Abraham von Sebottendorf
Der aus alter schlesischer Adelsfamilie stammende S. besaß Verwandte in Kursachsen, unter denen bereits im 16. Jahrhundert
Damian von Sebottendorf Geheimer Rat gewesen war. Als S. 1627 die Rittergüter dieses Familienbesitzes übernahm, trat er schon bald auch in den kursächsischen Fürstendienst. – Die Ausbildung S.s umfasste viele Stationen. Zunächst absolvierte er die schlesische Fürstenschule Brieg (poln. Brzeg), bevor er 1601 an der Universität Frankfurt/Oder Jura studierte. Bis 1609 besuchte S. die Universitäten von Altdorf, Leipzig, Wittenberg und Gießen. Ein Jahr nach Abschluss seines Jurastudiums wurde S. Hofmeister bei den Prinzen von Münsterberg (Oels-Bernstadt). Auch Herzog
Georg Rudolf von Liegnitz stand damals unter seiner Obhut. Nach Erreichen seiner Volljährigkeit betraute dieser S. mit dem Posten des Oberamtskanzlers von Schlesien, den er bis 1628 ausübte. In dieser Funktion nahm er am allgemeinen Fürsten- und Ständetag 1626 in Breslau (poln. Wrocław) teil. Hier verhandelte er u.a. im Namen Kaiser
Ferdinands II. – Ein Jahr später übernahm S. durch Erbschaft die Güter der sächsischen Linie der Familie von Sebottendorf und wurde damit kursächsischer Vasall, ohne dass die Kontakte in seine schlesische Heimat abrissen. 1629 betraute ihn der Herzog von Liegnitz mit einer Mission nach Dresden, bei der es um den Schutz der schlesischen Protestanten ging. Kurz darauf wurde S. vom sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. zum Hof- und Justizrat bestallt, wozu noch 1629 der Posten eines Appellationsrats hinzukam. In der Folgezeit war S. auf diversen Konventen und politischen Versammlungen anzutreffen. Er vertrat Kursachsen auf den Kompositionstagen von Frankfurt/Main 1631 und 1634. Zum Abschluss des Prager Friedens von 1635 erlebte die politische Tätigkeit S.s einen ersten Höhepunkt: Er unterzeichnete den Friedensvertrag namens des sächsischen Kurfürsten zusammen mit Johann Georg von Oppel und David Döring. Des ihm dafür vom Kaiser verliehenen Freiherrenstands bediente sich S. jedoch nicht. – Als der kursächsische Geheime Rat 1637 wieder mit voller Personalstärke bestallt wurde, gehörte auch S. diesem Gremium an, ohne dass bei ihm ausgeprägte Karriereabsichten nachweisbar sind. Das Amt des Geheimen Rats übernahm er erst nach längerem Drängen seitens des Kurfürsten. Mit seinen Amtskollegen Heinrich Freiherr von Friesen d.Ä., Johann Georg von Oppel,
Gabriel Tüntzel und (ab 1638) Friedrich von Metzsch führte S. das Kollegium - unter wachsender Beteiligung des Kurfürsten - durch die für Kursachsen schwierigen Jahre des Dreißigjährigen Kriegs. S. konferierte während dieser Zeit oft von seinem Rittergut Rottwerndorf aus mit seinen Ratskollegen. Er nahm eine etwas herausgehobene Stellung im Geheimen Rat ein, die später, 1659, in die Funktion des Direktors dieses Gremiums münden sollte. – S.s Amtsverständnis war nicht untypisch für die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und des konfessionellen Zeitalters. Demnach sah man den Fürsten als Amtmann Gottes in lutherischer Tradition, dem die Räte als Fürstendiener mit ausgeprägtem Pflichtbewusstsein zur Seite stehen. Dementsprechend ist S. als geschäftiger Amtsträger in Erscheinung getreten, der sein lutherisches Dienstethos auch noch unter dem Kurfürsten Johann Georg II. zur Geltung bringen konnte. – Die sächsischen Güter von S. waren um den Stammsitz Rottwerndorf gruppiert und umfassten neben dem dazugehörigen Dorf das im Amt Pirna gelegene Vorwerk Krietzschwitz sowie das Dorf Neundorf.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.
Literatur J. O. Opel, Eine politische Denkschrift des kurfürstlich sächsischen Geheimen Rathes Abraham von S. für Johann Georg I. vom Jahre 1639, in: NASG 8/1887, S. 177-242; D. Döring, Abraham von Sebottendorf. Ein kursächsischer Politiker aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in seinen Briefen an Reinhard Rose, in: NASG 69/1998, S. 75-96; C. Heinker, Die Bürde des Amtes - Die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.
Christian Heinker
31.5.2016
Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Abraham von Sebottendorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22694 [Zugriff 19.11.2024].
Abraham von Sebottendorf
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.
Literatur J. O. Opel, Eine politische Denkschrift des kurfürstlich sächsischen Geheimen Rathes Abraham von S. für Johann Georg I. vom Jahre 1639, in: NASG 8/1887, S. 177-242; D. Döring, Abraham von Sebottendorf. Ein kursächsischer Politiker aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in seinen Briefen an Reinhard Rose, in: NASG 69/1998, S. 75-96; C. Heinker, Die Bürde des Amtes - Die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.
Christian Heinker
31.5.2016
Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Abraham von Sebottendorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22694 [Zugriff 19.11.2024].