Peter I. Schenk

Gemeinsam mit seinem gleichnamigen Sohn zählt der aus dem Bergischen Land stammende S. zu den wichtigsten Persönlichkeiten der sächsischen Kartografiegeschichte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Seine Lehrzeit verbrachte er bei seinem späteren Schwager, dem Amsterdamer Kupferstecher und Kartenverleger Gerard Valck, mit dem er seit etwa 1680 zusammenarbeitete. Die Schwerpunkte des gemeinsamen Verlags bildeten zunächst Porträts und topografische Ansichten in Kupferstich und Schabkunst. Später rückte die Fertigung von Landkarten in den Vordergrund. 1694 erwarben sie die Druckplatten für den „Atlas Novus“ des Kartenverlegers Johannes Janssonius, 1695 erhielten S. und Valck ein Druckprivileg der holländischen und westfriesischen Stände für die Publikation von Karten nach Vorlagen Guillaume Sansons. Im „Atlas contractus“ (auch „Atlas minor“), den S.s Sohn Peter II. später fortführte (nach Valcks Tod mit dessen Sohn Leonard), wurden diese und andere Titel zusammengefasst, zu denen auch einige Spezialkarten des mitteldeutschen Raums zählten. Während sich Valck schon früh auf die Herstellung von Globen konzentrierte, widmete sich S. v.a. dem Kartengeschäft. Um 1700 ließ er sich als Globen-, Karten- und Bilderhändler in Leipzig nieder, wo er zu Messezeiten ein Ladengeschäft in Breunickes (später Hohmanns) Hof in der Petersstraße und eine Wohnung im „Krebs“ in der Fleischergasse unterhielt. Nachdem sich bereits im gemeinsamen Verlagsprogramm mit Valck einige Spezialkarten des mitteldeutschen Raums befunden hatten, die auf Vorlagen von Henricus Hondius, Johannes Janssonius und Guillaume Sanson zurückgingen, publizierte S. jetzt ohne Valcks Mitwirkung zunehmend neue Werke, die v.a. für den kursächsischen Absatzmarkt interessant waren. Ab 1702 erschien seine „Hekatompolis“, eine Sammlung von Stadtplänen und Veduten, zu der u.a. Ansichten von Dresden, Leipzig, Merseburg und Weißenfels zählten, ferner verschiedene Prospekte Leipziger Gebäude, die sich später auch im „Atlas Saxonicus Novus“ seines Sohns fanden. 1704 druckte S., noch unter dem Privileg der holländischen und westfriesischen Stände, doch bereits mit dem Titel eines königlich polnischen Kupferstechers (sculptor regis), die erste sächsische Postlandkarte aus der Feder des kursächsischen Oberpostmeisters Johann Jakob Kees. 1705 erschien mit königlich polnischem Privileg eine Karte des Königreichs Ungarn. Sein 1706 herausgebrachtes, Herzog Johann Georg von Sachsen-Weißenfels gewidmetes „Théâtre de Mars“ stand unter polnisch-sächsischem Privileg. Archivarische Quellennachweise für S.s Privilegierungen liegen allerdings nicht vor, und auch das angebliche Generalprivileg Kurfürst Friedrich Augusts I. (König August II. von Polen, der Starke), auf das sich S.s Sohn, Peter II., nach dem Tod des Vaters zu berufen suchte, scheint nie ausgestellt worden zu sein. 1710 erschienen die „Nova Anhaltini principatus tabula“ nach Johann Tobias Schuchart, vermutlich im gleichen Jahr eine Postroutenkarte des Kurfürstentums Brandenburg und seiner Nachbarregionen sowie 1711 eine Karte des polnischen Reichs unter Friedrich August II. (König August III. von Polen) mit einer Nebenkarte der wettinischen Herrschaftsgebiete. Als letzte Tat des Verlegers darf die Aufnahme der Geschäftsbeziehungen mit Adam Friedrich Zürner gelten, die für die Verlagspolitik der folgenden Jahrzehnte von entscheidender Bedeutung wurde. Das Erstlingswerk des großen sächsischen Kartografen, die „Akkurate geographische Delineation der Diözese oder des Amtes Großenhain“, erschien in S.s Todesjahr 1711, nennt als ihren Stecher aber bereits seinen Sohn, Peter II., der die Produktion sächsischer Spezialkarten in der Folgezeit in enger Zusammenarbeit mit Zürner und seiner Schule ausbaute und in seinem 1752 erstmals erschienenen „Atlas Saxonicus Novus“ zusammenfasste.

Literatur K. Jolig, Niederländische Einflüsse in der deutschen Kartographie besonders des 18. Jahrhunderts, Diss. Leipzig 1903, S. 19-24; K. Krebs, Das kursächsische Postwesen zur Zeit der Oberpostmeister Johann Jakob Kees I und II, Leipzig/Berlin 1914, S. 89-94, 432-438; H. Wille, Peter S., in: Romerike Berge 10/1960/61, S. 19-29 (P); C. Koeman (Hg.), Atlantes neerlandici, Bd. 3, Amsterdam 1969, S. 107-121; P. van der Krogt, Peter S. I., overleden te Leipzig in 1711, in: Caert-Thresoor 4/1985, S. 37f.; ders., Globi neerlandici, Utrecht 1993, S. 310-313; P. Wiegand, Bella cartographica, in: NASG 77/2006 [in Vorbereitung]. – DBA I; G. K. Nagler (Bearb.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 17, Leipzig 31924, S. 149-157 (WV); I. Kretschmer/J. Dörflinger/F. Wawrik (Bearb.), Lexikon zur Geschichte der Kartographie von den Anfängen bis zum ersten Weltkrieg, Bd. 2, Wien 1986, S. 704; V. Scott (Hg.), Tooley’s dictionary of mapmakers, Bd. 4, Riverside 22004, S. 118f.

Porträt Petrus S. Elberveldensis - magni nominis apud Batavos sculptor, um 1697, Selbstbildnis in Schabkunst, http://www.barron.co.uk/?pgid=151.

Peter Wiegand
21.6.2006


Empfohlene Zitierweise:
Peter Wiegand, Artikel: Peter I. Schenk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23111 [Zugriff 20.12.2024].

Peter I. Schenk



Literatur K. Jolig, Niederländische Einflüsse in der deutschen Kartographie besonders des 18. Jahrhunderts, Diss. Leipzig 1903, S. 19-24; K. Krebs, Das kursächsische Postwesen zur Zeit der Oberpostmeister Johann Jakob Kees I und II, Leipzig/Berlin 1914, S. 89-94, 432-438; H. Wille, Peter S., in: Romerike Berge 10/1960/61, S. 19-29 (P); C. Koeman (Hg.), Atlantes neerlandici, Bd. 3, Amsterdam 1969, S. 107-121; P. van der Krogt, Peter S. I., overleden te Leipzig in 1711, in: Caert-Thresoor 4/1985, S. 37f.; ders., Globi neerlandici, Utrecht 1993, S. 310-313; P. Wiegand, Bella cartographica, in: NASG 77/2006 [in Vorbereitung]. – DBA I; G. K. Nagler (Bearb.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 17, Leipzig 31924, S. 149-157 (WV); I. Kretschmer/J. Dörflinger/F. Wawrik (Bearb.), Lexikon zur Geschichte der Kartographie von den Anfängen bis zum ersten Weltkrieg, Bd. 2, Wien 1986, S. 704; V. Scott (Hg.), Tooley’s dictionary of mapmakers, Bd. 4, Riverside 22004, S. 118f.

Porträt Petrus S. Elberveldensis - magni nominis apud Batavos sculptor, um 1697, Selbstbildnis in Schabkunst, http://www.barron.co.uk/?pgid=151.

Peter Wiegand
21.6.2006


Empfohlene Zitierweise:
Peter Wiegand, Artikel: Peter I. Schenk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23111 [Zugriff 20.12.2024].