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Friedrich Magnus I. von Solms-Wildenfels

Geleitet von dem Bestreben, den Verlust vieler Souveränitätsrechte gegenüber Kursachsen zu kompensieren, führte F. seine kleine, politisch bedeutungslose Standesherrschaft Wildenfels zu ihrer größten kulturellen Blüte. Die Residenz erwarb dabei den Ruf einer namhaften Stätte der Gartenbaukunst, der Malerei und der klassizistischen Architektur. Auch etablierte F. Wildenfels als ein Zentrum der pietistischen Frömmigkeit. – F. verlor bereits mit drei Jahren seinen Vater. Anfangs wurde er von seinem Onkel Friedrich Ludwig, später am Pädagogium in Halle/Saale im Geist des Pietismus und der Frühaufklärung erzogen. In Vorbereitung auf seine künftige Regentschaft begann F. danach mit juristischen Studien an der stark an Philipp Jakob Speners Frömmigkeit orientierten Universität Helmstedt. 1761 bis 1763 hielt sich F. mit seinem Hofmeister Christoph Sigmund Luft an der Universität Leipzig auf, wo er mit Vorliebe die Vorlesungen Christian Fürchtegott Gellerts besuchte. Unter dessen Einfluss entwickelte F. ein Herrschaftsverständnis, das nicht mehr einen feudalherrlichen Despotismus, sondern das Humanitätsideal der Aufklärung zur Richtschnur nahm. Gepaart mit Erkenntnissen, die er auf einer Bildungsreise durch England und die Niederlande gewonnen hatte, inszenierte sich F. deshalb bei seinem Herrschaftsantritt in Wildenfels als ein Standesherr, dessen Politik auf die Hebung der Lebensverhältnisse in moralischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht abzielte. So profilierte sich F. als Förderer einer freizügigen Gewerbeentwicklung und innovativer Verfahren in der Landwirtschaft. Der für das Erzgebirge ungewöhnliche Versuch einer Seidenraupenzucht weist zugleich auf die Experimentierfreude F.s hin. Ebenso beachtenswert erschien den Zeitgenossen die Anlegung eines ausgedehnten Feigenbaumspaliers, das mit der 1772 begonnenen Ausgestaltung des Wildenfelser Schlossgartens zur englischen Parkanlage in Verbindung stand. Dass F. in den folgenden Jahren nicht nur seinen Schlosspark mit Insel, Teehaus und diversen Standbildern weiter ausschmückte, sondern auch die teils noch mittelalterlich anmutende Burganlage in ein modernes Schloss umwandeln konnte, verdankte er im Wesentlichen der üppigen Mitgift, die seine Gemahlin in die Ehe einbrachte. – In seinen architektonischen Vorstellungen folgte F. dem akademischen Klassizismus, den er bei seinem Kunstlehrer Adam Friedrich Oeser kennengelernt hatte. Mit der Ausgestaltung seines Schlosses beauftragte er den Dresdner Zeichner und Kunsttheoretiker Christian Leberecht Vogel, der als gräflicher Hofmaler und Prinzenerzieher 1780 bis 1804 in Wildenfels seinen Wohnsitz nahm. Hier schuf Vogel zahlreiche Decken- und Wandgemälde, die Themen der antiken Mythologie aufgriffen und allegorisierend F. als tugendhaften Regenten darstellten. Außerdem trugen die zahlreichen Porträtmalereien, die Vogel in Wildenfels schuf, zur kulturellen Ausstrahlung der Residenz bei. Eine dort bestehende, vom Vorhandensein bedeutender Kalk- bzw. Marmorbrüche profitierende Bildhauerwerkstatt erlangte ebenfalls Bekanntheit in ganz Sachsen. Da die Herrschaft Wildenfels seit etwa 1785 neben den eigenen Abbaustätten auch kursächsische Marmorbrüche pachtete, wurde sie zu einem bedeutenden Materiallieferanten weit über Sachsen hinaus. – Als Förderer des Kirchenwesens trat F. ebenfalls künstlerisch, aber auch sozial-karitativ in Erscheinung. Sein Anspruch war dabei, als Vorbild für die praktische Frömmigkeit seiner Untertanen zu wirken. 1780 übernahm er die Führung der vier Jahre zuvor in Wildenfels gegründeten Freimaurerloge „Zum Goldenen Apfel“, die 1781 ihren Sitz nach Dresden verlegte.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, 30861 Standesherrschaft Wildenfels.

Literatur Karl Hahn, Ein gräflicher Student in Leipzig 1761 bis 63, in: Alt Zwickau. Beilage zur Zwickauer Zeitung, zugleich Neue Folge der Mitteilungen des Zwickauer Altertumsvereins, 1922, Nr. 3/4, S. 9-15; Gerd-Helge Vogel, Kunst und Kultur um 1800 im Zwickauer Muldenland, Zwickau 1996, S. 13-17 (P).

Porträt F. Magnus I. zu Solms-Wildenfels, Christian Leberecht Vogel, um 1790, Ölgemälde auf Leinwand, Schlossmuseum Assenheim, Inv. Nr. 127, Fotografie: Jörg Blobelt (Bildquelle) [CC BY-SA 4.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz].

Michael Wetzel
17.9.2019


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Friedrich Magnus I. von Solms-Wildenfels,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28669 [Zugriff 20.12.2024].

Friedrich Magnus I. von Solms-Wildenfels



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, 30861 Standesherrschaft Wildenfels.

Literatur Karl Hahn, Ein gräflicher Student in Leipzig 1761 bis 63, in: Alt Zwickau. Beilage zur Zwickauer Zeitung, zugleich Neue Folge der Mitteilungen des Zwickauer Altertumsvereins, 1922, Nr. 3/4, S. 9-15; Gerd-Helge Vogel, Kunst und Kultur um 1800 im Zwickauer Muldenland, Zwickau 1996, S. 13-17 (P).

Porträt F. Magnus I. zu Solms-Wildenfels, Christian Leberecht Vogel, um 1790, Ölgemälde auf Leinwand, Schlossmuseum Assenheim, Inv. Nr. 127, Fotografie: Jörg Blobelt (Bildquelle) [CC BY-SA 4.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz].

Michael Wetzel
17.9.2019


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Friedrich Magnus I. von Solms-Wildenfels,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28669 [Zugriff 20.12.2024].