Kadeloh

K.s Amtsantritt stand im Zusammenhang mit der Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg durch Kaiser Konrad II. und die ekkehardinischen Markgrafen um 1030. Die Gründe für diesen Umzug sind undurchsichtig. Der Kaiser und die Ekkehardiner betrauten den hoch gebildeten Geistlichen K. mit der weiteren Entwicklung des neuen Bischofssitzes. Dazu gehörte v.a. die Gründung einer Naumburger Kaufmannssiedlung und die Erlangung zahlreicher Schenkungen und Privilegien für die Stadt und das Bistum. Außerdem dokumentiert sich K.s Wirken für Naumburg im Neubau des frühromanischen Doms (Weihe zwischen 1036 und 1050) und in der Anlage eines repräsentativen Hofs als Unterkunft des Bischofs, wovon ein romanischer Wohnturm noch heute zeugt. Es ist zu vermuten, dass K. nach dem Italienzug von 1026/27, an dem auch die ekkehardinischen Markgrafen teilnahmen, mit dem damaligen Kanzler für Italien, Bruno von Würzburg, ins nordalpine Reich kam. Vielleicht als Mitglied der königlichen Hofkapelle erlangte er 1030 den Bischofsstuhl von Naumburg, was von einem besonderen Vertrauensverhältnis zum Kaiser und zu den Ekkehardinern spricht. Beachtlich ist in diesem Zusammenhang, dass der Würzburger Domherr Gezemann, der spätere Bischof von Eichstätt, in einer von ihm ausgestellten Königsurkunde, K. mit dem Kosenamen Kazo benannte, was die familiäre Nähe des Bischofs zum Herrscherhaus und möglicherweise auch zum Schreiber der Urkunde eindrucksvoll bezeugt. Eine nähere Beziehung K.s zu Würzburg zeigt sich auch in einem anderen Punkt. Neben seiner Funktion als Bischof von Naumburg – in dieses Amt ordinierte ihn 1030 der Erzbischof von Magdeburg, der vor seinem Amtsantritt Propst in Würzburg gewesen war – trat K. als Kanzler für Italien unter Kaiser Konrad II. und seinem nachfolgenden Sohn, Heinrich III., ins Rampenlicht imperialer Politik. Am 31.3.1037 erschien K. in einer Urkunde erstmals als Kanzler für Italien. Auf dem zweiten Italienzug Konrads II. (1037/38) entfaltete K. eine intensive und vielfältige Tätigkeit als „cancellarius et missus sacri palacii“ sowie als Richter im gesamten italischen Reich, wobei sich seine Aktivitäten auf die Toskana (Lucca, Pistoia, Florenz) konzentrierten. Nach der urkundlichen Überlieferung lässt sich K. am 30.11.1043 in Ingelheim letztmalig als Kanzler für Italien nachweisen. – Bisher nahm die maßgebende Forschung an, dass der Naumburger Bischof bayerischer Herkunft gewesen sei, ältere Autoren plädierten jedoch auch bereits für Italien, wobei sogar eine Verbindung bzw. Gleichsetzung mit dem Bischof Cadalus von Parma, dem späteren Papst Honorius II. vermutet wurde. Neuere Forschungen führten zu dem Ergebnis, den bisher namentlich unbekannten Urkundenschreiber mit dem nach T. Sickel eingeführten Sigle K. A mit dem Naumburger Bischof zu identifizieren. 1037/38 bis 1045 ließ sich dieser Schreiber periodisch am Hof des Königs nachweisen; er hat in innovativer Weise auf die Urkundengestaltung der Zeit Konrads II. und Heinrichs III. eingewirkt. Ein besonderes Kunstwerk aus der Feder K.s ist D H III. 112 (Archiv des Domstiftes Nr. 15) für die Naumburger Kirche aus dem Jahre 1043. Aufgrund des Namens K. und seiner Aktivitäten in Italien ging man von einer möglichen Beziehung zu den sog. Kadolingern aus, die in der nördlichen Toskana und im Arnotal agierten. 1038 und 1042 hat K. in Personalunion wohl auch das Amt des Kanzlers für Burgund wahrgenommen. – K. gehörte damit zu den einflussreichsten Beamten und Beratern der Salierzeit, die v.a. die Kommunikation zwischen süd- und nordalpinem Reich befördert und gestaltet haben.

Quellen Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, Bd. 13, Annales Necrologici Fuldense, hrsg. von G. Waitz, Hannover 1881, S. 161-218; Monumenta Germaniae Historica, Scriptores in usum scholarum, Bd. 4, Annales Altahenses, hrsg. von E. v. Oefele, Hannover 21891; Monumenta Germaniae Historica, Diplomata, Die Urkunden der Deutschen Könige und Kaiser, Bd. 4, Die Urkunden Konrads II., hrsg. von H. Bresslau, Hannover/Leipzig 1909 (ND München 1980); Monumenta Germaniae Historica, Diplomata, Die Urkunden der Deutschen Könige und Kaiser, Bd. 5, Die Urkunden Heinrichs III., hrsg. von H. Bresslau/P. Kehr, Berlin 1931 (ND München 1983).

Literatur C. P. Lepsius, Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg vor der Reformation, Teil 1, Naumburg 1846, S. 15-20; W. Wattenbach, K., der Kanzler Konrads II. und Heinrichs III. für Italien, in: Allgemeine Zeitschrift für Geschichte 7/1847, S. 531-536; A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 3, Berlin/Leipzig 61952; I placiti de „Regnum Italiae“, 3 Bde., hrsg. von C. Manaresi, Rom 1957-1960; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der deutschen Könige, Teil 2, Stuttgart 1966; R. Pescaglini Monti, I conti cadolingi, in: I ceti dirigenti in Toscana nell’età precommunale, Pisa 1981, S. 191-205; P. Rück, Die Urkunde als Kunstwerk, in: Kaiserin Theophanu, Bd. 2, Köln 1991, S. 311-333; J. Wollasch, Zu den Ursprüngen der Tradition in der Bischofskirche Naumburg, in: Frühmittelalterliche Studien 25/1991, S. 171-187; W. Huschner, Über die politische Bedeutung der Kanzler für Italien in spätottonisch-frühsalischer Zeit (1009-1057), in: Archiv für Diplomatik 41/1995, S. 34 u.ö.; H. Wiessner, Das Bistum Naumburg, Bd. 1,2, Berlin 1998, S. 740-743; W. Huschner, Transalpine Kommunikation im Mittelalter, 3 Bde., Hannover 2003.

Peter Neumeister
18.11.2004


Empfohlene Zitierweise:
Peter Neumeister, Artikel: Kadeloh,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/927 [Zugriff 21.11.2024].

Kadeloh



Quellen Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, Bd. 13, Annales Necrologici Fuldense, hrsg. von G. Waitz, Hannover 1881, S. 161-218; Monumenta Germaniae Historica, Scriptores in usum scholarum, Bd. 4, Annales Altahenses, hrsg. von E. v. Oefele, Hannover 21891; Monumenta Germaniae Historica, Diplomata, Die Urkunden der Deutschen Könige und Kaiser, Bd. 4, Die Urkunden Konrads II., hrsg. von H. Bresslau, Hannover/Leipzig 1909 (ND München 1980); Monumenta Germaniae Historica, Diplomata, Die Urkunden der Deutschen Könige und Kaiser, Bd. 5, Die Urkunden Heinrichs III., hrsg. von H. Bresslau/P. Kehr, Berlin 1931 (ND München 1983).

Literatur C. P. Lepsius, Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg vor der Reformation, Teil 1, Naumburg 1846, S. 15-20; W. Wattenbach, K., der Kanzler Konrads II. und Heinrichs III. für Italien, in: Allgemeine Zeitschrift für Geschichte 7/1847, S. 531-536; A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 3, Berlin/Leipzig 61952; I placiti de „Regnum Italiae“, 3 Bde., hrsg. von C. Manaresi, Rom 1957-1960; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der deutschen Könige, Teil 2, Stuttgart 1966; R. Pescaglini Monti, I conti cadolingi, in: I ceti dirigenti in Toscana nell’età precommunale, Pisa 1981, S. 191-205; P. Rück, Die Urkunde als Kunstwerk, in: Kaiserin Theophanu, Bd. 2, Köln 1991, S. 311-333; J. Wollasch, Zu den Ursprüngen der Tradition in der Bischofskirche Naumburg, in: Frühmittelalterliche Studien 25/1991, S. 171-187; W. Huschner, Über die politische Bedeutung der Kanzler für Italien in spätottonisch-frühsalischer Zeit (1009-1057), in: Archiv für Diplomatik 41/1995, S. 34 u.ö.; H. Wiessner, Das Bistum Naumburg, Bd. 1,2, Berlin 1998, S. 740-743; W. Huschner, Transalpine Kommunikation im Mittelalter, 3 Bde., Hannover 2003.

Peter Neumeister
18.11.2004


Empfohlene Zitierweise:
Peter Neumeister, Artikel: Kadeloh,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/927 [Zugriff 21.11.2024].