Carl von Kaskel

K. war im 19. Jahrhundert als Hausbankier des Königs eine zentrale Figur im Finanzwesen des sächsischen Staats. Als Privatbankier wirkte er in Sachsen zudem im Bereich der Industriefinanzierung und war maßgeblich an der Gründung der Dresdner Bank beteiligt. – K. lernte das Bankhandwerk bei seinem Vater, der in Dresden das angesehene Privatbankhaus Michael Kaskel betrieb. Später wurde er Teilhaber und 1845 Inhaber des Familienunternehmens. Wie sein Vater war auch K. königlich sächsischer Hofbankier. Darüber hinaus hatte er seit 1838 das Amt des Vizepräsidenten der staatlichen Sächsischen Bank inne. In beiden Funktionen führte er bedeutende finanzielle Transaktionen für den Dresdner Hof durch. Bemerkenswert waren etwa der Transfer der Heiratsgüter bei der Vermählung Anna Marias, einer Tochter König Johanns, mit dem Großherzog Ferdinand IV. von Toskana 1856 oder die Finanzierung der sächsischen Kriegsführung 1866. Das Kaskelsche Bankhaus engagierte sich darüber hinaus in Sachsen und anderen deutschen Territorien in der Industriefinanzierung, beispielsweise beim Eisenbahnbau. So war K. ein maßgeblicher Initiator der Aussig-Teplitzer Eisenbahn, deren Verwaltungsrat er auch vorstand. Die mit den Geschäften des Bankhauses erwirtschafteten Gewinne reinvestierte K. in verschiedene Unternehmungen, etwa in die Gründung der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt in Leipzig 1856 oder die Errichtung der Dresdner Bank 1872. Letztere entstand durch eine Umwandlung seines Bankhauses in eine Aktiengesellschaft. K. hatte diesen Schritt gemeinsam mit seinem Teilhaber Eugen Gutmann initiiert, weil er das Haus mit genügend Aktienkapital ausstatten wollte, um den Kreditbedarf der sächsischen Industrie decken zu können. K. war bis zu seinem Tod Mitglied im Verwaltungsrat des neu errichteten Kreditinstituts, sein Sohn Felix stand dem Gremium, das später den Aufsichtsrat bildete, bis 1894 vor. Besonders in den ersten Jahren seines Bestehens profitierte es vom Renommee und dem ausgezeichneten finanziellen Fundament des Kaskelschen Familienunternehmens, so etwa bei der Überwindung der Gründerkrise von 1873. Neben seiner Tätigkeit als Bankier war K. in Dresden Konsul für Schweden und Norwegen. Er pflegte familiäre Beziehungen zu den Bankhäusern Fränkel in Warschau und Oppenheim in Köln. – Auf Gesuch beim österreichischen Kaiser Franz Joseph wurde ihm 1867 der österreichische Adelstitel und 1869 der Freiherrn-Titel verliehen. – Unter dem Pseudonym Carl Lassekk wirkte K. auch als Komponist. Er kreierte kleinere Stücke v.a. für Klavier, z.B. „Trois Romances Sentimentales Pour Piano Et Violoncello“ 1839. Zwischen ihm und Robert Schumann bestand in den 1830er- und 1840er-Jahren ein reger Briefwechsel.

Literatur R. Martin, Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Sachsen, Berlin 1912, S. 206-212; F. Költzsch, Kursachsen und die Juden in der Zeit Brühls, Diss. Leipzig 1928; H. Schnee, Die Hoffinanz und der moderne Staat, Bd. 2, Berlin 1954; J. F. Kaskel, Vom Hoffaktor zur Dresdner Bank, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, 28/1983, H. 3, S. 159-187; ders., Bankhaus Michael Kaskel - Keimzelle der Dresdner Bank, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 21/1984, H. 13, Sonderbeilage. – DBA II, III; DBE 5, S. 458; NDB 11, S. 318; P. Frank, Kurzgefaßtes Tonkünstler-Lexikon, Wilhelmshaven 151983.

Veit Damm
24.1.2005


Empfohlene Zitierweise:
Veit Damm, Artikel: Carl von Kaskel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10696 [Zugriff 20.12.2024].

Carl von Kaskel



Literatur R. Martin, Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Sachsen, Berlin 1912, S. 206-212; F. Költzsch, Kursachsen und die Juden in der Zeit Brühls, Diss. Leipzig 1928; H. Schnee, Die Hoffinanz und der moderne Staat, Bd. 2, Berlin 1954; J. F. Kaskel, Vom Hoffaktor zur Dresdner Bank, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, 28/1983, H. 3, S. 159-187; ders., Bankhaus Michael Kaskel - Keimzelle der Dresdner Bank, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 21/1984, H. 13, Sonderbeilage. – DBA II, III; DBE 5, S. 458; NDB 11, S. 318; P. Frank, Kurzgefaßtes Tonkünstler-Lexikon, Wilhelmshaven 151983.

Veit Damm
24.1.2005


Empfohlene Zitierweise:
Veit Damm, Artikel: Carl von Kaskel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10696 [Zugriff 20.12.2024].