Heinrich von Taube
T. gehörte mit seinen Verwandten Dietrich und
Reinhard zu den einflussreichsten Personen am Hof von Kurfürst Johann Georg I. – Der aus einem baltischen Rittergeschlecht stammende T. musste bereits 1602 erstmals die heimischen Güter verlassen, nachdem polnische Heere im Zuge der Auseinandersetzung zwischen
Karl IX. von Schweden und
Sigismund III. von Polen um Livland auch in das Gebiet um Reval eingefallen waren. Infolge von Krieg und Hunger ließen die Eltern den jungen T. vorrübergehend zur Schwester der Mutter, der Ehefrau
Carl von Horns, übersiedeln. 1604 kehrte T. nach Reval zurück. Zwei Jahre später begleitete er seinen Vater an den schwedischen Hof, wo seine Ausbildung für den Hofdienst begann. Ein Universitätsstudium blieb ihm aufgrund der finanziellen Situation der Eltern verwehrt. Sein Vater arrangierte es, dass T. als Page in die Obhut des schwedischen Hofmarschalls
Heinrich von Horn kam. Als dieser zum Geleitsmann für die Heimreise des am Hof Karls IX. weilenden Pfalzgrafen
August von Pfalz-Neuburg bestimmt wurde, begleitete T. ihn. Nachdem T. eine Zeit lang am Hof des Pfalzgrafen verbracht hatte, hegte er die Absicht, weitere Reisen durch das Reich zu unternehmen, jedoch versagte ihm von Horn diesen Wunsch. Erst als sich der brandenburgische Oberstleutnant
Wilhelm von Goldstein für ihn einsetzte und bat, dass T. ihn auf seinen Reisen begleiten dürfe, gelang es, von Horn umzustimmen. In Begleitung des Oberstleutnants bereiste T. Pommern, Preußen und die Mark Brandenburg, um schließlich an den pfalzgräflichen Hof zurückzukehren. Wenig später folgte er ihm an den markgräflich brandenburgischen Hof nach Ansbach. Als von Goldstein 1609 im Gefolge von Markgraf
Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach nach Annaburg reiste, wurde er abermals von T. begleitet. In Annaburg traf der Markgraf auf Kurfürst Christian II., der dort anlässlich des Landtags im nahe gelegenen Torgau weilte. Im Gefolge des Kurfürsten befand sich auch Dietrich von Taube, ein Verwandter T.s und Kammerjunker von Herzog Johann Georg (I.). Auf Vermittlung Dietrichs wurde T. am 17.9.1609 zum Kammerpagen Johann Georgs bestellt. In dieser Zeit entwickelte sich zwischen dem Herzog und T. ein enges und vertrautes Verhältnis, das bis zum Tod Johann Georgs Bestand hatte. – Mit dem Eintritt in kursächsische Dienste begann T.s beeindruckende Karriere im Hofdienst. Nach der Übernahme der Kurfürstenwürde durch Johann Georg I. 1611 blieb er zunächst Kammerpage. Erst am 27.6.1619 wurde er im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeiten der Johann-Georgen-Burg auf der Festung Königstein zum Kammerjunker befördert. 1623 ernannt ihn der Kurfürst zum Oberkämmerer und 1634 zum Amtshauptmann der Ämter Torgau und Eilenburg. Am 30.8.1639 wurde T. zum Oberhofmarschall bestallt. Dieses höchste Hofamt begleitete er zusammen mit dem Amt des Oberkämmerers bis zum Tod des Kurfürsten 1656. Nachdem T. die Bestattungsfeierlichkeiten für Johann Georg I. organisiert hatte, bat er den Nachfolger, Kurfürst Johann Georg II., um die Entlassung aus seinen Ämtern. Diesem Wunsch gab der neue Herrscher statt und verlieh ihm aufgrund seiner treuen Dienste den Titel eines Geheimen Rats und ernannte ihn zum Amtshauptmann von Düben. – Zeit seines Lebens stand T. in der besonderen Gunst Kurfürst Johann Georgs I. Dieser schenkte ihm 1621 das Rittergut Reichstädt und machte den bis dahin besitzlosen Adligen im Kurfürstentum ansässig. Fünf Jahre später erhielt T. ebenfalls als Schenkung ein Haus in Dresden in unmittelbarer Nähe von Stallhof und Elbtor. In den folgenden Jahren erweiterte T. sukzessive seinen Güterbesitz. 1629 kaufte er das Schloss und Gut Nöthnitz, das er im darauffolgenden Jahr seiner Frau
Clara überschrieb. 1637 erwarb er die Grundherrschaft Püchau und ab 1639 gelangte er in den Besitz einiger Güter in der Oberlausitz. – Am Neujahrstag 1620 heiratete T. auf dem Schloss in Dresden die Kammerjungfrau Clara Schütz, mit der er im Laufe der 36-jährigen Ehe acht Kinder hatte, von denen jedoch nur die beiden Töchter
Maria Lüttgart und
Dorothea Sibylle den Vater überlebten.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 1556 Genealogica Taube Vol. I, 1557 Genealogica Taube Vol. II, 10439 Grundherrschaft Nöthnitz; D. Schneider, Helleuchtender Spiegel zwiefacher/ hochnötigen Wissenschaft und Erkäntnis […] Bey hochlöblichen/ christlichen Leich=Process […] des weiland Hoch=Edel=gebohrnen Heinrich von T., Dresden 1666 (P).
Werke mit M. Gleichmann, Gründliche Beschreibung derer dem Weiland Durchlauchtigste Hochgebohrnen Fürsten und Herrn Herrn Johann Georgen […] kostbarlichst angestellet und ansehnlichst gehaltener Drey unterschiedener Churfürstlicher Leichbegängnüsse, Dresden 1657.
Literatur K. A. Müller, Kurfürst Johann Georg der Erste, Dresden/Leipzig 1838; J. Voigt, Deutsch-Balten in Sachsen, in: U. Fiedler (Hg.), Der Kelch der bittersten Leiden, Chemnitz 2008, S. 41-51 (P); A. Hänel, Adlige Karrieren am kursächsischen Hof, Masterarbeit Dresden 2013 [MS]. – W. von Boetticher, Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 2, Görlitz 1913, S. 955f.
Porträt Bildnis des kursächsischen Oberhofmarschalls und Oberkämmerers Heinrich von T., um 1650, Öl auf Leinwand, Ev.-luth. Kirchgemeinde Püchau; Bildnis Heinrich von T., C. Romstet/J. C. Höckner, Kupferstich, um 1666, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Alexander Hänel
23.9.2015
Empfohlene Zitierweise:
Alexander Hänel, Artikel: Heinrich von Taube,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22702 [Zugriff 20.12.2024].
Heinrich von Taube
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 1556 Genealogica Taube Vol. I, 1557 Genealogica Taube Vol. II, 10439 Grundherrschaft Nöthnitz; D. Schneider, Helleuchtender Spiegel zwiefacher/ hochnötigen Wissenschaft und Erkäntnis […] Bey hochlöblichen/ christlichen Leich=Process […] des weiland Hoch=Edel=gebohrnen Heinrich von T., Dresden 1666 (P).
Werke mit M. Gleichmann, Gründliche Beschreibung derer dem Weiland Durchlauchtigste Hochgebohrnen Fürsten und Herrn Herrn Johann Georgen […] kostbarlichst angestellet und ansehnlichst gehaltener Drey unterschiedener Churfürstlicher Leichbegängnüsse, Dresden 1657.
Literatur K. A. Müller, Kurfürst Johann Georg der Erste, Dresden/Leipzig 1838; J. Voigt, Deutsch-Balten in Sachsen, in: U. Fiedler (Hg.), Der Kelch der bittersten Leiden, Chemnitz 2008, S. 41-51 (P); A. Hänel, Adlige Karrieren am kursächsischen Hof, Masterarbeit Dresden 2013 [MS]. – W. von Boetticher, Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 2, Görlitz 1913, S. 955f.
Porträt Bildnis des kursächsischen Oberhofmarschalls und Oberkämmerers Heinrich von T., um 1650, Öl auf Leinwand, Ev.-luth. Kirchgemeinde Püchau; Bildnis Heinrich von T., C. Romstet/J. C. Höckner, Kupferstich, um 1666, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Alexander Hänel
23.9.2015
Empfohlene Zitierweise:
Alexander Hänel, Artikel: Heinrich von Taube,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22702 [Zugriff 20.12.2024].