsdam 1987 [MS], S. 355f. – DBA II; W. Röder/H. A. Strauss (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, München u.a. 1999, S. 82; K. Froh/R. Wenzke, Die Generale und Admirale der NVA, Berlin 42000, S. 265.

Dieter Kürschner †
4.9.2012


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Heinrich Brandes,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24035 [Zugriff 19.11.2024].