Gottfried Georg Andrä

Seine Schulausbildung erhielt A. am Freimaurerinstitut in Dresden und an der Realschule in Leipzig. 1868 bis 1870 ging er auf dem Rittergut Mühlbach bei Wurzen in die landwirtschaftliche Lehre. Nach abgeschlossener Ausbildung war A. zunächst als Verwalter größerer Güter (Kittlitz bei Löbau, Rodersdorf/Vogtland und Frankenhausen bei Crimmitschau) tätig und wurde 1877 Pächter der Rittergüter Limbach und Braunsdorf bei Tharandt. 1890 erwarb er den letztgenannten Großbetrieb und pachtete das Rittergut Wilsdruff hinzu. Seinen Gutsbesitz leitete er bis 1922 und machte sich um neue Bewirtschaftungsmethoden sowie andere Verbesserungen in der sächsischen Landwirtschaft verdient; Braunsdorf wurde dabei sein Muster- und Versuchsgut. Seine Erfahrungen und Versuchsergebnisse fanden ihren Niederschlag in zahlreichen landwirtschaftlichen Abhandlungen und machten A. schließlich zum Lehrer und Vorbild für viele sächsische Landwirte. – Im Zentrum seiner Aufmerksamkeit standen einerseits Fütterung und Futtermittel: Zu seinen Neuerungen gehörte die veränderte Lagerung (Aufreuterung) von Kleeheu; er richtete eine „Allestrockenanlage“ zur Konservierung von Kartoffel-, Rüben- und anderen Blättern als Viehfutter ein. Als die Idee der Silage in Deutschland aufkam, griff er sie sofort auf, setzte sie praktisch um und machte sie bekannt. Die Einführung der Weidewirtschaft in Sachsen 1906 ging wesentlich auf sein Engagement zurück. Seine Versuche mit der Milchviehweide fielen allerdings wenig erfolgreich aus, ebenso seine Bemühungen zur Bekämpfung der 1908 in Sachsen grassierenden Lungenwurmseuche. Einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit sah A. in der Nahrungsmittelproduktion: In der Zeit des Ersten Weltkriegs gelang es ihm, die landwirtschaftlichen Erträge durch gezielteren Einsatz der stickstoffhaltigen Jauche zu steigern. Seine besonderen Bemühungen galten dem Ausbau der landwirtschaftlichen Fachschulen. A. selbst war Vorsitzender im Verwaltungsrat aller Schulen des landwirtschaftlichen Kreisvereinsbezirks Dresden und setzte sich auch für eine landwirtschaftliche Ausbildung der Mädchen ein. 1891 wurde er stellvertretender, 1897 erster Vorsitzender des Kreisvereins Dresden. Darüber hinaus engagierte er sich für das Genossenschafts- und Versicherungswesen und übte hohe Funktionen in Agrarorganisationen und öffentlichen Körperschaften aus. Seit Gründung der Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft war er ihr Vorsitzender und nahm die gleiche Position im Aufsichtsrat der Sächsischen Landwirtschaftsbank ein. Er war außerdem konservatives Mitglied der II. Kammer des Sächsischen Landtages und übernahm 1922 den Vorsitz des sächsischen Landeskulturrates.

Werke Was hat der Landwirt beim Ankauf oder bei Erpachtung eines Gutes zu berücksichtigen?, Dresden 1886; Einige Dünger- und Düngungsfragen, Dresden 1887; Die Waldblatterbse (Lathyrus silvestris), ihr Anbau und ihre Verwertung als Futter für Milchvieh, Berlin 1902; Bericht über meine Landtagstätigkeit, Freiberg i. Sachsen 1909; mit J. Vogel, Berichte über den in den Kriegsjahren 1915/16 auf Veranlassung des ständigen Ausschusses des Landeskulturrates für das Königreich Sachsen auf dem Rittergute Braunsdorf ausgeführten Versuch über Gewinnung, Behandlung und Anwendung der Jauche, Dresden 1916; Mittel zur Selbständigmachung der deutschen Landwirtschaft, Dresden 1917; Das Rittergut Braunsdorf, Dresden 1918.

Literatur Dem Gedächtnis von Geheimen Oekonomierat Dr. h. c. Georg A., in: Sächsische Landwirtschaftliche Zeitschrift 71/1923, S. 187. – DBA II, III; DBE 1, S. 126, NDB 1, S. 273f.; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s? Leipzig 1909, S. 20; Sächsische Lebensbilder, Bd. 1, Dresden 1930, S. 5-16; W. Hoffmann (Hg.), Mitteldeutsche Köpfe, Frankfurt/Main 1959, S. 10.

Heinrich Kaak
26.8.2004


Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Kaak, Artikel: Gottfried Georg Andrä,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/176 [Zugriff 20.12.2024].

Gottfried Georg Andrä



Werke Was hat der Landwirt beim Ankauf oder bei Erpachtung eines Gutes zu berücksichtigen?, Dresden 1886; Einige Dünger- und Düngungsfragen, Dresden 1887; Die Waldblatterbse (Lathyrus silvestris), ihr Anbau und ihre Verwertung als Futter für Milchvieh, Berlin 1902; Bericht über meine Landtagstätigkeit, Freiberg i. Sachsen 1909; mit J. Vogel, Berichte über den in den Kriegsjahren 1915/16 auf Veranlassung des ständigen Ausschusses des Landeskulturrates für das Königreich Sachsen auf dem Rittergute Braunsdorf ausgeführten Versuch über Gewinnung, Behandlung und Anwendung der Jauche, Dresden 1916; Mittel zur Selbständigmachung der deutschen Landwirtschaft, Dresden 1917; Das Rittergut Braunsdorf, Dresden 1918.

Literatur Dem Gedächtnis von Geheimen Oekonomierat Dr. h. c. Georg A., in: Sächsische Landwirtschaftliche Zeitschrift 71/1923, S. 187. – DBA II, III; DBE 1, S. 126, NDB 1, S. 273f.; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s? Leipzig 1909, S. 20; Sächsische Lebensbilder, Bd. 1, Dresden 1930, S. 5-16; W. Hoffmann (Hg.), Mitteldeutsche Köpfe, Frankfurt/Main 1959, S. 10.

Heinrich Kaak
26.8.2004


Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Kaak, Artikel: Gottfried Georg Andrä,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/176 [Zugriff 20.12.2024].