Friedrich Falke

Als Professor für Ackerbau, Tierzucht und landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Leipzig und als Vortragender Rat im Innenministerium hat F. die sächsische Landwirtschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend mit geprägt. Neben der Einführung der intensiven Dauerweidewirtschaft im sächsischen Erzgebirge und Vogtland ist v.a. die Reorganisation des landwirtschaftlichen Bildungs- und Forschungswesen des Freistaats nach dem Ersten Weltkrieg als sein Verdienst zu betrachten. – F. besuchte die Gymnasien in Osterburg/Altmark und Wernigerode und wandte sich anschließend dem Studium der Landwirtschaft an der Universität Halle-Wittenberg zu, wo Julius Kühn sein Interesse auf Fütterungsfragen lenkte. Nach der Promotion kehrte F. 1895 als Verwalter auf das väterliche Gut zurück. Hier konnte er die in Halle/Saale begonnenen Fütterungs- und Weideversuche fortführen. Er erkannte dabei als einer der ersten Agrarwissenschaftler das Potenzial der intensiven Weidewirtschaft auch für die mitteldeutsche Landwirtschaft. Auf die Habilitation an der Universität Halle-Wittenberg folgte 1901 die Berufung auf das Extraordinariat für Ackerbau- und Tierzuchtlehre der Universität Leipzig, womit sich F. ein beträchtlicher Wirkungskreis eröffnete. Sein vehementes Eintreten für die Einführung der intensiven Dauerweidewirtschaft anstelle des weitgehend unrentablen Ackerbaus in den sächsischen Mittelgebirgsregionen fruchtete innerhalb weniger Jahre und begründete F.s Ruf als Wegbereiter der Grünlandwirtschaft in Deutschland. Am Ersten Weltkrieg nahm F. zunächst als Frontoffizier teil, wurde aufgrund seiner Fachkenntnisse jedoch ab 1916 als landwirtschaftlicher Offizier zur Verwaltung der besetzten belgischen Gebiete herangezogen. Im Sommer 1918 wechselte er schließlich in die neu geschaffene landwirtschaftliche Abteilung des sächsischen Innenministeriums, wo er als Vortragender Rat mit der Reorganisation des landwirtschaftlichen Bildungs- und Forschungswesens betraut wurde. Nach seinen Vorschlägen wurde die Höhere Staatslehranstalt für Gartenbau in Pillnitz errichtet, die landwirtschaftlichen Versuchsanstalten modernisiert und neu ausgerichtet sowie das Landwirtschaftliche Institut der Universität Leipzig wesentlich erweitert. Im Herbst 1920 übernahm F. hier den neu errichteten Lehrstuhl für landwirtschaftliche Betriebslehre. Dank seiner exzellenten Verbindungen in die sächsische Ministerialverwaltung wie in die Fachwelt gelang es ihm innerhalb weniger Jahre, das Institut zu einem der bedeutendsten seiner Art in Deutschland auszubauen. Neben der Grünlandwirtschaft bildete nun die Erforschung der Rentabilitätsverhältnisse der sächsischen Landwirtschaft einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt F.s. Daneben engagierte er sich für die Verbreitung des landwirtschaftlichen Versuchsringwesens, leitete die Ackerbauabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und die Arbeitsgemeinschaft für Grünlandwirtschaft. Die Wahl zum Rektor der Universität Leipzig 1929 markierte schließlich den Höhepunkt seiner akademischen Laufbahn in Sachsen. Anfang 1933 folgte er einem Angebot des türkischen Landwirtschaftsministers und übernahm das Gründungsrektorat der Landwirtschaftlichen Hochschule in Ankara. Neben der Koordinierung des Aufbaus der Hochschule zählte die Gewinnung deutscher Austauschprofessoren für die Besetzung der neu errichteten Lehrstühle zum Kern seiner dortigen Aufgaben. Nach einer erfolgreichen ersten Amtsperiode wurde 1936 der Kontrakt mit dem türkischen Landwirtschaftsministerium bis 1939 verlängert. In diesem Zeitraum wurde jedoch zunehmend Kritik an F. laut. Spannungen ergaben sich in erster Linie daraus, dass er als Rektor der Landwirtschaftlichen Hochschule nicht gewillt war, sein Handeln dem Primat einer nationalsozialistischen Außenpolitik unterzuordnen. Hinzu kamen heftige persönliche Auseinandersetzungen mit seinen deutschen Kollegen an der Hochschule in Ankara, sodass man sich im Auswärtigen Amt genötigt sah, F. im Frühjahr 1938 nach Deutschland zurück zu beordern. Politisch isoliert zog er sich nach der erzwungenen Rückkehr auf sein Gut bei Arendsee zurück, wo er 1948 verstarb.

Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Personalakten; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11401 Ministerium für Volksbildung, Personalakten.

Werke Untersuchungen über den Wert des Braunheues unter besonderer Berücksichtigung der Verdaulichkeit der Proteinstoffe, Halle/Saale 1895; Die Milchsekretion des Rindviehs unter dem Einfluss fettreicher Fütterung, Halle/Saale 1898; Repertorium der Landwirtschaftslehre, Halle/Saale 1901; Die Dauerweiden. Bedeutung, Anlage und Betrieb derselben unter besonderer Berücksichtigung intensiver Wirtschaftsverhältnisse, Hannover 1907, ³1920; Die Weidewirtschaft, Friedrichswerth 1919; Die Bewirtschaftung des Grünlandes unter dem Einfluß der gegenwärtigen Lage der Landwirtschaft und unter Berücksichtigung der bäuerlichen Betriebe in den deutschen Mittelgebirgen, Dresden 1931; mit H. Isensee (Hg.), Die Lage der Landwirtschaft im Freistaat Sachsen. Untersuchungen über die Rentabilität der sächsischen Landwirtschaft, Dresden 1932-1936.

Literatur NDB 5, S. 9; DBA III; DBE 3, S. 225.

Porträt Fotografie, um 1940, Universitätsarchiv Leipzig, FS N 2724 (Bildquelle).

Christian Augustin
10.4.2013


Empfohlene Zitierweise:
Christian Augustin, Artikel: Friedrich Falke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24469 [Zugriff 19.11.2024].

Friedrich Falke



Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Personalakten; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11401 Ministerium für Volksbildung, Personalakten.

Werke Untersuchungen über den Wert des Braunheues unter besonderer Berücksichtigung der Verdaulichkeit der Proteinstoffe, Halle/Saale 1895; Die Milchsekretion des Rindviehs unter dem Einfluss fettreicher Fütterung, Halle/Saale 1898; Repertorium der Landwirtschaftslehre, Halle/Saale 1901; Die Dauerweiden. Bedeutung, Anlage und Betrieb derselben unter besonderer Berücksichtigung intensiver Wirtschaftsverhältnisse, Hannover 1907, ³1920; Die Weidewirtschaft, Friedrichswerth 1919; Die Bewirtschaftung des Grünlandes unter dem Einfluß der gegenwärtigen Lage der Landwirtschaft und unter Berücksichtigung der bäuerlichen Betriebe in den deutschen Mittelgebirgen, Dresden 1931; mit H. Isensee (Hg.), Die Lage der Landwirtschaft im Freistaat Sachsen. Untersuchungen über die Rentabilität der sächsischen Landwirtschaft, Dresden 1932-1936.

Literatur NDB 5, S. 9; DBA III; DBE 3, S. 225.

Porträt Fotografie, um 1940, Universitätsarchiv Leipzig, FS N 2724 (Bildquelle).

Christian Augustin
10.4.2013


Empfohlene Zitierweise:
Christian Augustin, Artikel: Friedrich Falke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24469 [Zugriff 19.11.2024].