Veit II. von Schönburg

V., dessen Vater in der Hussitenschlacht bei Aussig gefallen war, übernahm nach der Zeit der Vormundschaft ein schweres Erbe. In den Herrschaften Glauchau, Waldenburg und Lichtenstein, die V. zunächst gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern regierte, galt es, die verheerenden Folgen der Hussiteneinfälle 1429/30 zu überwinden, bei denen die Stadt Glauchau mehrfach geplündert und Waldenburg nahezu vollständig niedergebrannt worden war. V.a. aber stand V. vor der Aufgabe, das Besitzrecht der Schönburger an der 1406 erworbenen Grafschaft Hartenstein gegenüber rivalisierenden Herrschaftsträgern zu behaupten. Aufgrund der irrigen Annahme, Hartenstein sei ein Pertinenzstück der Burggrafschaft Meißen, blieben die Schönburger bei der Neuverlehnung der Grafschaft 1426 unberücksichtigt. Vielmehr stellte Kaiser Sigismund einen entsprechenden Lehnbrief für seinen Reichshofrichter Heinrich I. von Plauen aus. Die schönburgischen Proteste führten nicht zum Erfolg, wohl aber die geschickt eingefädelte Vermählung V.s mit Anna, der Tochter Heinrichs II. von Plauen. Anna brachte die Grafschaft Hartenstein als Mitgift in die 1439 geschlossene Ehe ein. Zum Nachteil gereichte V. der Preßburger Machtspruch vom 4.5.1439, aus dem Kurfürst Friedrich II. (der Sanftmütige) die sächsische Lehnshoheit über Hartenstein folgerte. Tatsächlich wurden V. und sein Bruder Friedrich von Kaiser Friedrich III. in zwei Verfügungen 1456 und 1457 angewiesen, sich die vordem reichsunmittelbare Grafschaft Hartenstein nunmehr von Kursachsen zu Lehen reichen zu lassen. Die so begründete Lehnsabhängigkeit sollte sich später als ungünstig im Kampf gegen die Inkorporierungsversuche Kursachsens erweisen. Dessen ungeachtet bestand stets ein gutes Verhältnis zu den Wettinern. V. taucht wiederholt in der unmittelbaren Umgebung des Kurfürsten auf. So begleitete er 1438 Friedrich II. nach Prag. Mehrfach wird er als des Kurfürsten „Mann und Diener“ bezeichnet, ohne dass sich daraus die Ausübung konkreter Hofämter folgern lässt. Im November 1459 wohnte V. in Eger der Hochzeit Albrechts des Beherzten mit Sidonia, der Tochter des Böhmenkönigs Georg von Podiebrad bei. Unbekannt ist, aus welchem Grund V. und seine Brüder Friedrich und Dietrich am 6.2.1446 eine Besitzteilung vornahmen. In deren Ergebnis erhielt V. Lichtenstein, während die übrigen Herrschaften offenbar bis zum Tod Dietrichs nach 1453 unter gemeinsamer Verwaltung blieben. Im „sächsischen Bruderkrieg“ engagierte sich V. seit 1446 militärisch auf Seiten Kurfürst Friedrichs II. gegen Landgraf Wilhelm, ohne jedoch ein solch eifriger Parteigänger des Kurfürsten zu sein wie sein Bruder Friedrich. Wenn V. 1447 an der Vertreibung der böhmischen Truppen aus Erfurt und Mühlhausen beteiligt war, dann geschah dies nicht aus einer Dienstpflicht gegenüber dem Wettiner, sondern auf Basis eines freien Soldvertrages. Gegen den Willen Kurfürst Friedrichs II. zog V. 1454 dem Deutschen Orden im Krieg gegen Polen zu Hilfe. Da er sich auf der Rückreise noch einige Zeit in Böhmen aufhielt, ist sein Eingreifen in die Geschehnisse um den Prinzenraub 1455 äußerst unwahrscheinlich. Auch sein Amt als Oberhauptmann in Zwickau scheint V., wenn überhaupt, nur kurz ausgeübt zu haben. Nach 1460 trat V. kaum noch in Erscheinung. Offenbar zog er sich auf sein Schloss nach Lichtenstein zurück, wo er 1472 kinderlos starb.

Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg. Urkundenbuch, Bd. II und III, Stuttgart/Waldenburg 1901.

Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 73f.; C. Müller, Schönburg. Geschichte des Hauses bis zur Reformation, Leipzig 1931, S. 252-271; E. Berlet, Geschichte der Stadt Glauchau, 1. Teil, Glauchau 1931, S. 190-199; W. Schlesinger, Die Landesherrschaft des Herrn von Schönburg, Münster/Köln 1954, S. 83-85.

Michael Wetzel
18.1.2018


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Veit II. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22413 [Zugriff 18.5.2024].

Veit II. von Schönburg



Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg. Urkundenbuch, Bd. II und III, Stuttgart/Waldenburg 1901.

Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 73f.; C. Müller, Schönburg. Geschichte des Hauses bis zur Reformation, Leipzig 1931, S. 252-271; E. Berlet, Geschichte der Stadt Glauchau, 1. Teil, Glauchau 1931, S. 190-199; W. Schlesinger, Die Landesherrschaft des Herrn von Schönburg, Münster/Köln 1954, S. 83-85.

Michael Wetzel
18.1.2018


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Veit II. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22413 [Zugriff 18.5.2024].