Johann Martin Hammer

H. entstammte einer angesehenen Pfarrersfamilie, in der schon sein Vater und auch sein Bruder geistliche Ämter bekleideten. H. selbst nahm ebenfalls ein Theologiestudium in Leipzig und Wittenberg auf, das er 1583 mit dem Magistergrad abschloss. 1584 trat H. seine erste Stelle als Diakon in Brehna an. Am 1.1.1593 wechselte er als Pfarrer nach Löbnitz/Mulde und 1600 in gleicher Funktion nach Schenkenberg bei Delitzsch. Dabei erwarb sich H. einen ausgezeichneten Ruf, der ihn rasch weit über sein eigentliches Wirkungsfeld hinaus bekannt machte. Durch Vermittlung des schönburgischen Hauptmanns Caspar von Miltitz wurde H. 1602 das vakante Superintendentenamt in Glauchau angeboten. Ausschlaggebend dafür dürften v.a. H.s fundiertes Wissen, das ihm den Beinamen „der gelehrte Hammer“ eintrug, und seine streng lutherische Prägung gewesen sein. Nach kurzer Bedenkzeit wurde H. am 29.8.1602 in der schönburgischen Residenzstadt in sein neues Amt eingeführt. Während seiner knapp 24-jährigen Tätigkeit als Pfarrer und Superintendent in Glauchau arbeitete H. systematisch an einer Reform des schönburgischen Kirchen- und Schulwesens. Bereits zum Dienstantritt gab er neue, strengere Richtlinien für die Amts- und Lebensführung der Geistlichen, den öffentlichen Gottesdienst und die Kirchen- und Schulaufsicht heraus. Die Volksfrömmigkeit versuchte H. durch die Veröffentlichung zahlreicher eigener Predigten zu fördern. Als engagierter Prediger und ungemein produktiver theologischer Schriftsteller widmete sich H. mit Vorliebe der Auslegung geistlicher Lieder. Seine gedruckten Leichenpredigten entstanden in einem spannungsreichen politischen Umfeld und zeigen H.s Standhaftigkeit und Einfühlungsvermögen gerade in emotional aufgeladenen Situationen. Für den von seinem Patronatsherrn Augustus von Schönburg 1604 hingerichteten schönburgischen Vasallen Johann Georg von Maltitz gelang H. eine ebenso angemessene Trauerrede wie für den am 28.11.1617 von seinem eigenen Bruder im Streit erstochenen Otto Wilhelm von Schönburg. Kompromissbereit zeigte sich H. im Streit um die kirchenhoheitlichen Belange des schönburgischen Vasallenguts Thurm bei Mülsen. In einem Vergleich verzichtete H. 1618 auf die erstinstanzliche geistliche Gerichtsbarkeit und die Disziplinargewalt über die dortigen Pfarrer zugunsten der auf Thurm ansässigen Adelsfamilie von Weißenbach. Dieser Vorgang ist später als ein wichtiger Beleg für die kirchenpolitische Unabhängigkeit der Schönburgischen Herrschaften von Kursachsen angeführt worden. – H.s. handschriftliche Aufzeichnungen zur schönburgischen Kirchen- und Schulgeschichte wurden beim Glauchauer Stadtbrand 1712 vernichtet.

Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg. Urkundenbuch, Bd. 8, Stuttgart/Waldenburg 1908, Nr. 520, S. 235-237 (WV).

Werke Speculum baronum oder Herrn-Spiegel … Als dem ... Herrn Wolffen/ Freyherrn von Schönburgk… sein letztes Ehrenbegängnus …, Leichenpredigt, Leipzig 1612; Threni Threnorum, sehnliche Klag- und trewhertzige Warnung… Bey zwar Herrlichem, aber doch Hochtrawrigem Leichbegengniß, des ... Herrn Otto Wilhelms, Herrn von Schönburgk …, Leichenpredigt, Leipzig 1618; Myrrha passionis et mortis Jesu, Leipzig 1610, 1617.

Literatur C. G. Dietmann, Kirchen- und Schulen-Geschichte der hochreichgräflich Schönburgischen Länder in Meißen, Breslau/Leipzig 1787; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 322-326 (WV); A. H. Kreyßig, Album der evangelisch-lutherischen Geistlichen im Königreich Sachsen von der Reformation bis zur Gegenwart, Crimmitschau ²1898, S. 204; E. Berlet, Geschichte der Stadt Glauchau, 2. Teil, 1. Hälfte, Glauchau 1934, S. 104-106 (WV); H. Germann, Die Geschichte des Musikalischen Kränzchens in Glauchau und seine Mitglieder, Leipzig 1935, S. 96f. – DBA I.

Michael Wetzel
12.11.2013


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Johann Martin Hammer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18707 [Zugriff 20.12.2024].

Johann Martin Hammer



Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg. Urkundenbuch, Bd. 8, Stuttgart/Waldenburg 1908, Nr. 520, S. 235-237 (WV).

Werke Speculum baronum oder Herrn-Spiegel … Als dem ... Herrn Wolffen/ Freyherrn von Schönburgk… sein letztes Ehrenbegängnus …, Leichenpredigt, Leipzig 1612; Threni Threnorum, sehnliche Klag- und trewhertzige Warnung… Bey zwar Herrlichem, aber doch Hochtrawrigem Leichbegengniß, des ... Herrn Otto Wilhelms, Herrn von Schönburgk …, Leichenpredigt, Leipzig 1618; Myrrha passionis et mortis Jesu, Leipzig 1610, 1617.

Literatur C. G. Dietmann, Kirchen- und Schulen-Geschichte der hochreichgräflich Schönburgischen Länder in Meißen, Breslau/Leipzig 1787; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 322-326 (WV); A. H. Kreyßig, Album der evangelisch-lutherischen Geistlichen im Königreich Sachsen von der Reformation bis zur Gegenwart, Crimmitschau ²1898, S. 204; E. Berlet, Geschichte der Stadt Glauchau, 2. Teil, 1. Hälfte, Glauchau 1934, S. 104-106 (WV); H. Germann, Die Geschichte des Musikalischen Kränzchens in Glauchau und seine Mitglieder, Leipzig 1935, S. 96f. – DBA I.

Michael Wetzel
12.11.2013


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Johann Martin Hammer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18707 [Zugriff 20.12.2024].