Johann Michael I. Hoppenhaupt

H. war der bedeutendste Architekt und Bildhauer am Hof der Herzöge von Sachsen-Merseburg. Sein Vater führte ihn in die Bildhauerkunst ein. Darüber hinaus leistete H. auch als Baumeister Vorzügliches. Mit dem Stand der höfischen Architektur seiner Zeit war er gut vertraut. – Bereits als 19-Jähriger soll H. das Epitaph Heinsze in der Stadtkirche St. Viti in Lützen nordöstlich von Weißenfels und ein Jahr später das Portal des Wohnhauses Domstraße 3 in Merseburg gemeißelt haben. Im Alter von 21 Jahren begab sich H. nach Zittau. Hier fertigte er 1707 in der Kreuzkirche das Grabmal Leipoldt und ein Jahr später auf dem Neumarkt den großartigen Herkulesbrunnen. Beide Werke sind erhalten. 1708 bis 1711 schuf er in der von Jonas Kirchstein aus Bautzen ab 1705 erbauten Dorfkirche in Hainewalde bei Zittau Altar, Kanzel, Orgelempore, Patronatsloge, Beichtstuhl, Taufengel, Emporenbrüstung und Gestühl mit bildnerischem Schmuck. 1709 übertrug ihm der Zittauer Bürgermeister Stoll die Ausstattung des Bibliothekssaals des Franziskanerklosters, heute vom Stadtmuseum genutzt, mit Wandpilastern und Deckenstuck, vielleicht im Jahr darauf auch das Eingangstor und die Mönchsche Gruft an der Kreuzkirche. – 1711 erhielt H. das Amt des Landbaumeisters im Herzogtum Sachsen-Merseburg. Im Merseburger Schloss führte er bis 1720 die Stuckarbeiten über der Hofdurchfahrt und im Spiegelkabinett aus, deren Reichtum nur noch durch Fotos überliefert ist. Auf H. geht auch die Gestaltung der Prunksarkophage in der Fürstengruft des Merseburger Doms zurück. Die fragmentarisch erhaltene Schlosskapelle in Köthen, wohl etwa 1715 bis 1719 errichtet, könnte ebenfalls von H. stammen. 1725 baute H. in Oberbeuna bei Merseburg das Kirchenschiff mit einem reich dekorierten Südportal, den Turm erst 1743. In Merseburg errichtete er von 1727 bis nach 1731 den zweigeschossigen Schlossgartensalon, der als sein schönstes architektonisches Werk gilt. Von den beiden flankierenden erdgeschossigen Orangeriepavillons blieb nur der östliche erhalten. Im Merseburger Dom werden H. ferner das Epitaph der Freifrau von Zech von 1728 und Grabsteine im Kreuzgang zugeschrieben. – Im Schloss Köthen nördlich von Halle begutachtete H. 1728 das Innere, bevor es umgebaut wurde. Ein Jahr später arrangierte er im Auftrag des Fürsten August Ludwig von Anhalt-Köthen die Festillumination des Opernhauses in Köthen und dekorierte die Schlosskapelle und andere Räume des Schlosses. Vermutet wird, dass das 1733/34 erbaute Kirchenschiff in Frankleben südlich von Merseburg auf ihn zurückgeht. – Es folgten weitere Aufträge an verschiedenen Orten. Um 1730 barockisierte H. die Hoffassaden des Merseburger Schlosses, ein Jahr später stattete er die Schlosskapelle aus. Ob er gleichzeitig die zweigeschossige Wassermühle in Holleben südlich von Halle gebaut hat, bleibt offen. 1735 beseitigte er Hochwasserschäden in dem vom Vater am Gotthardteich errichteten Lustschlösschen „Herzog Christian“ und erweiterte es. In Bad Lauchstädt westlich von Merseburg errichtete er vermutlich 1735 den kleinen Herzogspavillon, der 1776 an den jetzigen Standort versetzt wurde. In Merseburg legte H. 1738 die Obere Wasserkunst zur Wasserversorgung von Schloss und Domfreiheit in der Oberaltenburg an. – Als 1738 die Nebenlinie Sachsen-Merseburg ausstarb und das Herzogtum wieder an Kursachsen zurückfiel, wurde H. von Kurfürst Friedrich August II. (König August III. von Polen) als Landbaumeister übernommen. Von 1744 stammt der Bau seines eigenen Hauses in Merseburg, des mit Zwerchhaus, Kolossalpilastern und Eingangsaltan reich dekorierten sog. „Versunkenen Schlösschens“. 1988 wurde es abgetragen und zehn Jahre danach mit einer rekonstruierten Fassade wiederaufgebaut. Schließlich führte H. noch Instandsetzungsarbeiten in einem Königlichen Lusthaus in den Weinbergen bei Röglitz und im Forsthaus Schkeuditz westlich von Leipzig aus.

Literatur G. Pretzien, Die Hoppenhaupts und ihre Kunst, Merseburg 1934; L. Grote, Johann Michael H., der Schöpfer des Porzellankabinetts im Deutschen Museum, Berlin 1938, S. 250-257; P. Ramm, Johann Michael H. (1685-1751) und seine Zeit, Merseburg 1985, 21987. – Thieme/Becker, Bd. 17, Leipzig 1924, S. 487; J. Jankofsky, Merseburg: 50 Persönlichkeiten aus 1000 Jahren Geschichte, Böblingen 1992, S. 110-113; H. Heckmann, Baumeister des Barock und Rokoko in Sachsen, Berlin 1996, S. 223-230.

Hermann Heckmann
16.8.2005


Empfohlene Zitierweise:
Hermann Heckmann, Artikel: Johann Michael I. Hoppenhaupt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10731 [Zugriff 20.12.2024].

Johann Michael I. Hoppenhaupt



Literatur G. Pretzien, Die Hoppenhaupts und ihre Kunst, Merseburg 1934; L. Grote, Johann Michael H., der Schöpfer des Porzellankabinetts im Deutschen Museum, Berlin 1938, S. 250-257; P. Ramm, Johann Michael H. (1685-1751) und seine Zeit, Merseburg 1985, 21987. – Thieme/Becker, Bd. 17, Leipzig 1924, S. 487; J. Jankofsky, Merseburg: 50 Persönlichkeiten aus 1000 Jahren Geschichte, Böblingen 1992, S. 110-113; H. Heckmann, Baumeister des Barock und Rokoko in Sachsen, Berlin 1996, S. 223-230.

Hermann Heckmann
16.8.2005


Empfohlene Zitierweise:
Hermann Heckmann, Artikel: Johann Michael I. Hoppenhaupt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10731 [Zugriff 20.12.2024].