Paul Kurzbach
K. gehörte zu den Komponisten, die sich als Volksschullehrer über ein weiteres Studium künstlerisch qualifizierten und dadurch maßgeblich die regionale Musikkultur beeinflussen konnten. Vor 1933 engagierte er sich als Chorleiter in der Arbeitersängerbewegung. Hier erhielt er wesentliche schöpferische Impulse. Darauf aufbauend bemühte er sich später in der DDR intensiv um eine volksverbundene Musik. – Nach dem Besuch der Volksschule in Chemnitz absolvierte K. 1916 bis 1923 mit Erfolg das Lehrerseminar in Zschopau, wo er sich bereits durch außergewöhnliche musikalische Leistungen auf dem Gebiet von Klavier- und Orgelspiel auszeichnete. Danach wurde er kurzzeitig an mehreren umliegenden Schulen als Hilfslehrer eingesetzt, widmete sich jedoch v.a. der Vorbereitung auf das Studium am Landeskonservatorium in Leipzig (1925-1928). Prägend waren in diesen Jahren die Kontakte zum Dirigenten und Komponisten Hermann Scherchen, der sich nicht nur für K.s erste Kompositionen einsetzte, sondern ihm auch half, sich vom Einfluss der Leipziger Reger-Tradition zu lösen. Nach dem Studium war K. wieder als Lehrer im Chemnitzer Raum und zugleich als Leiter von Arbeiterchören tätig, die zum revolutionären Flügel der Arbeiterbewegung gehörten. K. konnte dadurch produktive Beziehungen u.a. zu
Hanns Eisler aufnehmen, zugleich aber auch seine eigene Musiksprache entwickeln. Als einer der ersten Dirigenten in Deutschland führte er am 28.5.1932 in Limbach (heute Limbach-Oberfrohna)
Bertolt Brechts und Eislers revolutionäres Lehrstück „Die Maßnahme“ auf - für die SA ein Grund, ihn im März 1933 in „Schutzhaft“ zu nehmen. – Wortgebundene Kompositionen bildeten fortan das Zentrum seines Œvres, weil sie seinen ästhetischen Absichten und politischen Überzeugungen entsprachen. Dazu kam der stilprägende Einfluss von
Carl Orff, mit dem K. ab 1939 permanent zusammenarbeitete. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft war er überwiegend freischaffend in Chemnitz als Komponist und Chorleiter tätig. Ab 1950 widmete er sich über Jahrzehnte hinweg dem Aufbau und der Leitung des Verbands der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR, sowohl als Sekretär des Zentralvorstands und Vizepräsident, als auch 1951 bis 1975 als Vorsitzender des Bezirksverbands Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt. K. gründete 1950 mit Kollegen die Volksmusikschule Chemnitz und unterrichtete hier auch mehrere Jahre. V.a. mit Chorliedern, mehreren zeitbezogenen Kantaten sowie den umstrittenen Opern „
Thomas Müntzer“ (1955) und „
Thyl Claas“ (1958) versuchte er, die Entwicklung einer sozialistischen Musik, speziell der sozialistischen Nationaloper, zu befördern. Die meisten Erfolge hatte er mit Solo- und Chorliedern, v.a. mit solchen lyrischen Charakters, aber auch mit Kammermusik. Motivische Verknüpfungen seiner Vokal- und Instrumentalwerke sollten deren Aussage verdeutlichen und den Hörern zu besserem Verständnis verhelfen. Am 7.1.1988 wurde K. die Ehrenbürgerschaft von Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) zuerkannt.
Quellen Stadtarchiv Chemnitz, Nachlass und WV.
Werke Vokalmusik: 206 Sololieder, Songs und Chansons; 150 Chorlieder; 18 chorsinfonische Werke (u.a. Brecht-Kantate „Alles wandelt sich“, 1970; Porträt „Ole Bienkopp“, 1978; Oratorium „Stella caerulea nostra“); Bühnenmusik: Junge Liebe (nach G. Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe), nach 1933; Historia de Susanna, 1946; Thomas Müntzer, Oper, 1946/47 (Uraufführung 1955, Neufassung 1972/73); Thyl Claas, Oper, 1956 (Uraufführung 1958); Jean, der Soldat, Oper, 1981; Instrumentalmusik: sieben Solokonzerte (u.a. für Cembalo, für Violine und für Violoncello); sieben Orchesterserenaden, neun Streichquartette.
Literatur G. Weichert, Paul K. zum „Fünfundsiebzigsten“, in: Musik und Gesellschaft 27/1977, S. 736-738; ders., Das Heitere als eine Kategorie der Musikästhetik, nachgewiesen an repräsentativen Beispielen aus dem Schaffen Paul K.s, Diss. Zwickau 1978; W. Kaden, Musikgeschichte erlebt – Musikgeschichte gestaltet (Gespräche mit K.), Karl-Marx-Stadt 1989; ders., Paul K., Chemnitz 2002 (Bildquelle). – DBA III.
Werner Kaden
8.6.2009
Empfohlene Zitierweise:
Werner Kaden, Artikel: Paul Kurzbach,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9187 [Zugriff 20.12.2024].
Paul Kurzbach
Quellen Stadtarchiv Chemnitz, Nachlass und WV.
Werke Vokalmusik: 206 Sololieder, Songs und Chansons; 150 Chorlieder; 18 chorsinfonische Werke (u.a. Brecht-Kantate „Alles wandelt sich“, 1970; Porträt „Ole Bienkopp“, 1978; Oratorium „Stella caerulea nostra“); Bühnenmusik: Junge Liebe (nach G. Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe), nach 1933; Historia de Susanna, 1946; Thomas Müntzer, Oper, 1946/47 (Uraufführung 1955, Neufassung 1972/73); Thyl Claas, Oper, 1956 (Uraufführung 1958); Jean, der Soldat, Oper, 1981; Instrumentalmusik: sieben Solokonzerte (u.a. für Cembalo, für Violine und für Violoncello); sieben Orchesterserenaden, neun Streichquartette.
Literatur G. Weichert, Paul K. zum „Fünfundsiebzigsten“, in: Musik und Gesellschaft 27/1977, S. 736-738; ders., Das Heitere als eine Kategorie der Musikästhetik, nachgewiesen an repräsentativen Beispielen aus dem Schaffen Paul K.s, Diss. Zwickau 1978; W. Kaden, Musikgeschichte erlebt – Musikgeschichte gestaltet (Gespräche mit K.), Karl-Marx-Stadt 1989; ders., Paul K., Chemnitz 2002 (Bildquelle). – DBA III.
Werner Kaden
8.6.2009
Empfohlene Zitierweise:
Werner Kaden, Artikel: Paul Kurzbach,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9187 [Zugriff 20.12.2024].