Adolf Linnebach

Anfang des 20. Jahrhunderts überzeugte L. auf dem Gebiet der Bühnentechnik durch zahlreiche intelligente und praktische Bühnenbaulösungen. Besonders in Dresden wurde ihm die Möglichkeit geboten, seine Fachkenntnisse unter Beweis zu stellen. Seine bühnentechnischen Errungenschaften fanden nationale und internationale Anerkennung. – Nach Abschluss der Volksschule in seiner Geburtsstadt nahm L. eine technische Lehre bei einer Maschinenfabrik auf und besuchte nebenbei die Städtische Gewerbeschule Mannheim. 1895 zog er nach Kiel, um bei der Marine eine Ingenieurlaufbahn einzuschlagen. Für seinen Einsatz als Torpedo-Spezialist auf Panzerschiffen brach er 1900 die Ausbildung ohne Abschluss ab, wandte sich jedoch noch im gleichen Jahr endgültig dem Theater zu. 1900 bis 1904 übernahm L. die technische Leitung des Stadttheaters Halle/Saale und hospitierte nebenbei an der dortigen Universität. Seine berufliche Entwicklung führte ihn über Wien, wo er als technischer Adjunkt an der Hofoper wirkte, und seine Heimatstadt Mannheim, wo er als Maschinerie-Inspektor am Nationaltheater tätig war, 1909 an das Königliche Schauspielhaus in Dresden. L. begann hier zunächst als technischer Inspektor, doch schon bald wurde ihm die technische Direktion übertragen. Die ersten vier Jahre seiner Tätigkeit in Dresden war er mit der Planung und erstmaligen Ausführung einer „Versenk-Schiebe-Bühne“ für das neu erbaute Schauspielhaus beschäftigt. Aus Raumnot entwarf L. ein neues Verwandlungssystem, das in die Tiefe ging und erstmalig die Kellerräume zum Auf- und Abbau von Dekorationen nutzte. L.s „Versenk-Schiebe-Bühne“ kombinierte dabei Elemente der Asphaleiabühne mit der Brandtschen Schiebebühnenanlage. Die neue Bühnenanlage für das Königliche Schauspielhaus in Dresden machte L. in Fachkreisen weltweit bekannt und legte den Grundstein für seine Tätigkeit als Bühnensachverständiger für Theater- und Bühnenbau im In- und Ausland. Darüber hinaus wurde er 1914 bis 1920 mit der Schriftleitung der „Bühnentechnischen Rundschau“ betraut. In dieser Zeit verfeinerte L. auch seine Doppelstockbühnentechnik unter Verwendung einer verschiebbaren Bühnenbodenfläche und arbeitete an einer konischen Trommel mit Kraftantrieb zum Aufwickeln des Rundhorizonts ( Max Hasait und L. teilen sich dieses Patent). Seine wohl bedeutsamste Erfindung, eine neuartige Bühnen- und Horizontbeleuchtung mit Bogenlicht, fand in Amerika unter dem Namen „Linnebach-lamp“ außerordentliche Beachtung. Dieses ausgefeilte bühnenbildnerische Beleuchtungssystem, das vorsah, den Bühnenhintergrund durch Schattenprojektion auf den Kuppelhorizont des Schauspielhauses darzustellen, wurde erstmalig 1917 in Hellerau bei Dresden umgesetzt. 1920 wurde L. als technischer Leiter zu den Filmaufnahmen von „August der Starke“ in Dresden herangezogen, 1921 bis 1923 arbeitete er als technischer Direktor zugleich in Dresden und München. 1923/24 plante und realisierte er eine Schiebebühnenanlage für das Stadttheater Teplitz-Schönau (tschech. Teplice) und verwirklichte 1925 erstmalig am Schauspielhaus Chemnitz eine hydraulische Doppelstockbühne, die Vorbild für zahlreiche zukünftige Projekte wurde. Als L. 1923 an das Bayerische Staatstheater nach München wechselte, wurde er bei Amtsantritt mit einer Ehrenprofessur ausgezeichnet. Obschon er bis zu seiner Pensionierung 1941 primär der technischen Direktion am Bayerischen Staatstheater in München nachging, wirkte er bei zahlreichen bühnentechnischen Konzeptionen und Realisationen im In- und Ausland mit. 1937 wurde L. von der Reichstheaterkammer zum Vorsitzenden Professor der neu gegründeten „Deutschen Bühnentechnischen Gesellschaft“ berufen.

Werke Die Bühne des Neuen Kgl. Schauspielhauses Dresden, in: Festschrift zur Eröffnung des neuen Königlichen Schauspielhauses in Dresden-Altstadt, Dresden 1913, S. 57-70; Zeitfragen der Bühnentechnik und der Bühnenbildnerei, Stuttgart 1935.

Literatur F. Kummer, Der Bau und sein Werden, in: Festschrift zur Eröffnung des neuen Königlichen Schauspielhauses in Dresden-Altstadt, Dresden 1913, S. 24-56; F. Michael, Deutsches Theater, Breslau 1913; O. Schmid, Die Heimstätten der Sächsischen Landestheater, Dresden 1919; A. Freygang, Die Bühne des Chemnitzer Schauspielhauses nach ihrem Umbau, in: Bühnentechnische Rundschau 3/1925, S. 3-11; P. Adolph, Vom Hof- zum Staatstheater, Dresden 1932; W. Unruh, Adolf L. 75 Jahre, in: Bühnentechnische Rundschau 4/1951, S. 21-28; H. Zielske, Deutsche Theaterbauten bis zum Zweiten Weltkrieg, Berlin 1971; K. Taschner-Striedl, Die bühnentechnischen Projekte von Adolf L., Frankfurt/Main 1991. – DBA III; NDB 14, S. 633.

Katy Schlegel
26.9.2005


Empfohlene Zitierweise:
Katy Schlegel, Artikel: Adolf Linnebach,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22336 [Zugriff 28.3.2024].

Adolf Linnebach



Werke Die Bühne des Neuen Kgl. Schauspielhauses Dresden, in: Festschrift zur Eröffnung des neuen Königlichen Schauspielhauses in Dresden-Altstadt, Dresden 1913, S. 57-70; Zeitfragen der Bühnentechnik und der Bühnenbildnerei, Stuttgart 1935.

Literatur F. Kummer, Der Bau und sein Werden, in: Festschrift zur Eröffnung des neuen Königlichen Schauspielhauses in Dresden-Altstadt, Dresden 1913, S. 24-56; F. Michael, Deutsches Theater, Breslau 1913; O. Schmid, Die Heimstätten der Sächsischen Landestheater, Dresden 1919; A. Freygang, Die Bühne des Chemnitzer Schauspielhauses nach ihrem Umbau, in: Bühnentechnische Rundschau 3/1925, S. 3-11; P. Adolph, Vom Hof- zum Staatstheater, Dresden 1932; W. Unruh, Adolf L. 75 Jahre, in: Bühnentechnische Rundschau 4/1951, S. 21-28; H. Zielske, Deutsche Theaterbauten bis zum Zweiten Weltkrieg, Berlin 1971; K. Taschner-Striedl, Die bühnentechnischen Projekte von Adolf L., Frankfurt/Main 1991. – DBA III; NDB 14, S. 633.

Katy Schlegel
26.9.2005


Empfohlene Zitierweise:
Katy Schlegel, Artikel: Adolf Linnebach,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22336 [Zugriff 28.3.2024].