Sebalt Schwertzer

S. agierte als Nachfolger von David Beuther in Kurfürst Augusts Laboratorium am Dresdner Hof. Bevor S. nach Dresden ging, war er vier Jahre als Faktor bei Johann Machnitzky in Olmütz (tschech. Olomouc) angestellt und führte ab 1584 von Nürnberg aus, wo er das Bürgerrecht erworben hatte, einen regen Handel mit Luxuswaren. Er belieferte auch den sächsischen Hof in Dresden und wurde dafür u.a. mit Erzen bezahlt. S. führte dem damaligen Kammermeister Gregor Schilling bei einem Besuch der Edelmetallbestände seine alchemistischen Fertigkeiten vor und fingierte die Verwandlung von Quecksilber in Silber durch Aufstreuen eines schwarzen Pulvers. Von dieser Vorführung erfuhr der Kurfürst und war, beeindruckt durch S.s vielversprechendes Können, bemüht, ihn als neuen Hofalchemisten zu gewinnen. Am 20.9.1584 nahm S. die Bestallung als neuer kurfürstlich sächsischer Faktor an. Durch verschiedene Erfolge, z.B. im sächsischen Leinengewerbe oder durch die Anwerbung niederländischer Arbeiter für die Sammet- und Seidenfabrikation, stieg S. in der Gunst des Kurfürsten. Dies wurde durch S.s alchemistische Tätigkeiten bestärkt, an denen August und andere Fürsten zeitweise selbst teilnahmen. Sein hohes Ansehen fiel jedoch bald übler Nachrede zum Opfer. S. wurde bezichtigt, vom Kurfürsten Gold gestohlen und dies als Erfolg seiner eigenen Produktion ausgegeben zu haben. Er soll dafür im Hohnsteiner Gefängnis inhaftiert worden sein. Der Kurfürst ließ sich von dieser Bezichtigung jedoch nicht im Vertrauen zu seinem Hofalchemisten beirren und trieb die Befreiung von S.s Nürnberger Bürgerpflicht voran, um sich dessen Dienste gänzlich eigen machen zu können. Nach Kurfürst Augusts Tod am 12.2.1586 wurde S.s Bestallung durch dessen Nachfolger Christian I. am 6.2.1587 zwar erneuert, doch stand dieser S.s Kunst anfangs skeptisch gegenüber. Dieses Verhältnis besserte sich allerdings mit der Zeit und Christian I. half S. bei verschiedenen Rechtsstreitigkeiten um Wechselschulden mit Nürnberger Kaufleuten. Das sich positiv entwickelnde Verhältnis sollte jedoch nicht von langer Dauer sein, denn Christian I. verstarb am 25.9.1591. Mit den eingesetzten Administratoren Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar und Johann Georg von Brandenburg - Christian II. war zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig und konnte daher die Amtsgeschäfte nicht übernehmen - entwickelten sich für S. unüberwindbare Differenzen, sodass er Anfang 1592 seine Bestallung in Dresden aufgab. Im Juli desselben Jahrs trat er eine Stelle bei Sophie von Brandenburg, der Witwe des Kurfürsten, an. Hier begegnete ihm jedoch sein früherer Geschäftspartner Machnitzky und bezichtige ihn, den beiden Kurfürsten mittels Gift das Leben genommen zu haben. Da sich Kaiser Rudolf II. für Machnitzky verwendete, kam der gegen diesen von S. eingeleitete Prozess in Dresden nicht zur Entscheidung. Machinetzky wurde ein Jahr später, am 24.2.1593, nach Prag entlassen. S. gab währenddessen, um einer endgültigen Schädigung seines Rufs zu entgehen, seine Geschäfte in Dresden auf und trat am 19.8.1592 eine Stelle als kaiserlicher Berghauptmann in St. Joachimsthal (tschech. Jáchymov) in Böhmen an. Nach immer wiederkehrenden und verschobenen Verhandlungen in Dresden um nicht eingelöste Forderungen und Verdacht auf Veruntreuung verstarb S. schließlich am 7.1.1598. S. gelang es, noch vor seinem Tod die Gunst Kaiser Rudolfs II. zu erlangen, welcher ihn in den Adelsstand („S. von Falkenberg“) erhob. – S.s Rolle und sein Ansehen wurde v.a. durch den späteren Geheimen Kammersekretär und Alchemisten des Kurfürsten Johann Georg II., Johann Kunckel von Löwenstern, in dessen Werk „Collegium physico-chymicum experimentale“ hervorgehoben. Laut Kunckel von Löwenstern sollen durch S.s Arbeit das reiche Goldvermögen Augusts und Christians I. produziert worden sein, was ihm seine herausgehobene Stellung einbrachte. Noch zwei Jahrhunderte später erfuhren seine alchemistischen Werke große Aufmerksamkeit. Eines der Werke lag zu Kunckel von Löwensterns Zeiten noch im Probiersaal des kurfürstlichen Schlosses in Dresden. S. wird sogar in Jean Pauls Fragment „Der Komet oder Nikolaus Marggraf“ (1880-1882) erwähnt.

Quellen Österreichisches Staatsarchiv Wien, Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Bestand II: Reichshofrat, Judicialia, Alte Prager Akten, 1 A1, 1-5, fol. 430-559; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 4417/18-21.

Werke Chrysopoeia Schwaertzeriana, Hamburg 1718.

Literatur J. Kunckel von Löwenstern, Collegium physico-chymicum experimentale oder Laboratorium chymicum, Hamburg 1738; F. C. J. Fischer, Geschichte des teutschen Handels, Bd. 4, Hannover 1792; K. C. Schmieder, Geschichte der Alchemie, Halle 1832; R. Kell, Sebalt S. als kursächsischer Faktor und kaiserlicher Berghauptmann, Diss. Leipzig 1881; H. Kopp, Die Alchemie in älterer und neuerer Zeit, 2 Teile, Heidelberg 1886; A. Bauer, Die Adelsdocumente österreichischer Alchemisten, Wien 1893; Dienstleute wollten lieber Scheidemünzen statt fragwürdiges Gold, in: Dresdner Neueste Nachrichten 12.8.2002, S. 9; R. W. Soukup, Das ganze Corpus Solis in ein liquorem irreducibilem bringen, 2011. – ADB 33, S. 436-438, DBA I.

Ariane Bartkowski
6.8.2012


Empfohlene Zitierweise:
Ariane Bartkowski, Artikel: Sebalt Schwertzer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3662 [Zugriff 20.12.2024].

Sebalt Schwertzer



Quellen Österreichisches Staatsarchiv Wien, Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Bestand II: Reichshofrat, Judicialia, Alte Prager Akten, 1 A1, 1-5, fol. 430-559; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 4417/18-21.

Werke Chrysopoeia Schwaertzeriana, Hamburg 1718.

Literatur J. Kunckel von Löwenstern, Collegium physico-chymicum experimentale oder Laboratorium chymicum, Hamburg 1738; F. C. J. Fischer, Geschichte des teutschen Handels, Bd. 4, Hannover 1792; K. C. Schmieder, Geschichte der Alchemie, Halle 1832; R. Kell, Sebalt S. als kursächsischer Faktor und kaiserlicher Berghauptmann, Diss. Leipzig 1881; H. Kopp, Die Alchemie in älterer und neuerer Zeit, 2 Teile, Heidelberg 1886; A. Bauer, Die Adelsdocumente österreichischer Alchemisten, Wien 1893; Dienstleute wollten lieber Scheidemünzen statt fragwürdiges Gold, in: Dresdner Neueste Nachrichten 12.8.2002, S. 9; R. W. Soukup, Das ganze Corpus Solis in ein liquorem irreducibilem bringen, 2011. – ADB 33, S. 436-438, DBA I.

Ariane Bartkowski
6.8.2012


Empfohlene Zitierweise:
Ariane Bartkowski, Artikel: Sebalt Schwertzer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3662 [Zugriff 20.12.2024].