Salomon Hirsch Burgheim

Es gilt als sicher, dass Salomon Hirsch Burgheim der erste Jude war, der in Leipzig promovieren und als Arzt tätig werden konnte. Seine ärztliche Fürsorge für bedürftige Mitglieder der dortigen jüdischen Gemeinde wurde auch lange nach seinem Tod noch gewürdigt. – Burgheim wuchs in Burg als Sohn eines Kaufmanns auf. In seinem Rückblick schrieb Burgheim, dass sein Vater Hirsch Levin Burgheim, obgleich er kein großes Vermögen besaß, ihm eine Ausbildung bei Privatlehrern ermöglichte, die ihn nicht nur in jüdischer Religion, sondern auch in Wissenschaft und Kunst bildeten. Seit frühester Kindheit fühlte sich Burgheim zur Medizin hingezogen. Auf Wunsch der Eltern begann er hingegen eine Ausbildung als Uhrmacher, die er jedoch nach kurzer Zeit abbrach. Darauf begab er sich zunächst bei einem Doktor der Medizin namens Oelz in die Lehre, der ihm die Grundlagen der lateinischen und französischen Sprache und medizinisches Wissen vermittelte. Als sich ihm 1780 die Gelegenheit bot, nach Berlin zu gehen, nahm er dort ein Studium der Medizin auf. Im Folgejahr setzte Burgheim sein Studium in Halle/Saale fort, wo er Unterstützung durch bekannte Mediziner wie Johann Christlieb Kemme erhielt. 1783 schließlich wechselte er an die Universität Leipzig. Dort erhielt er - wie er selbst in der Bekanntmachung seiner Promotion vermerkt - besonderen Rückhalt durch seine jüdischen Glaubensgenossen. Das Wohlwollen der Leipziger jüdischen Gemeinschaft bewog ihn, ihr als Arzt zu dienen und in Leipzig zu bleiben. – Durch die Genehmigung des Kurfürsten Friedrich August III. erhielt Burgheim am 21.9.1784 den Titel „Doktor der Medizin“ unter der Bedingung, dass er von akademischem Amt und Lehre ausgeschlossen blieb. Ab 1785 wurde er im Leipziger Adressbuch als Arzt aufgeführt. Allerdings bereitete es ihm Schwierigkeiten, die mit dem Examen verbundenen Gebühren zu bezahlen, da die Einnahmen seiner Praxis hierfür nicht ausreichten. Entsprechend erbat Burgheim vom Kurfürsten 1788 die Befreiung von der Kopfsteuer als städtischer Jude, die zu diesem Zeitpunkt 70 Taler betrug. Vom Stadtrat und der Universität wurde verhandelt, ob Burgheim steuerlich als Universitätsangehöriger behandelt werden sollte und entsprechend jährlich nur zwei Taler zu zahlen hätte. Im Rahmen dieses Verfahrens wurde offengelegt, dass es Burgheim nicht gelungen war, seinen Lebensunterhalt in Leipzig als Arzt zu bestreiten. Bereits verschuldet nach Leipzig gekommen, war er stattdessen auf Honorare jüdischer Messebesucher aus Berlin und die Armenhilfe der jüdischen Gemeinde Leipzig angewiesen, wofür er im Gegenzug mittellose jüdische Gemeindemitglieder behandelte. Der Kurfürst beschied eine Senkung der zu entrichtenden Steuer auf acht Taler, die Burgheim jedoch ebenfalls nicht imstande war zu bezahlen. Mit der Völkerschlacht 1813 schließlich war so viel Bedarf an medizinischer Versorgung entstanden, dass Burgheim sich für seinen Lebensabend ein gutes Auskommen sichern konnte. In Leipzig wohnte Burgheim zunächst auf der Hallischen Gasse, später längere Zeit auf der Reichsstraße. Ab 1810 wird im Adressbuch sein Wohnort mit dem Gasthaus „Blaues Roß“ vor dem Leipziger Peterstor benannt. Seine letzte Adresse lag am zentralen Neumarkt in Leipzig, bevor er am 20.2.1823 verstarb. – Neben seiner ärztlichen Tätigkeit widmete sich Burgheim - seiner finanziell angespannten Lage zum Trotz - auch verlegerischen Projekten. So streckte er u.a. 1786 die Verlagskosten für die aufklärerisch-emanzipatorische Zeitschrift „Juden-Bibliothek“ des mit ihm befreundeten Friedrich Leberecht Schönemann vor und ermöglichte somit deren Erscheinen 1786/1787. Er verknüpfte dies mit der Bedingung, dass der Erlös der Zeitschrift sowohl der christlichen als auch der jüdischen Armenpflege zugutekommen sollte. Einem von ihm 1788 geplanten jüdischen Adresskalender wurde seitens des Stadtrats und der Universität - auch aus antijüdischen Gründen - die Herausgabe verweigert. Darüber hinaus publizierte Burgheim mehrere, teils mehrfach aufgelegte medizinische Schriften. Besonders erfolgreich war sein Ratgeber „Kurze theoretisch-praktische Anweisung wie man die sämmtlichen venerischen Krankheiten wie auch alle Arten Nervenschwächen, Hypochondrie, schwere Geburt & Ausschläge, Zahnschmerzen u.s.f. an sich selbst auf eine sichere und gründliche Art heilen kann“, der zwischen 1799 und 1812 in sieben Auflagen erschien. – In den Sammlungen des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig findet sich ein Kupferstich aus der Zeit um 1790, der eine Szene im Kaffeehaus Richter zeigt und Burgheim in der Mitte des Raumes darstellt. – Ob Burgheim im Laufe seines Lebens zum christlichen Glauben konvertiert ist, bleibt offen. Gesichert ist lediglich, dass er nicht im Verzeichnis der auf dem Alten Jüdischen Friedhof im Johannistal bestatteten Personen auftaucht und im Heiratsregistereintrag seines Sohns Ferdinand Hermann Burgheim 1841 als Christian Salomon Hirsch Burgheim eingetragen ist.

Quellen Decanus senior reliquique assessores Ordinis Medicorum Lipsienis summos in arte salutari honores in virum nobilissimusm Salomonem Hirsch Burgheim, Leipzig 1784; Miscellaneen, in: Magazin der Sächsischen Geschichte 1/1784, 11. Stück, S. 478f.; Familien-Nachrichten, in: Leipziger Zeitung 27.2.1823, S. 448; Medicinisch-chirurgische Zeitung 8.5.1823, S. 176.

Werke De studio munditiei corporis penes Iudaeos morbis arcendis atque abigendis apto, Leipzig 1784; Kurze, praktische Anweisung den venerischen Tripper und Weissen-Fluß, sicher und gründlich zu heilen, Leipzig 1792; Kurze theoretisch-praktische Anweisung wie man die sämmtlichen venerischen Krankheiten wie auch alle Arten Nervenschwächen, Hypochondrie, schwere Geburt & Ausschläge, Zahnschmerzen u.s.f. an sich selbst auf eine sichere und gründliche Art heilen kann, Leipzig 1799, 71812; Die ächte Verjüngungskunst des Alters, sowohl des männlichen, als des weiblichen Geschlechts, Leipzig 1801; Theoretisch-praktischer Unterricht, wie man sich, wider die Ansteckung durch ein venerisches Gift, sicher bewahren und dergestalt die venerischen Krankheiten völlig vertilgen könne, Leipzig 1801.

Literatur Arno Kapp, Der erste jüdische Arzt zu Leipzig, in: Gemeindeblatt der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig 4/1918, H. 41, S. 1; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Leipzig. Aufstieg, Vernichtung und Neuanfang, Chemnitz/Leipzig 1993; Frank Andert, Vom Nutzen lokaler Archive für die Erschließung historischer Presselandschaften. Ein Arbeitsbericht zur Frühgeschichte der Leipziger Presse, in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 1/1999, S. 232-244; Jens Blecher, Leipzigs erster promovierter Jude. 1784 durfte Salomon Hirsch Burgheim Doktor der Medizin werden, in: Journal Universität Leipzig 13/2004, H. 7, S. 37f.; Andrea Lorz, Die Erinnerung soll zum Guten gereichen. Aus dem Leben und zu den Leistungen Leipziger jüdischer Ärzte. Eine Spurensuche, Leipzig 2005; Daniel Ristau, Jüdisches Leben in Sachsen vom 17. Jahrhundert bis 1840, in: Gunda Ulbricht/Olaf Glöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013, S. 38-67; Detlef Döring, Minoritäten, Besucher, Reisende, in: ders. (Hg.), Geschichte der Stadt Leipzig, Bd. 2: Von der Reformation bis zum Wiener Kongress, Leipzig 2016, S. 655-665; Ulrich Schuster, Medizin, in: Jüdische Gelehrte an der Universität Leipzig, 2022. – DBA I.

Porträt Richters Caffée Haus in Leipzig, um 1790, Kupferstich, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Inventar-Nr. Z0033023.

Sophie Farida Rabenow
18.9.2025


Empfohlene Zitierweise:
Sophie Farida Rabenow, Artikel: Salomon Hirsch Burgheim,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27561 [Zugriff 30.10.2025].

Salomon Hirsch Burgheim



Quellen Decanus senior reliquique assessores Ordinis Medicorum Lipsienis summos in arte salutari honores in virum nobilissimusm Salomonem Hirsch Burgheim, Leipzig 1784; Miscellaneen, in: Magazin der Sächsischen Geschichte 1/1784, 11. Stück, S. 478f.; Familien-Nachrichten, in: Leipziger Zeitung 27.2.1823, S. 448; Medicinisch-chirurgische Zeitung 8.5.1823, S. 176.

Werke De studio munditiei corporis penes Iudaeos morbis arcendis atque abigendis apto, Leipzig 1784; Kurze, praktische Anweisung den venerischen Tripper und Weissen-Fluß, sicher und gründlich zu heilen, Leipzig 1792; Kurze theoretisch-praktische Anweisung wie man die sämmtlichen venerischen Krankheiten wie auch alle Arten Nervenschwächen, Hypochondrie, schwere Geburt & Ausschläge, Zahnschmerzen u.s.f. an sich selbst auf eine sichere und gründliche Art heilen kann, Leipzig 1799, 71812; Die ächte Verjüngungskunst des Alters, sowohl des männlichen, als des weiblichen Geschlechts, Leipzig 1801; Theoretisch-praktischer Unterricht, wie man sich, wider die Ansteckung durch ein venerisches Gift, sicher bewahren und dergestalt die venerischen Krankheiten völlig vertilgen könne, Leipzig 1801.

Literatur Arno Kapp, Der erste jüdische Arzt zu Leipzig, in: Gemeindeblatt der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig 4/1918, H. 41, S. 1; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Leipzig. Aufstieg, Vernichtung und Neuanfang, Chemnitz/Leipzig 1993; Frank Andert, Vom Nutzen lokaler Archive für die Erschließung historischer Presselandschaften. Ein Arbeitsbericht zur Frühgeschichte der Leipziger Presse, in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 1/1999, S. 232-244; Jens Blecher, Leipzigs erster promovierter Jude. 1784 durfte Salomon Hirsch Burgheim Doktor der Medizin werden, in: Journal Universität Leipzig 13/2004, H. 7, S. 37f.; Andrea Lorz, Die Erinnerung soll zum Guten gereichen. Aus dem Leben und zu den Leistungen Leipziger jüdischer Ärzte. Eine Spurensuche, Leipzig 2005; Daniel Ristau, Jüdisches Leben in Sachsen vom 17. Jahrhundert bis 1840, in: Gunda Ulbricht/Olaf Glöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013, S. 38-67; Detlef Döring, Minoritäten, Besucher, Reisende, in: ders. (Hg.), Geschichte der Stadt Leipzig, Bd. 2: Von der Reformation bis zum Wiener Kongress, Leipzig 2016, S. 655-665; Ulrich Schuster, Medizin, in: Jüdische Gelehrte an der Universität Leipzig, 2022. – DBA I.

Porträt Richters Caffée Haus in Leipzig, um 1790, Kupferstich, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Inventar-Nr. Z0033023.

Sophie Farida Rabenow
18.9.2025


Empfohlene Zitierweise:
Sophie Farida Rabenow, Artikel: Salomon Hirsch Burgheim,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27561 [Zugriff 30.10.2025].