Sebaldus Baumann

Der aus Nürnberg stammende B. war nach der Reformation der erste evangelische Kantor der Dresdner Kreuzkirche und Lehrer an der Kreuzschule. – B. stammte aus einer alteingesessenen Nürnberger Handwerkerfamilie, zu der jedoch keine genauen Informationen bekannt sind. Nach seiner Schulausbildung studierte er in Wittenberg, wo er 1537 immatrikuliert wurde. Aufgrund einer Empfehlung des Dresdner Rats bekam B. 1540 die Anstellung als Kreuzkantor und als Lehrer an der Kreuzschule. Es kann davon ausgegangen werden, dass er schon vor seiner Anstellung in Dresden als Kantor arbeitete, bekannt ist hierüber jedoch nichts. − Während seiner Dienstzeit kamen Klagen über B. auf, er bettle bei Auftritten mit dem Kreuzchor, z.B. bei Hochzeiten, um Geld. Dies tat er vermutlich aufgrund von persönlichen Schulden. Da er diese nicht beglich, wurde gegen ihn ein Prozess geführt, der mit einer strengen Verwarnung für ihn endete. Zudem wurde B. zu drei Tagen Gefängnis verurteilt, weil er aus Wut den Dresdner Rat beschimpfte. Ihm wurde außerdem vorgeworfen, dass er nicht fleißig sei und seine Berufspflichten vernachlässige. Trotz jener Anschuldigungen wurde er 1551 Bürger der Stadt Dresden. Bereits zwei Jahre später entließ man ihn aus dem Kantorendienst. – Während seiner Kantorenzeit schrieb B. Chorbücher wie das „Cantionale“ von Vincenzo Ruffo ab und versuchte, durch den Verkauf des eigenen Chorbuchs „Cantionale aliquot Missarum Sebaldi Baumanni“ Geld zu verdienen, um sich finanziell abzusichern. Aber auch hierfür schrieb er Messen nur ab und komponierte keineswegs selbst. Dennoch soll B. einige Motetten und Magnificate selbst komponiert haben, die jedoch durch die Bombardierung Dresdens 1945 nicht mehr vorhanden sind. – Nach seiner Entlassung wurde B. als Tenor Mitglied der kurfürstlichen Kapelle in Dresden, vermutlich noch unter dem Kapellmeister Johann Walther. Er machte jedoch wieder Schulden, die wahrscheinlich zu einer erneuten Gefängnisstrafe führten, und es ist wahrscheinlich, dass er dadurch seine Anstellung in der Kapelle um 1557 verlor. – In den 1580er-Jahren wird B. mehrfach als Gastwirt des „Goldenen Löwen“ am Dresdner Altmarkt erwähnt. Noch im Mai 1590 bestätigte er einen Geldempfang und wurde im November 1595 von seinem Schwager, dem neuen Wirt des „Goldenen Löwen“ Joachim Schiesbogen, als verstorben bezeichnet. – B. wurde aufgrund seiner guten Tenorstimme von seinen Zeitgenossen geschätzt. Dafür spricht die längere Mitgliedschaft in der kurfürstlichen Kapelle in Dresden. Wahrscheinlich wird er seiner guten Stimme auch das Kantorat an der Kreuzkirche zu verdanken haben. Darin dürfte die größere Bedeutung seiner Person liegen, als in seiner Anstellung als Kreuzkantor.

Quellen Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, Album Academiae Vitebergensis, Bd. 1: 1502-1560; Die Matrikel der Kreuzschule, bearb. von W. Richter, Teil 3, Neustadt/Aisch 1975; T. Kübler/J. Oberste (Hg.), Das achte und neunte Stadtbuch Dresdens (1535-1598), Leipzig 2015.

Werke Cantionale aliquot Missarum Sebaldi Baumanni.

Literatur K. Held, Das Kreuzkantorat zu Dresden, Leipzig 1894; R. Vollhardt, Geschichte der Cantoren und Organisten von den Städten im Königreich Sachsen, Berlin 1899; J. E. Gottschalch, Dresdner Kalender 1927; O. Socher, Aus der Geschichte des Kreuzchores und der Kreuzschule, in: 700 Jahre Dresdner Kreuzchor, hrsg. von der Dresdner Kreuzschule, Dresden 1931; H. John, Der Dresdner Kreuzchor und seine Kantoren, Berlin 1982; K. Blaschke u.a. (Hg.), Dresden, Kreuzkirche, Kreuzschule, Kreuzchor, musikalische und humanistische Tradition in 775 Jahren, München 1991; W. Steude, Vom Werden des Kreuzchores - Anfänge bis 1720, in: D. Härtwig/M. Herrmann (Hg.), Der Dresdner Kreuzchor, Leipzig 2006, S. 10-55. – DBA I.

Meike Isabelle Affolderbach
14.3.2017


Empfohlene Zitierweise:
Meike Isabelle Affolderbach, Artikel: Sebaldus Baumann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25657 [Zugriff 29.3.2024].

Sebaldus Baumann



Quellen Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, Album Academiae Vitebergensis, Bd. 1: 1502-1560; Die Matrikel der Kreuzschule, bearb. von W. Richter, Teil 3, Neustadt/Aisch 1975; T. Kübler/J. Oberste (Hg.), Das achte und neunte Stadtbuch Dresdens (1535-1598), Leipzig 2015.

Werke Cantionale aliquot Missarum Sebaldi Baumanni.

Literatur K. Held, Das Kreuzkantorat zu Dresden, Leipzig 1894; R. Vollhardt, Geschichte der Cantoren und Organisten von den Städten im Königreich Sachsen, Berlin 1899; J. E. Gottschalch, Dresdner Kalender 1927; O. Socher, Aus der Geschichte des Kreuzchores und der Kreuzschule, in: 700 Jahre Dresdner Kreuzchor, hrsg. von der Dresdner Kreuzschule, Dresden 1931; H. John, Der Dresdner Kreuzchor und seine Kantoren, Berlin 1982; K. Blaschke u.a. (Hg.), Dresden, Kreuzkirche, Kreuzschule, Kreuzchor, musikalische und humanistische Tradition in 775 Jahren, München 1991; W. Steude, Vom Werden des Kreuzchores - Anfänge bis 1720, in: D. Härtwig/M. Herrmann (Hg.), Der Dresdner Kreuzchor, Leipzig 2006, S. 10-55. – DBA I.

Meike Isabelle Affolderbach
14.3.2017


Empfohlene Zitierweise:
Meike Isabelle Affolderbach, Artikel: Sebaldus Baumann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25657 [Zugriff 29.3.2024].