Hermann Vetter
V. zählte im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den bedeutenden Musikpädagogen am Königlichen Konservatorium für Musik und Theater zu Dresden. Sein Schaffen konzentrierte sich weniger auf die Komposition als vielmehr auf die pianistische Ausbildung. – Als Sohn gut situierter Eltern erhielt V. die musikalische Vorbildung wohl bei seinem Vater. In seiner Jugend erwarb V. die Grundfähigkeiten zum Spiel zahlreicher Streich- und Blasinstrumente. 1878 verließ er seine Heimat, um zum Militär zu gehen, wo er u.a. erster Geiger und Trompeter in einer Militärkapelle war. Anschließend begann er am Königlichen Konservatorium für Musik und Theater in Dresden das Studium für Klavier. Der Lehranstalt sollte V. bis zu seinem Lebensende treu bleiben. Sein Lehrer war der bedeutende Professor und spätere Direktor des Instituts
Eugen Krantz. Die Laufbahn als Pädagoge begann V. 1883 als Grundschullehrer für Klavier. Nachdem er 1884 sein Reifezeugnis abgelegt hatte, wurde er 1890 bis 1895 als Mittelschullehrer sowie als Lehrer für Musikgrundlehre (1891-1897) an der Einrichtung angestellt. Seit den 1890er-Jahren war V. außerdem ordentliches Mitglied im Tonkünstler-Verein zu Dresden. Nachdem er hier einige erfolgreiche Klaviervorträge gegeben hatte, war er auf Empfehlung des Direktors seit 1.4.1895 am Konservatorium als Hochschullehrer tätig. In der Ausbildung seiner Schüler legte V. einerseits Wert auf eine verstehende Methode, sodass das zu spielende Werk in seinen Bestandteilen aktiv reflektiert und als komplexer Kontext verstanden wurde. Andererseits baute er stets verschiedene Aufgaben, wie Fingerübungen, in die Stücke ein. Diese technikorientierte Methode blieb im Kollegium des Instituts nicht unumstritten. 1906 übernahm V. den Vorstand für die Abteilung der Tasteninstrumente und somit einen festen Sitz im Direktionsrat der Lehreinrichtung. Er erhielt dafür am 29.5.1907 den Professorentitel. V. setzte sich gemeinsam mit
Curt und
Johannes Krantz, den Söhnen des 1898 verstorbenen Direktors, gegen die Kritiken der regionalen und überregionalen Musikwelt zur Wehr und begleitete als Vorsitzender des Direktionsrates die Neuausrichtung des Konservatoriums zu einer erwerbsorientierten Privatanstalt, was sie in geringerem Maße allerdings schon vorher gewesen war. Die Diskussion um die Methode V.s ging daher in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg mit einer Infragestellung der Institutskompetenzen einher. Letztere lag jedoch v.a. in der zunehmenden Kommerzialisierung des Konservatoriums und dem damit verbundenen Qualitätsverlust der Ausbildung begründet. Kritiker aus dem Kollegium warfen ihm vor allem eine veraltete Methodik und Begünstigung der eigenen Schülerschaft vor. 1916 waren 7 von 10 Hochschullehrern am Konservatorium ehemalige Vetter-Schüler. V. verteidigte bis zu seinem Lebensende im Direktionsrat und vor dem Ministerium des Innern die Ausrichtung des Konservatoriums. Für sein pädagogisches Engagement erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. V. verfasste Übungs- und Anleitungswerke für Musik, die er vorzugsweise beim Leipziger Friedrich-Hofmeister-Verlag veröffentlichte, darunter kurze musikalische Begleitungen (Robert Schumann) sowie überarbeitete Neuausgaben (
Franz Liszt). Seinem Tod folgte eine rege Anteilnahme im engeren Kreise seiner Schüler und Kollegen. Nachrufe der überregionalen musikalischen Öffentlichkeit blieben jedoch aus.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10736 Ministerium des Innern, Sektion 20, Kunst, Denkmalpflege, Architektur, 17538-17543; Stadtarchiv Bischofswerda, Taufbuch von Großdrebnitz.
Werke Technische Studien. Übungsstoff für den Klavierunterricht, Leipzig 1896; Die ersten Musikstückchen für Anfänger im Klavierspiel. Neun melodische, instruktive und progressive Vortragsstücke, op. 5, Leipzig o.J.; Musikalische Antipoden zu 3 Klavierstücken von R. Schumann, op. 7, Leipzig o.J.; (Bearb.), 66 ausgewählte Klavier-Etüden von J. B. Cramer, Leipzig 1892; (Hg.), F. Liszt, op. 1, 12 Etüden, Leipzig 1906; Zur Technik des Klavierspiels, o.O. 1908; Impromptu für Klavier, Leipzig 1915.
Literatur Festschrift zur fünfzigjährigen Jubelfeier des Königlichen Konservatoriums für Musik und Theater zu Dresden 1856-1906, hrsg. vom Direktorium, Dresden 1906; M. Heinemann, Tradition und Effizienz, in: M. Gervink (Hg.), Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden 1856-2006, Dresden 2005, S. 7-36. – DBA II; DBE 10, S. 201.
René Raschke
2.10.2009
Empfohlene Zitierweise:
René Raschke, Artikel: Hermann Vetter,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23227 [Zugriff 20.12.2024].
Hermann Vetter
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10736 Ministerium des Innern, Sektion 20, Kunst, Denkmalpflege, Architektur, 17538-17543; Stadtarchiv Bischofswerda, Taufbuch von Großdrebnitz.
Werke Technische Studien. Übungsstoff für den Klavierunterricht, Leipzig 1896; Die ersten Musikstückchen für Anfänger im Klavierspiel. Neun melodische, instruktive und progressive Vortragsstücke, op. 5, Leipzig o.J.; Musikalische Antipoden zu 3 Klavierstücken von R. Schumann, op. 7, Leipzig o.J.; (Bearb.), 66 ausgewählte Klavier-Etüden von J. B. Cramer, Leipzig 1892; (Hg.), F. Liszt, op. 1, 12 Etüden, Leipzig 1906; Zur Technik des Klavierspiels, o.O. 1908; Impromptu für Klavier, Leipzig 1915.
Literatur Festschrift zur fünfzigjährigen Jubelfeier des Königlichen Konservatoriums für Musik und Theater zu Dresden 1856-1906, hrsg. vom Direktorium, Dresden 1906; M. Heinemann, Tradition und Effizienz, in: M. Gervink (Hg.), Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden 1856-2006, Dresden 2005, S. 7-36. – DBA II; DBE 10, S. 201.
René Raschke
2.10.2009
Empfohlene Zitierweise:
René Raschke, Artikel: Hermann Vetter,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23227 [Zugriff 20.12.2024].