Karl Heinrich von Heineken

H. kam 1724 als Student der Rechte und Literatur nach Leipzig und lernte hier die Philosophie von Gottfried Wilhelm von Leibniz und Christian Wolff sowie die Aufklärungsideen Johann Christoph Gottscheds kennen. Nach dem Studium ging er 1730 als Hauslehrer nach Dresden, war Hofmeister bei Kabinettsminister Alexander Joseph Graf Sulkowski und Bibliothekar sowie Sekretär bei Heinrich Graf Brühl. Als Generalakzisesekretär trat H. 1745 in sächsische Dienste, wurde 1749 zum Oberamtsrat und 1763 zum Geheimen Kammerrat befördert. 1746 erfolgte die Ernennung zum Direktor des Kupferstich-Kabinetts in Dresden. In diplomatischen Diensten und zu privaten Studien reiste er nach Frankreich (1754, 1761, 1770), Holland (1750, 1768) und Polen (u.a. 1762). 1749 wurde H. in den Adelsstand erhoben. Nach dem Siebenjährigen Krieg verlor er alle Ämter, wurde nach einem ungerechtfertigten Prozess aus Dresden verwiesen und lebte als Schriftsteller auf seinem Gut Altdöbern bei Calau. – H.s künstlerische Sachkenntnis und sein klares Urteilsvermögen sicherten ihm die Position eines führenden Kunstkenners. Besondere Verdienste erwarb er sich durch die Vermehrung, Aufstellung und Katalogisierung der Bestände der Dresdner Kunstsammlungen. Beratend lenkte er die Gemäldeankäufe durch Mittelsmänner und kaufte selbst Werke von Rembrandt, Anthonis van Dyck und Adam Elsheimer. Die hervorragenden Gemälde der Dresdner Galerie, reproduziert von italienischen, französischen, niederländischen und deutschen Kupferstechern, veröffentlichte H. in der Prachtausgabe der „Recúeil d’estampes d’après les plus célèbres tableaux de la Galerie royale de Dresde“ (2 Bde., 1753/57). H.s Haupttätigkeit galt dem Kupferstich-Kabinett Dresden. Bis zu seiner Entlassung 1763 ordnete und vergrößerte er die vorhandenen Bestände und publizierte mehrere Werkausgaben. In seiner Amtszeit erweiterte er die Sammlung um über 80.000 Werke v.a. der französischen, italienischen und niederländischen Grafik, aber auch des deutschen Kupferstichs vor Albrecht Dürer. H.s Verdienst liegt im systematischen Aufbau des Dresdner Kabinetts, dessen rationalen Modellcharakter er in seinem Buch „Idée generale d’une Collection complette d’Estampes“ (1771) beschrieb. In mehreren Sammelbänden veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze und Werkverzeichnisse zur bildenden Kunst seiner Zeit. Unvollständig musste sein „Dictionaire des Artistes ...“ (4 Bde., 1778-1790, 30 weitere Bde. als Manuskript) bleiben, ein umfangreiches und gründliches Künstlerlexikon mit Viten, Werklisten und Literaturangaben.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden; Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett; Pfarramt Altdöbern.

Werke Die wahren Absichten der Menschen und der dazu gehörenden Mittel, Dresden/Leipzig 1732; Dionysius Longin vom Erhabenen ..., Dresden 1737; Recúeil d’estampes d’après les plus célèbres tableaux de la Galerie royale de Dresde, 2 Bde., Dresden 1753/57; Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen, 2 Bde., Leipzig/Wien 1768/69; Idée generale d’une Collection complette d’Estampes, Wien/Leipzig 1771; Dictionaire des Artistes ..., 4 Bde., Leipzig 1778-1790, 30 weitere Bde. [Ms., Kriegsverlust]; Neue Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen, Dresden/Leipzig 1786.

Literatur C. G. v. Murr, Karl Heinrich von H., in: Journal zur Kunstgeschichte, Bd. 14, Nürnberg 1787, S. 91-131; G. Lehmann, Der Prozeß gegen Karl Heinrich von H. und Genossen, in: NASG 25/1904, S. 264-295; O. E. Schmidt, Minister Graf Brühl und Karl Heinrich von H., Berlin/Leipzig 1922; W. Schmidt, Erste Beachtung früher Kupferstiche im Dresdener Kupferstich-Kabinett, in: Kunstmuseen in der DDR, Bd. 3, Leipzig 1961, S. 29-35; C. Dittrich, Carl Heinrich von H.s kunsthistorische Schriften, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 1965/66, S. 79-85; C. Alschner, Die Inkunabelsammlung Karl Heinrich von H.s, in: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie 81/1981, S. 21-33; G. Beick, Carl Heinrich von H. - ein Kunstgelehrter im Dienste des Grafen Brühl, in: Dresdner Hefte 11/1987, S. 46-51. – DBA II, III; DBE 4, S. 512f.; NDB 8, S. 297-299; Lübecker Lebensläufe, Neumünster 1993, S. 170-175 (WV); T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 107f. (P).

Porträt Karl Heinrich von H., G. de Saint-Aubin, 1770, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inventarnummer A 1874-39 (Singer 37784), Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Christian Dittrich
2.12.2011


Empfohlene Zitierweise:
Christian Dittrich, Artikel: Karl Heinrich von Heineken,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2025 [Zugriff 20.12.2024].

Karl Heinrich von Heineken



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden; Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett; Pfarramt Altdöbern.

Werke Die wahren Absichten der Menschen und der dazu gehörenden Mittel, Dresden/Leipzig 1732; Dionysius Longin vom Erhabenen ..., Dresden 1737; Recúeil d’estampes d’après les plus célèbres tableaux de la Galerie royale de Dresde, 2 Bde., Dresden 1753/57; Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen, 2 Bde., Leipzig/Wien 1768/69; Idée generale d’une Collection complette d’Estampes, Wien/Leipzig 1771; Dictionaire des Artistes ..., 4 Bde., Leipzig 1778-1790, 30 weitere Bde. [Ms., Kriegsverlust]; Neue Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen, Dresden/Leipzig 1786.

Literatur C. G. v. Murr, Karl Heinrich von H., in: Journal zur Kunstgeschichte, Bd. 14, Nürnberg 1787, S. 91-131; G. Lehmann, Der Prozeß gegen Karl Heinrich von H. und Genossen, in: NASG 25/1904, S. 264-295; O. E. Schmidt, Minister Graf Brühl und Karl Heinrich von H., Berlin/Leipzig 1922; W. Schmidt, Erste Beachtung früher Kupferstiche im Dresdener Kupferstich-Kabinett, in: Kunstmuseen in der DDR, Bd. 3, Leipzig 1961, S. 29-35; C. Dittrich, Carl Heinrich von H.s kunsthistorische Schriften, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 1965/66, S. 79-85; C. Alschner, Die Inkunabelsammlung Karl Heinrich von H.s, in: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie 81/1981, S. 21-33; G. Beick, Carl Heinrich von H. - ein Kunstgelehrter im Dienste des Grafen Brühl, in: Dresdner Hefte 11/1987, S. 46-51. – DBA II, III; DBE 4, S. 512f.; NDB 8, S. 297-299; Lübecker Lebensläufe, Neumünster 1993, S. 170-175 (WV); T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 107f. (P).

Porträt Karl Heinrich von H., G. de Saint-Aubin, 1770, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inventarnummer A 1874-39 (Singer 37784), Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Christian Dittrich
2.12.2011


Empfohlene Zitierweise:
Christian Dittrich, Artikel: Karl Heinrich von Heineken,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2025 [Zugriff 20.12.2024].