Robert Reichert
R. zählte zu den besten Dermoplastikern und wissenschaftlichen Präparatoren seiner Zeit in Deutschland. Er arbeitete 35 Jahre lang an den Museen für Tierkunde und Völkerkunde - nach 1945 Museum für Tierkunde - in Dresden, zunächst ab 1924 als Oberkonservator, nach 1947 als Kommissarischer Leiter und Direktor. – Die Ausbildung zum Tierpräparator absolvierte R. bei seinem Onkel
Robert Banzer in
Öhringen, der Hofpräparator der Grafen von Hohenlohe-Öhringen war. Obwohl R. danach bereits als gut ausgebildet gelten konnte, ging er im März 1914 als Hilfspräparator an das Zoologische Institut der Universität Leipzig, um sich bei dem berühmten Dermoplastiker Hermann Hendrikus ter Meer weiterzubilden. Von März 1916 bis Januar 1919 leistete R. seinen Militärdienst im Ersten Weltkrieg. Nach seiner Rückkehr wurde er am Leipziger Zoologischen Institut zum Präparator ernannt. Im Sommer 1920 ging er für sechs Monate als Präparator an die Biologische Anstalt
Helgoland. Ab November 1920 arbeitete R. am Fränkischen Museum für Naturkunde in
Würzburg, nur wenige Monate später wechselte er nach
Hamburg an das Zoologische Museum und Institut der Universität. An den Museen für Tierkunde und Völkerkunde in Dresden, wo er die Werkstatt für Dermoplastik leitete, war R. ab Januar 1924 als Oberkonservator angestellt. Selbst Sammler, Ornithologe und Jäger, nahm er ab Mai 1931 an einer einjährigen Expedition in das ostafrikanische Matengo-Hochland teil, von wo er eine reiche Ausbeute an Vögeln und Säugetieren für das Dresdner Museum mitbrachte. R. wirkte maßgeblich an der Neugestaltung der Schausammlung des Museums bei dessen Umzug 1937 mit. Auch für die Kolonialausstellung 1939 gestaltete er mehrere Dioramen. Vom Militärdienst im Zweiten Weltkrieg wurde er freigestellt, da er mit der Auslagerung und Betreuung der Bestände der Museen für Tierkunde und Völkerkunde beauftragt war. Im August 1944 wurde ihm dessen kommissarische Leitung übertragen. Nach dem Kriegsende konnte R. im Amt verbleiben, da er nie in die NSDAP eingetreten war und sich nicht politisch engagiert hatte. Als Inspektor setzte er sich für den Wiederaufbau des Museums ein und schuf damit die Voraussetzungen für die Fortführung dessen wissenschaftlicher Arbeit nach dem Krieg. Im Dezember 1947 wurde er zum Kommissarischen Leiter, im Januar 1950 zum Direktor der mittlerweile Staatliches Museum für Tierkunde Dresden genannten Institution ernannt. R. wirkte maßgeblich an mehreren Sonderausstellungen und an der Popularisierung des Museums mit. 1957 wurde die Direktion des Museums an Wilhelm Götz übertragen und R. übernahm wieder die Leitung des Präparatoriums. Diese Aufgabe erfüllte er, bis er zwei Jahre später bei einem Verkehrsunfall starb.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 13859 Reichsstatthalter (Staatskanzlei), Personalamt, Nr. 6777.
Werke Ein Stück Museumsgeschichte, in: Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde, Forschungsinstitut, Dresden 12/1954, H. 1, S. 1-11; Neue Wege in der Museumgestaltung, in: ebd. 22/1955, H. 2, S. 99-110; Über 200 Jahre Museumsgeschichte, in: Dresdner Wissenschaftliche Museen. Beiträge zur 750-Jahr-Feier unserer Stadt, hrsg. vom Staatlichen Museum für Tierkunde, Dresden 1956, S. 1-7; Persönlichkeiten, von denen unsere Sammlungen erzählen, in: ebd., S. 8-21.
Literatur Erhard Frommhold, Robert Reichert zum Gedenken, in: Der Falke 7/1960, H. 4, S. 136-138; Rolf Hertel, Robert Reichert †, in: Sächsische Heimatblätter 6/1960, H. 1, S. 55; Hans Kumerloeve, Robert Reichert zum Gedächtnis, in: Beiträge zur Vogelkunde 8/1963, S. 463-466; Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, Wien/Köln/Weimar 2020, S. 410f .
Porträt Robert R., um 1935, Fotografie, Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 13859 Reichsstatthalter (Staatskanzlei), Personalamt, Nr. 6777, o. Pag. (Bildquelle).
Karin Müller-Kelwing
23.02.2021
Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Robert Reichert,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29196 [Zugriff 20.12.2024].
Robert Reichert
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 13859 Reichsstatthalter (Staatskanzlei), Personalamt, Nr. 6777.
Werke Ein Stück Museumsgeschichte, in: Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde, Forschungsinstitut, Dresden 12/1954, H. 1, S. 1-11; Neue Wege in der Museumgestaltung, in: ebd. 22/1955, H. 2, S. 99-110; Über 200 Jahre Museumsgeschichte, in: Dresdner Wissenschaftliche Museen. Beiträge zur 750-Jahr-Feier unserer Stadt, hrsg. vom Staatlichen Museum für Tierkunde, Dresden 1956, S. 1-7; Persönlichkeiten, von denen unsere Sammlungen erzählen, in: ebd., S. 8-21.
Literatur Erhard Frommhold, Robert Reichert zum Gedenken, in: Der Falke 7/1960, H. 4, S. 136-138; Rolf Hertel, Robert Reichert †, in: Sächsische Heimatblätter 6/1960, H. 1, S. 55; Hans Kumerloeve, Robert Reichert zum Gedächtnis, in: Beiträge zur Vogelkunde 8/1963, S. 463-466; Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, Wien/Köln/Weimar 2020, S. 410f .
Porträt Robert R., um 1935, Fotografie, Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 13859 Reichsstatthalter (Staatskanzlei), Personalamt, Nr. 6777, o. Pag. (Bildquelle).
Karin Müller-Kelwing
23.02.2021
Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Robert Reichert,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29196 [Zugriff 20.12.2024].