Heinrich Adolph von Boblick

B. diente 75 Jahre in der sächsischen Armee und genoss als vielfach bewährter Truppenführer hohes Ansehen bei Kurfürst Friedrich August III. (König Friedrich August I., der Gerechte). – Er stammte aus einem ursprünglich polnischen Adelsgeschlecht, das über Ungarn im 17. Jahrhundert in die Lausitz gekommen war. Seine Vorfahren sind als Offiziere in habsburgischen und später in sächsischen Diensten zu finden. Als Sohn des Kommandanten der Festung Stolpen lernte B. von frühester Kindheit an die militärische Lebenswelt kennen. Bis 1731 wurde B. dort durch einen Hauslehrer unterrichtet. Ab dem Alter von zwölf Jahren wurde er zur finanziellen Unterstützung seiner Ausbildung als Mousquetier in der Kompanieliste Stolpens geführt. Obwohl erst ab Ende 1741 als Fähnrich im kursächsischen Infanterieregiment Graf Coßell genannt, dürfte B. schon etwa ab 1734 eine militärische Ausbildung genossen haben. 1742 avancierte er in diesem Regiment zum Sousleutnant, 1745 zum Premierleutnant und 1753 zum Kapitän. 1755 konnte er für 5.000 Taler eine eigene Kompanie erwerben, die 1756 zu Beginn des Siebenjährigen Kriegs durch die Kapitulation der sächsischen Armee bei Pirna verloren ging. Der preußischen Gefangenschaft konnte sich B. entziehen, indem er sich nach Ungarn und Österreich absetzte, wo er 1757 auf eigene Kosten versprengte sächsische Soldaten des Regiments Prinz Carl Maximilian sammelte und sechs Kompanien unter seinem Kommando neu formierte. 1758 bis 1762 nahm er am Feldzug der französischen Armee gegen Preußen teil. Im Verlauf des Feldzugs geriet B. zweimal in Gefangenschaft und verlor mehrfach seine komplette Ausrüstung. 1760 erhielt er das Kommando über eine Grenadierkompanie und 1761 mit der Beförderung zum Major ein Grenadierbataillon, das er bis 1763 führte. Danach diente B. im Regimentsstab. 1772 zum Oberstleutnant befördert, wurde er Exerzitienmeister der Infanterie der Generalinspektion von Pfeilitzer. 1775 stieg er zum Oberst auf und erhielt das Kommando des 1. Grenadierbatallions des Regiments Edler von Lecoq, welches B. selbst unterhalten musste. Es folgten Versetzungen zum Regiment Prinz Maximilian als Exerzitienmeister und danach zum Regiment Kurfürst. 1777 wandte sich der mit 13.000 Talern hoch verschuldete B. an Kurfürst Friedrich August III. mit der Bitte um finanzielle Unterstützung. Eine Reaktion ist nicht überliefert, jedoch erhielt er 1778 die Beförderung zum Oberst und das Kommando über das Regiment Kurfürst. 1781 trat B. das Kommando des Regiments Prinz Xaver an, welches er, seit 1788 als Generalmajor, bis zur Übernahme des Regiments von Boblick 1789 innehatte. Auf besonderen Wunsch Kurfürst Friedrich Augusts III., der ihn v.a. wegen seiner Verdienste im Siebenjährigen Krieg als umsichtigen Offizier schätzte, wurde B. 1790 die Führung des Armeekorps anvertraut, welches bei der Niederschlagung des sächsischen Bauernaufstands zum Einsatz kam. 1792 erhielt er 71-jährig im Sinne einer Altersversorgung das Kommando der Festung Königstein, wo er 1794 zum Generalleutnant und 1805 zum General der Infanterie befördert wurde.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Genealogische Sammlung der Militärbestände, Festungskommandantur Königstein, Geheimes Konsilium, Malefizsachen, Generalkriegsratskollegium, Kriegsgerichte.

Literatur F. A. v. Göphardt, Göphardts alphabetisches Verzeichnis sächsischer Offiziere bis Mitte 1815, Dresden 1885; M. Freiherr v. Hausen, Geschichte der Bergfestung Königstein an der Elbe, neu geordnet, abgeschrieben und ergänzt von Freiherr von Hausen, 1894, S. 43-57 [MS]; H. A. Verlohren, Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, hrsg. von M. Bertold/F. Verlohren, Leipzig 1910, S. 133; S. Strauß, Vater und Sohn als Festungskommandanten in Sachsen, in: Familienforschung in Mitteldeutschland 2/1998, S. 273-277. – E. H. Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Bd. 1, Leipzig 1859 (ND Hildesheim 1996), S. 489f.

Porträt A. Graff (?), um 1800, Öl auf Leinwand, Festung Königstein, Archiv, ehemals Bestandteil der Kommandantenbilder-Galerie der Festung; Bildnis des General-Leutnants Heinrich Adolph von B., Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Hendrik Keller
8.8.2007


Empfohlene Zitierweise:
Hendrik Keller, Artikel: Heinrich Adolph von Boblick,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/609 [Zugriff 19.11.2024].

Heinrich Adolph von Boblick



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Genealogische Sammlung der Militärbestände, Festungskommandantur Königstein, Geheimes Konsilium, Malefizsachen, Generalkriegsratskollegium, Kriegsgerichte.

Literatur F. A. v. Göphardt, Göphardts alphabetisches Verzeichnis sächsischer Offiziere bis Mitte 1815, Dresden 1885; M. Freiherr v. Hausen, Geschichte der Bergfestung Königstein an der Elbe, neu geordnet, abgeschrieben und ergänzt von Freiherr von Hausen, 1894, S. 43-57 [MS]; H. A. Verlohren, Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, hrsg. von M. Bertold/F. Verlohren, Leipzig 1910, S. 133; S. Strauß, Vater und Sohn als Festungskommandanten in Sachsen, in: Familienforschung in Mitteldeutschland 2/1998, S. 273-277. – E. H. Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Bd. 1, Leipzig 1859 (ND Hildesheim 1996), S. 489f.

Porträt A. Graff (?), um 1800, Öl auf Leinwand, Festung Königstein, Archiv, ehemals Bestandteil der Kommandantenbilder-Galerie der Festung; Bildnis des General-Leutnants Heinrich Adolph von B., Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Hendrik Keller
8.8.2007


Empfohlene Zitierweise:
Hendrik Keller, Artikel: Heinrich Adolph von Boblick,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/609 [Zugriff 19.11.2024].