August Beyer

B. war ein Theologe, dessen Bedeutung jedoch auf seine Tätigkeit als Bibliothekar, u.a. für die Bibliotheca Bunaviana des Grafen Heinrich von Bünau, und v.a. auf seine Schriften zur Dresdner Bibliothekslandschaft des frühen 18. Jahrhunderts zurückzuführen ist. – B. stammte aus einer Pfarrersfamilie. So war nicht nur sein Vater Pfarrer der Gemeinde Berthelsdorf, auch sein Großvater Andreas war bereits Amtsprediger an der Nikolaikirche in Freiberg gewesen. Diesem Weg folgend, begann B. nach seiner Schulzeit in Freiberg ab 1726 an der Universität Leipzig Theologie zu studieren. Hier wohnte er zumindest zeitweise im Haus des Juristen und Professors der Rechte Karl Otto Rechenberg und war wohl in dieser Zeit auch für den Unterricht von dessen Kindern zuständig. – Nachdem B. sein Studium 1730 mit der Erlangung der Magisterwürde abgeschlossen hatte, erfolgte zunächst eine Anstellung bei Johann Dietrich von Schönberg in Dresden. Als dessen verantwortlicher Bibliothekar richtete B. die Bibliothek Schönbergs ein und ordnete sie. Neben seiner bibliothekarischen Tätigkeit trat B. in dieser Zeit auch durch eigene Publikationen hervor. So verfasste er mit der 1731 publizierten „Epistola de bibliothecis Dresdensibus tum publicis tum privatis praecipius“ sein wohl bekanntestes Werk. Mit dieser Schrift wird erstmals die im frühen 18. Jahrhundert entstandene Bibliothekslandschaft Dresdens mit ihren vergangenen und gegenwärtigen Sammlungen und Privatbibliotheken detailliert dargestellt und ein Überblick über deren Buchbestände vermittelt. Neben der kurfürstlich königlichen Sammlung hob B. dabei besonders die Sammlung des Grafen von Bünau hervor. Auf diese Weise hinterließ B. die früheste Beschreibung dieser Bibliothek, die von Bünau seit den frühen 1720er-Jahren aufbaute und die später mit etwa 42.000 Bänden zu den bedeutendsten deutschen Gelehrtenbibliotheken des 18. Jahrhunderts gehören sollte. B., der sich damit als ausgewiesener Kenner der Dresdner Bibliotheken und namentlich der Bibliotheca Bunaviana erwies, wurde wahrscheinlich 1733 von Graf von Bünau zum Verwalter der Büchersammlung bestimmt, wobei sich jedoch genauere Belege für diese Anstellung nicht finden lassen. In der Folge war es v.a. B.s Aufgabe, die Bibliothek in Abwesenheit von Bünaus, der 1734 zum Oberaufseher der Grafschaft Mansfeld berufen worden war und Dresden daher verlassen musste, zu betreuen. Allerdings bekleidete B. diese Stellung nur nebenamtlich, da er bereits 1733 eine Anstellung als Lehrer an der Dresdner Kreuzschule gefunden hatte. Eine weitere Aufgabe übernahm B. 1734 nach dem Tod des evangelischen Ersten Hofpredigers Johann Andreas Gleich, als er zumindest zeitweise für die Mittagspredigt an Sonn- und Festtagen verantwortlich war. – Die Stelle als Bibliothekar der Bünauschen Sammlung hatte B. vermutlich bis 1739 inne, jedoch bleibt auch diese Angabe aufgrund fehlender Quellen unsicher. Klar scheint zumindest, dass hinter diesem Wechsel seine Ende 1738 erfolgte Berufung als adjungierter Pfarrer nach Zörbig stand, die ihm die Aussicht auf eine eigene Pfarrstelle bot. B. verstarb jedoch schon kurze Zeit später. – Über B.s eigentliches Wirken als Bibliothekar der Bünauschen Bibliothek liegen kaum Informationen vor. Im Vergleich zu seinen weitaus bekannteren Nachfolgern als Bibliothekare der Bibliotheca Bunaviana, Johann Michael Francke und Johann Joachim Winckelmann, welche die weiter anwachsende Sammlung nach ihrem 1740 erfolgten Umzug auf das Schloss Nöthnitz bei Dresden betreuten, erscheint B. aus der Sicht der Nachwelt jedoch als weniger bedeutsam. Hingegen verschafften ihm seine Publikationen schon unter seinen Zeitgenossen große Popularität. So verfasste B. neben seiner bedeutsamen „Epistola“ weitere Schriften, die aus seiner bibliothekarischen Tätigkeit und der Kenntnis über die Dresdner Bibliotheken resultierten. Einen Namen machte er sich vornehmlich als Autor literarischer und bibliografischer Werke wie der „Memoriae historico-criticae librorum rariorum“ (1734) oder der „Arcana sacra bibliothecarum Dresdensium“ (1738/40). Seine Schriften gewähren dabei nicht nur einen Einblick in die Bibliothekslandschaft der Residenzstadt Dresden im frühen 18. Jahrhundert, sondern geben darüber hinaus auch Informationen über den Bestand und die thematische Zusammensetzung der Büchersammlungen jener Zeit.

Quellen Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig 1559-1809, hrsg. von G. Erler, Bd. 3, Leipzig 1909, S. 26; Die Matrikel der Kreuzschule, bearb. von W. Richter, Teil 1, Neustadt/Aisch 1967, S. 152.

Werke Epistola de Bibliothecis Dresdensibus tum publicis tum privatis praecipius, Dresden 1731; (Bearb.), Bernardi Monetae ... epistola hactenus inedita ad Michaelem Mattarium ... in qua suas in eius Annales typographicos et Historiam Stephanorum animadversiones modeste exponit, Dresden/Leipzig 1733; (Bearb.), Historia vitae, fatorum atque meritorum Georgii Gentii dhama-saxonis consiliarii electoralis saxonici, viri linguarum tum orientalium tum occidentalium peritissimi literati infelicissimi, Dresden/Leipzig 1733; Memoriae historico-criticae librorum rariorum, Dresden/Leipzig 1734; Nachricht von dem Leben und Schrifften M. Christian Andreä Vinold, Pastoris zu Pappendorff, Dresden 1737; Arcana sacra bibliothecarum Dresdensium, Dresden 1738, Continuatio I. und II., Dresden 1738; Lutherum in epigraphis describere aggreditur, Leipzig 1740.

Literatur C. G. Wilisch, Kirchen-Historie der Stadt Freyberg, Teil 2, Leipzig 1737, S. 196, 254; Acta historico ecclesiastica, Bd. 3, Teil 16, Weimar 1739, S. 663; F. A. Ebert, Geschichte und Beschreibung der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Leipzig 1822, S. 76f.; E. Heydenreich, Die Bibliothek des Grafen von Bünau in Nöthnitz, in: Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekswissenschaft 1878, S. 90-95; W. Schultz, Heinrich von Bünau, Diss. Leipzig 1933; ders., Die Bibliothek Heinrich von Bünaus, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 52/1935, H. 7, S. 337-345; H. Deckert, Bünaus Bibliothek einst und jetzt, in: M. Kunze (Hg.), Winckelmann und Nöthnitz, Stendal 1976, S. 30-39; T. Sander, Ex Bibliotheca Bunaviana, Dresden 2011, S. 34-37, 41; ders., Adelsbibliotheken, in: M. Schattkowsky (Hg.), Adlige Lebenswelten in Sachsen, Köln/Weimar/Wien 2013, S. 272-278. – DBA I, II; E. L. Rathlef, Geschichte jetzt lebender Gelehrten, Teil 5, Celle 1742, S. 164-208 (WV); J. C. Adelung, Fortsetzung und Ergänzung zu Christian Gottlieb Joechers allgemeinem Gelehrten-Lexikon, Bd. 1, Leipzig 1784, Sp. 1815f. (WV); R. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch, Bd. 1, Freiberg 1940, S. 43.

Henrik Schwanitz
8.4.2014


Empfohlene Zitierweise:
Henrik Schwanitz, Artikel: August Beyer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25009 [Zugriff 20.12.2024].

August Beyer



Quellen Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig 1559-1809, hrsg. von G. Erler, Bd. 3, Leipzig 1909, S. 26; Die Matrikel der Kreuzschule, bearb. von W. Richter, Teil 1, Neustadt/Aisch 1967, S. 152.

Werke Epistola de Bibliothecis Dresdensibus tum publicis tum privatis praecipius, Dresden 1731; (Bearb.), Bernardi Monetae ... epistola hactenus inedita ad Michaelem Mattarium ... in qua suas in eius Annales typographicos et Historiam Stephanorum animadversiones modeste exponit, Dresden/Leipzig 1733; (Bearb.), Historia vitae, fatorum atque meritorum Georgii Gentii dhama-saxonis consiliarii electoralis saxonici, viri linguarum tum orientalium tum occidentalium peritissimi literati infelicissimi, Dresden/Leipzig 1733; Memoriae historico-criticae librorum rariorum, Dresden/Leipzig 1734; Nachricht von dem Leben und Schrifften M. Christian Andreä Vinold, Pastoris zu Pappendorff, Dresden 1737; Arcana sacra bibliothecarum Dresdensium, Dresden 1738, Continuatio I. und II., Dresden 1738; Lutherum in epigraphis describere aggreditur, Leipzig 1740.

Literatur C. G. Wilisch, Kirchen-Historie der Stadt Freyberg, Teil 2, Leipzig 1737, S. 196, 254; Acta historico ecclesiastica, Bd. 3, Teil 16, Weimar 1739, S. 663; F. A. Ebert, Geschichte und Beschreibung der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Leipzig 1822, S. 76f.; E. Heydenreich, Die Bibliothek des Grafen von Bünau in Nöthnitz, in: Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekswissenschaft 1878, S. 90-95; W. Schultz, Heinrich von Bünau, Diss. Leipzig 1933; ders., Die Bibliothek Heinrich von Bünaus, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 52/1935, H. 7, S. 337-345; H. Deckert, Bünaus Bibliothek einst und jetzt, in: M. Kunze (Hg.), Winckelmann und Nöthnitz, Stendal 1976, S. 30-39; T. Sander, Ex Bibliotheca Bunaviana, Dresden 2011, S. 34-37, 41; ders., Adelsbibliotheken, in: M. Schattkowsky (Hg.), Adlige Lebenswelten in Sachsen, Köln/Weimar/Wien 2013, S. 272-278. – DBA I, II; E. L. Rathlef, Geschichte jetzt lebender Gelehrten, Teil 5, Celle 1742, S. 164-208 (WV); J. C. Adelung, Fortsetzung und Ergänzung zu Christian Gottlieb Joechers allgemeinem Gelehrten-Lexikon, Bd. 1, Leipzig 1784, Sp. 1815f. (WV); R. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch, Bd. 1, Freiberg 1940, S. 43.

Henrik Schwanitz
8.4.2014


Empfohlene Zitierweise:
Henrik Schwanitz, Artikel: August Beyer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25009 [Zugriff 20.12.2024].