Bruno Apitz
A. war ein aus Leipzig stammender Schriftsteller, der v.a. durch seinen Roman „Nackt unter Wölfen“ über das Leben im
KZ Buchenwald weltweite Bekanntheit erlangte. – A. besuchte 1906 bis 1914 eine Volksschule in Leipzig. Anschließend absolvierte er bis 1917 eine Lehre als Stempelschneider. Bereits mit 14 Jahren trat A. dem Arbeiterjugendbildungsverein bei und schloss sich 1917 der Liebknecht-Jugend an. Im gleichen Jahr hielt A. eine Ansprache vor streikenden Arbeitern einer Leipziger Munitionsfabrik. Daraufhin wurde er wegen Anti-Kriegspropaganda festgenommen und wegen Landesverrats zu 19 Monaten Gefängnis in
Cottbus verurteilt. Während der Haft schrieb er sein erstes Gedicht „Die Blume im Gefängnishof“. Am 25.10.1918 kam A. vorzeitig frei und nahm an der Novemberrevolution teil. Nach seiner Entlassung begann er eine Lehre zum Buchhändler. Gleichzeitig engagierte er sich weiter politisch. So wurde er 1919 Mitglied der SPD und beteiligte sich z.B. im März 1920 an der Niederschlagung des Kapp-Putschs. – Nachdem A. wegen der Teilnahme an einem Streik aus seiner Anstellung als Buchhändlergehilfe entlassen worden war, folgte in den 1920er-Jahren eine Zeit der Unsicherheit, in der er oft arbeitslos war. In dieser Phase nahm A. Schauspielunterricht und erhielt gelegentlich Engagements u.a. in Leipzig. 1922 trat er dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands und 1927 der KPD bei. Sein erstes Theaterstück „Der Mensch im Nacken“ verfasste er 1924. Als Mitglied der KPD schrieb er für die proletarische Presse und war als Agitprop-Funktionär tätig. Später wurde A. Leiter des Zentralverlags der Roten Hilfe. 1930 bis 1933 war er Bezirksvorsitzender des Bunds proletarisch-revolutionärer Schriftsteller in Leipzig. Seine Verhaftung unterbrach sein schriftstellerisches Schaffen. Bis 1933 hatte er den Roman „Fleck und Barb, die Unrasierten“, die Theaterstücke „Und was sagt ihr dazu?“ und „Paradies und gute Erde“ geschrieben. Diese Werke blieben jedoch unveröffentlicht. – 1933 nahm die Gestapo A. in Colditz und Sachsenburg in „Schutzhaft“. Nach der Haftentlassung wurde er 1934 wegen illegaler antifaschistischer Arbeit erneut verhaftet und im Mai des darauffolgenden Jahrs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Zunächst war A. im Zuchthaus Waldheim inhaftiert, wurde jedoch 1937 in das KZ Buchenwald überstellt, wo er bis zur Befreiung 1945 blieb. – Nach Kriegsende arbeitete A. zunächst als Redakteur der „Leipziger Volkszeitung“, später als Verwaltungsdirektor der Städtischen Bühnen Leipzig und als Dramaturg der Deutschen Film AG (DEFA) sowie als Hörspielautor. 1946 war A. zudem Gründungsmitglied der SED. Als freischaffender Schriftsteller war er Mitglied im Hauptvorstand des Deutschen Schriftstellerverbands, Mitglied der Akademie der Künste und des PEN-Clubs der DDR. Ab 1955 bis zu seinem Tod lebte A. in
Berlin. – 1958 veröffentlichte A. seinen Roman „Nackt unter Wölfen“, in dem er seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse aus der Zeit im KZ Buchenwald verarbeitete. Der Roman, der in 30 Sprachen übersetzt wurde, erhielt weltweite Anerkennung und wurde zur Pflichtlektüre im DDR-Schulunterricht. 1960 wurde er erstmalig für den „Deutschen Fernsehfunk“ unter der der Regie von Georg Leopold verfilmt. Bekannter aber ist die Verfilmung der DEFA von 1963. Unter der Regie von Frank Beyer wirkte A. sowohl als Drehbuchautor als auch als Schauspieler an diesem Film mit. – 1959 erschien die Erzählung „Esther“, die A. bereits 1944 im KZ Buchenwald geschrieben haben soll. Seinen Roman „Nackt unter Wölfen“ arbeitete A. 1960 zu einem Hörspiel um. 1962 war er zu einer Lesung nach
Dortmund in die Bundesrepublik gereist, wurde aber wegen angeblicher agitatorischer Umtriebe festgenommen und ausgewiesen. 1963 fand erneut eine Lesereise nach Westdeutschland statt. 1966 wurde die Erzählung „Esther“ von Robert Hanell in einer Oper verarbeitet. 1976 erschien sein Roman „Der Regenbogen“. Sein letzter Roman, das autobiografische Werk „Der Schwelbrand“ wurde posthum 1984 publiziert. – Insbesondere für seinen Roman „Nackt unter Wölfen“ erhielt A. zahlreiche Ehrungen. So wurde er 1958 für den Roman und 1963 für dessen Verfilmung mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. 1961 ernannte die Stadt
Weimar und 1975 die Stadt Leipzig A. zum Ehrenbürger. 1965 verlieh zudem Walter Ulbricht A. den Vaterländischen Verdienstorden in Gold und 1970 wurde A. mit dem Karl-Marx-Orden ausgezeichnet.
Werke Schriften: Der Mensch im Nacken, 1924; Esther, in: „...aber die Welt ist veränderlich.“ Almanach, hrsg. vom PEN-Zentrum Ost und West, Berlin 1959 (ND 1988); Nackt unter Wölfen, Halle 1958, 581993; Der Regenbogen, Halle 1976, 51984; Schwelbrand, Halle 1984, 21986. – Filme: Nackt unter Wölfen (Drehbuch, Schauspieler).
Literatur Bruno A., in: Biographische Kalenderblätter der Berliner Stadtbibliothek 1965, Nr. 4, S. 63-71; Max Walter Schulz, Nachwort, in: Bruno A., Nackt unter Wölfen, Leipzig 1978; Renate Florstedt, Bruno A. 1900-1979, Leipzig 1990; Manfred Wolf, Siebenundsechzig Thüringer Porträts von Abbe bis Zeiss, Gehren 1999, S. 19-22. – DBA II, III; DBE 1, S. 157; Franz Lennartz, Deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Kritik, Bd. 1, Stuttgart 1984, S. 31-34; Walter Killy (Hg.), Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache, Bd. 1, Gütersloh/München 1988; Dietz-Rüdiger Moser (Hg.), Neues Handbuch der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945, München 1990, S. 36-38; Kurt Böttcher u.a. (Hg.), Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, Hildesheim u.a. 1993, S. 24f.; Manfred Brauneck (Hg.), Autorenlexikon deutschsprachiger Literatur des 20. Jahrhunderts, Reinbek bei Hamburg 1995, S. 26; David Korn, Wer ist wer im Judentum. Lexikon der jüdischen Prominenz, München 1996, S. 20 (P).
Porträt A., Christian Borchert, 1975, Fotografie (Positiv, Papier, schwarzweiß), Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Cornelia Herold
15.11.2007
Empfohlene Zitierweise:
Cornelia Herold, Artikel: Bruno Apitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/225 [Zugriff 19.11.2024].
Bruno Apitz
Werke Schriften: Der Mensch im Nacken, 1924; Esther, in: „...aber die Welt ist veränderlich.“ Almanach, hrsg. vom PEN-Zentrum Ost und West, Berlin 1959 (ND 1988); Nackt unter Wölfen, Halle 1958, 581993; Der Regenbogen, Halle 1976, 51984; Schwelbrand, Halle 1984, 21986. – Filme: Nackt unter Wölfen (Drehbuch, Schauspieler).
Literatur Bruno A., in: Biographische Kalenderblätter der Berliner Stadtbibliothek 1965, Nr. 4, S. 63-71; Max Walter Schulz, Nachwort, in: Bruno A., Nackt unter Wölfen, Leipzig 1978; Renate Florstedt, Bruno A. 1900-1979, Leipzig 1990; Manfred Wolf, Siebenundsechzig Thüringer Porträts von Abbe bis Zeiss, Gehren 1999, S. 19-22. – DBA II, III; DBE 1, S. 157; Franz Lennartz, Deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Kritik, Bd. 1, Stuttgart 1984, S. 31-34; Walter Killy (Hg.), Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache, Bd. 1, Gütersloh/München 1988; Dietz-Rüdiger Moser (Hg.), Neues Handbuch der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945, München 1990, S. 36-38; Kurt Böttcher u.a. (Hg.), Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, Hildesheim u.a. 1993, S. 24f.; Manfred Brauneck (Hg.), Autorenlexikon deutschsprachiger Literatur des 20. Jahrhunderts, Reinbek bei Hamburg 1995, S. 26; David Korn, Wer ist wer im Judentum. Lexikon der jüdischen Prominenz, München 1996, S. 20 (P).
Porträt A., Christian Borchert, 1975, Fotografie (Positiv, Papier, schwarzweiß), Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Cornelia Herold
15.11.2007
Empfohlene Zitierweise:
Cornelia Herold, Artikel: Bruno Apitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/225 [Zugriff 19.11.2024].