Anton Lauterbach

Nach dem Erwerb des Bakkalaureats 1519 an der Leipziger philosophischen Fakultät und vermutlich nach einer Tätigkeit als Lehrer in Freiberg studierte L. 1528 bis 1533 Theologie in Wittenberg, wo er Vorlesungen Martin Luthers hörte und regelmäßig Gast an dessen Tisch war. 1533 wurde L. Diakon in Leisnig, wo er mit dem Pfarrer und Superintendenten Wolfgang Fueß in fortwährendem Streit stand. Dies war wohl einerseits durch Luthers Einsatz für L. und dessen großes Selbstbewusstsein, andererseits durch gegensätzliche Auffassungen bezüglich des Verhältnisses zwischen Diakonats- und Pfarramt sowie die finanziellen Interessen Fueß’ begründet. 1536 holte Luther L. als zweiten Diakon an die Stadt- und Pfarrkirche nach Wittenberg, wo ihm am 9.10.1537 die Magisterwürde verliehen wurde. Als häufiger Gast im Hause Luthers hielt L. in seinen Tagebüchern die Gespräche an dessen Tisch fest und schuf damit eine wesentliche Quelle für Luthers Tischreden. Auf die andauernde enge Vertrautheit mit Luther sowie mit Philipp Melanchthon weisen die regen Briefwechsel L.s mit den beiden Reformatoren hin. 1539, nach dem Regierungsantritt des evangelisch gesinnten Herzogs Heinrich im albertinischen Sachsen, wurde L. erster Pfarrer und Superintendent in Pirna, wo er am 27.7.1539 offiziell die Reformation einführte. In seiner gemeindlichen Tätigkeit richtete sich L. in wesentlichen Punkten wie der Sakramentsverwaltung und der Kirchenzucht nach der Wittenberger Tradition und Praxis. Sein Verhalten in den innerlutherischen Streitigkeiten nach 1546, seine Zustimmung zu den sog. „Leipziger Artikeln“ bei den Interimsverhandlungen 1548 sowie der bis 1560 nachweisbare Briefwechsel mit Philipp Melanchthon belegen seine theologisch gemäßigte Grundhaltung. Seine grundsätzliche, wenn auch differenzierende Loyalität zum Dresdner Hof ermöglichte es ihm, an wesentlichen Stellen Kritik zu üben, Maßnahmen einzufordern und an wichtigen Weichenstellungen der sächsisch-albertinischen Kirchenpolitik, v.a. in der Frage der kirchlichen Zeremonien, entscheidend mitzuwirken, so u.a. auf der Lätarekonferenz 1544 und der Bartholomäuskonferenz 1545. In der Kirchenvisitation 1555 bis 1557, mit der die reformatorische Umgestaltung im albertinischen Kursachsen zu einem vorläufigen Abschluss kam, wirkte L. zusammen mit dem Dresdner Superintendenten Daniel Greiser sowie Caspar von Schönfeld als Visitator des Meißnischen und Gebirgischen Kreises. L. bewirkte in seiner über drei Jahrzehnte währenden Tätigkeit als Pfarrer und Superintendent die endgültige Durchsetzung der neuen Lehre und die reformatorische Umgestaltung in der Stadt und Ephorie Pirna gegen Widerstände von innen und von außen, insbesondere durch das bischöfliche Stiftsgebiet Stolpen-Bischofswerda, in dem L. 1559 zusammen mit Daniel Greiser und Hans Christoph von Bernstein auf Borthen schließlich die Reformation einführte. In seiner im Anschluss an die Heinrichsagende von 1539 und aufgrund der Ergebnisse der Visitationen verfassten Pirnaer Kirchenordnung regelte L. - mit besonderem Augenmerk auf die Bildung des Kirchenvolks - das kirchliche und schulische Leben in seiner Ephorie. Das Bildprogramm der Deckenmalerei in der Pirnaer St. Marienkirche verdeutlicht L.s besondere Schwerpunkte auf die Predigt vom Kreuz, die Dialektik von Gesetz und Evangelium, das „sola scriptura“ (die Bibel als alleinige Grundlage des Glaubens) sowie das „sola gratia“ (die Rechtfertigung des sündigen Menschen vor Gott allein aus Gottes Gnade) und stellt somit ein Monument der lutherischen Theologie dar.

Quellen J. K. Seidemann (Hg.), M. Anton L.s, Diaconi zu Wittenberg, Tagebuch auf das Jahr 1538, die Hauptquelle der Tischreden Luther’s, Dresden 1872; D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Tischreden, Bd. 1-6, Weimar 1912-1921, Briefwechsel, Bd. 1-18, Weimar 1930-1985; Stadtarchiv Pirna, Hs. 206, Codex L.

Literatur R. Hofmann, Reformationsgeschichte der Stadt Pirna, in: F. Dibelius/G. Lechler (Hg.), Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte, Bd. 8, Dresden 1893, S. 1-329; U. Gohla, Die Gewölbemalereien der Stadtkirche St. Marien in Pirna, Magisterarbeit, Kiel 1999; W. Lechner, Anton L. - Pirnas Reformator, Freund Luthers, Pirna 2004 (P). – ADB 18, S. 74; DBA I, II, III; DBE 6, S. 273.

Porträt um 1569, Epitaph, Pirna, St. Marienkirche.

Walter Lechner
26.1.2007


Empfohlene Zitierweise:
Walter Lechner, Artikel: Anton Lauterbach,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2633 [Zugriff 13.5.2024].

Anton Lauterbach



Quellen J. K. Seidemann (Hg.), M. Anton L.s, Diaconi zu Wittenberg, Tagebuch auf das Jahr 1538, die Hauptquelle der Tischreden Luther’s, Dresden 1872; D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Tischreden, Bd. 1-6, Weimar 1912-1921, Briefwechsel, Bd. 1-18, Weimar 1930-1985; Stadtarchiv Pirna, Hs. 206, Codex L.

Literatur R. Hofmann, Reformationsgeschichte der Stadt Pirna, in: F. Dibelius/G. Lechler (Hg.), Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte, Bd. 8, Dresden 1893, S. 1-329; U. Gohla, Die Gewölbemalereien der Stadtkirche St. Marien in Pirna, Magisterarbeit, Kiel 1999; W. Lechner, Anton L. - Pirnas Reformator, Freund Luthers, Pirna 2004 (P). – ADB 18, S. 74; DBA I, II, III; DBE 6, S. 273.

Porträt um 1569, Epitaph, Pirna, St. Marienkirche.

Walter Lechner
26.1.2007


Empfohlene Zitierweise:
Walter Lechner, Artikel: Anton Lauterbach,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2633 [Zugriff 13.5.2024].