August Eckardt

Seine Jugendjahre verbrachte E. in Lugau, einem vom Kohlebergbau und Maschinenbau geprägten Dorf. Sein Vater bereitete ihn auf das Gymnasium vor und sandte ihn 1888 nach Leipzig und im folgenden Jahr auf die Fürstenschule nach Grimma. Dort legte E. 1889 das Abitur ab. Er studierte anschließend in Freiberg an der Bergakademie und führte auf Wunsch eines russischen Fürsten geologische Untersuchungen auf dessen Besitzungen durch. Schon bald kehrte E. aber nach Sachsen zurück und arbeitete kurzzeitig als Direktor einer Kohlegrube in Lugau, bevor er in Olbernhau Direktor eines Anthrazitwerks wurde. Das Industriedorf östlich von Marienberg wuchs um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bis auf 10.000 Einwohner an, so dass diesem 1902 das Stadtrecht verliehen wurde. Mit 38 Jahren gab E. seinen Direktorenposten in Olbernhau auf und studierte für ein Jahr in Dresden an der Technischen Hochschule. Er schrieb in dieser Zeit seine Dissertation über die Trocknung der Braunkohle. 1911 ging er als Geschäftsführer für den soeben gegründeten bergbaulichen Verein nach Zwickau. Für diese Einrichtung, die die Interessen des Steinkohlereviers Zwickau-Lugau-Oelsnitz vertreten sollte, betrieb er die Lobbyarbeit. – Mit Unterstützung der DNVP wurde er 1919 in die sächsische Volkskammer gewählt. E. blieb Abgeordneter des Landesparlaments bis zu dessen Auflösung 1933. Die Anliegen des Bergbaus vertrat der Rechtskonservative auch im Landtag mit besonderem Nachdruck. Am 24.11.1932 wurde E. während der laufenden Legislaturperiode mit nur 40 Stimmen zum Präsidenten gewählt, weil die KPD den sozialdemokratischen Gegenkandidaten Kurt Weckel nicht unterstützte. Da E.s eigene Fraktion nur über fünf Landtagssitze verfügte, war er zunächst auf die Unterstützung der anderen Parteien angewiesen, die nicht zum sozialistischen Lager (KPD und SPD) oder zur NSDAP zählten. Letztere wählten im ersten Wahlgang ihren eigenen Kandidaten, Walter Dönicke. Bei der Stichwahl zwischen Kurt Weckel (SPD) und E. flossen dann dem konservativen Kandidaten auch nationalsozialistische Stimmen zu. – Nachdem Adolf Hitler am 30.1.1933 Reichskanzler geworden war, begannen nationalsozialistische Übergriffe auf den Sächsischen Landtag. Bei einem Überfall von uniformierten SA- und SS-Männern auf das Dresdner Ständehaus am 9.3.1933 wurden mehrere Abgeordnete schwer misshandelt. E. erstattete am 13.3. beim Polizeipräsidium Dresden Anzeige gegen die SA- und SS-Leute. Am selben Tag untersagte der Reichsbeauftragte für Sicherheit, der nationalsozialistische Landtagsabgeordnete Manfred von Killinger, die Einberufung des Landtags und begründete dies mit mangelndem Schutz für die Abgeordneten. E. verwahrte sich gegen das Verbot, zugleich jedoch teilte er von Killingers Sicherheitsbedenken. Ob und wie E. auf die Behinderungen und Verhaftungen von kommunistischen und sozialdemokratischen Abgeordneten reagierte, ist nicht bekannt. – Mit der Gleichschaltung des sächsischen Parlaments, die der Reichskommissar von Killinger am 4.4.1933 verordnete, verlor E. sein Präsidentenamt, legte doch ein Beschluss der inzwischen nationalsozialistischen sächsischen Regierung vor der konstituierenden Sitzung fest, dass die erste Versammlung des Parlaments von einem „Eröffnungspräsidenten“ geleitet werde, der der „stärksten Partei des Landtags angehören“ müsse. Da die Mandatsträger der SPD und der KPD ihre Sitze nicht mehr einnehmen durften, bildete nun die NSDAP die stärkste Fraktion. Der Leipziger Walter Dönicke wurde von den sächsischen Nationalsozialisten zum Eröffnungspräsidenten bestimmt und in der ersten Sitzung des Landtags auch zum Präsidenten gekürt. E. gehörte diesem „verformten“ Parlament bis zu dessen Auflösung 1933 an. Noch im selben Jahr gab der 63-Jährige seinen Posten als Lobbyist auf und lebte in den folgenden beiden Jahren in Lichtentanne, einem Dorf südwestlich von Zwickau. 1936 bis zu seinem Tod wohnte E. bei einer seiner Töchter in Stralsund.

Literatur Bergdirektor Dr.-Ing. August E. †, in: Zwickauer Tageblatt, 28.7.1938; Dr.-Ing. Friedrich August E., in: Grimmaisches Ecce 59, Dresden 1938, S. 42f.; R. Groß, Frühjahr 1933, in: Jahresspiegel, Sächsischer Landtag 3/1993, S. 22-31; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 146f. (Bildquelle).

Josef Matzerath
17.7.2008


Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: August Eckardt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16598 [Zugriff 29.3.2024].

August Eckardt



Literatur Bergdirektor Dr.-Ing. August E. †, in: Zwickauer Tageblatt, 28.7.1938; Dr.-Ing. Friedrich August E., in: Grimmaisches Ecce 59, Dresden 1938, S. 42f.; R. Groß, Frühjahr 1933, in: Jahresspiegel, Sächsischer Landtag 3/1993, S. 22-31; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 146f. (Bildquelle).

Josef Matzerath
17.7.2008


Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: August Eckardt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16598 [Zugriff 29.3.2024].