Gotthelf Friedrich von Schönberg

S. entstammte einer alten und weitverzweigten thüringisch-sächsischen Adelsfamilie, deren Wurzeln bis in das 12. Jahrhundert reichen. S. war ein herausragender und zugleich typischer Vertreter dieses bedeutenden Adelsgeschlechts, der sowohl durch sein Engagement als Rittergutsbesitzer und im Bergbau hervortrat als auch fast 50 Jahre lang aufgrund hoher weltlicher und kirchlicher Ämter am Dresdner Hof wesentlichen Einfluss ausübte. – Nach Privatunterricht im elterlichen Haus besuchte S. ab 1643 die Stadtschule in Freiberg, das heutige Gymnasium Albertinum, und ab 1646 zur Vorbereitung seines Studiums das lutherische Stadtgymnasium in Halle/Saale. Anschließend studierte er 1649 Jura in Leipzig und ab 1652 in Tübingen. Nach erfolgreichem Universitätsabschluss 1654 bot ihm Herzog Eberhard III. von Württemberg - sicher auf Empfehlung seines Beraters und damaligen Kanzlers der Universität Tübingen Johann Ulrich Pregizer - eine Stelle am Hofgericht zu Tübingen an, die S. jedoch ablehnte. Aus dieser Zeit sind von ihm zwei Disputationen erhalten, in denen er sich, unter dem Eindruck des Dreißigjährigen Kriegs, u.a. mit dem Staatswandel auseinandersetzte. Danach reiste er zwei Jahre lang durch die Niederlande, England und Frankreich. Nach seiner Rückkehr 1656 begab er sich nach Dresden und knüpfte Kontakte zu einflussreichen Kräften am kurfürstlichen Hof. Unter den Kurfürsten Johann Georg II., Johann Georg III., Johann Georg IV. und Friedrich August I. (August II., der Starke) nahm S. spürbaren Einfluss auf das Verwaltungsgeschehen am Dresdner Hof. Vermutlich auch über seine Beziehungen zu Oberhofmarschall Johann Georg Freiherr von Rechenberg, S.s späteren Schwiegervater, gelangte er in verschiedene Ämter u.a. am Dresdner Appellationsgericht. 1659 übernahm S. nach dem Tod Nickel von Schönbergs (zu Börnichen-Oberschöna) dessen Amt als Obersteuereinnehmer. 1666 wurde er Kammerherr sowie 1675 Präsident des Appellationsgerichts. 1679 zum wirklichen Geheimen Rat erhoben, berief ihn Friedrich August I. 1696 zum Direktor des Obersteuerkollegiums. 1704 wurde ihm das Präsidentenamt des Oberkonsistoriums übertragen, das er bis zu seinem Tod 1708 ausübte. Vermutlich mag die Steuerpolitik Friedrich Augusts, v.a. aber das vorgerückte Alter S. dazu bewogen haben, 1703 als Direktor des Obersteuerkollegiums zurückzutreten. – So vielgestaltig wie sein Wirken am kurfürstlichen Hof waren auch S.s Privatleben und seine Aktivitäten als Rittergutsbesitzer. Er war fünfmal verheiratet und überlebte alle seine Ehefrauen. Er hatte neun Kinder aus den ersten drei Ehen, von denen drei im frühen Alter verstorben sind. Bereits 1656 hatte S. das Rittergut Bieberstein von dem bereits genannten Nickel von Schönberg für 25.750 Gulden gekauft, dem weitere Besitzungen in Lockwitz bei Dresden, Trebitz bei Wittenberg und Triestewitz bei Torgau folgten. Sein Wirken in Bieberstein ist auch heute noch erkennbar. So ließ er hier ab 1666 das Schloss in seiner jetzigen barocken Gestalt neu aufbauen. In Lockwitz wurde 1699 bis 1702 die Schlosskirche erneuert. Auch an anderen kirchlichen Einrichtungen hat er sich großzügig beteiligt. Herauszuheben ist S.s Engagement bei der Gründung des Bergarbeiterdorfes Gotthelffriedrichsgrund, für das er um 1675 ca. 15 Hektar Land zur Verfügung stellte und das seit 2007 wieder seinen alten Namen trägt. Mit dieser Dorfgründung verfolgte er das Ziel, für die Wiederbelebung des Erzbergbaus um Freiberg, die Johann Georg II. nach dem Dreißigjährigen Krieg anstrebte, die erforderlichen Arbeitskräfte anzusiedeln, wobei sicher auch S.s eigene wirtschaftliche Interessen eine Rolle gespielt haben. Nachfolger auf Bieberstein wurde sein Sohn Caspar aus dritter Ehe, da sein erster Sohn Johann Georg bereits jung verstarb.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10145 Grundherrschaft Bieberstein, 10371 Lockwitz; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, RG Rötha, Leichenpredigt Gotthelf Friedrich von S., Leichenpredigt Anna Katherina von Schönberg; Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg, Stammtafel von Schönberg.

Werke mit C. Gueinz, Pharos ad Themidos Montem, Halle 1649; mit J. Maukisch, De Rerum publicarum mutationibus herumque causis et remedis, Leipzig 1651.

Literatur A. Fraustadt, Geschichte des Geschlechtes von Schönberg, Bd.1, Leipzig 1869, S. 532-542; F.-L. Kroll, Die Herrscher Sachsens, München 2007, S. 137-191; A. Berger, Wer war Gotthelf Friedrich von S.?, in: Amtsblatt der Gemeinde Reinsberg 10.7.2008, S. 11f. – J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 35, Halle/Leipzig 1743, Sp. 740-742.

Porträt Bildnis des Juristen Gotthelf Friedrich von S., Martin Bernigeroth, 1708 oder später, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inventar-Nr. A 24916a, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Achim Berger
16.12.2010


Empfohlene Zitierweise:
Achim Berger, Artikel: Gotthelf Friedrich von Schönberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22689 [Zugriff 19.4.2024].

Gotthelf Friedrich von Schönberg



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10145 Grundherrschaft Bieberstein, 10371 Lockwitz; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, RG Rötha, Leichenpredigt Gotthelf Friedrich von S., Leichenpredigt Anna Katherina von Schönberg; Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg, Stammtafel von Schönberg.

Werke mit C. Gueinz, Pharos ad Themidos Montem, Halle 1649; mit J. Maukisch, De Rerum publicarum mutationibus herumque causis et remedis, Leipzig 1651.

Literatur A. Fraustadt, Geschichte des Geschlechtes von Schönberg, Bd.1, Leipzig 1869, S. 532-542; F.-L. Kroll, Die Herrscher Sachsens, München 2007, S. 137-191; A. Berger, Wer war Gotthelf Friedrich von S.?, in: Amtsblatt der Gemeinde Reinsberg 10.7.2008, S. 11f. – J. H. Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 35, Halle/Leipzig 1743, Sp. 740-742.

Porträt Bildnis des Juristen Gotthelf Friedrich von S., Martin Bernigeroth, 1708 oder später, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inventar-Nr. A 24916a, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Achim Berger
16.12.2010


Empfohlene Zitierweise:
Achim Berger, Artikel: Gotthelf Friedrich von Schönberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22689 [Zugriff 19.4.2024].