William Baring

Der in Dresden geborene B. zog 1888 mit seinen Eltern nach Niederfähre bei Meißen, wo der Vater eine leitende Tätigkeit bei der Blechverpackungsfabrik Graba & Schreger angenommen hatte. B. besuchte die Volksschule in Zscheila bei Meißen. Vermutlich folgte gleich im Anschluss eine zweijährige Ausbildung in einer Meißner Keramikwerkstatt, die er wegen des Konkurses der Firma nicht beenden konnte. Daraufhin besuchte er in Dresden die Kunstgewerbeschule und ab dem 2.1.1899 die Zeichenschule der Meißner Porzellanmanufaktur. Von der Königlich Sächsischen Porzellanmanufaktur wurde B. am 1.1.1900 als Porzellanmaler-Lehrling für Staffage eingestellt und ab 2.1.1901 zum Figurenmaler besonders in der Pâte-sur-pâte-Technik ausgebildet. Er beendete die Lehre 1903 und arbeitete als Watteau-Maler und wirkte außerdem in der Künstlerischen Abteilung zwei Jahre lang am keramischen Wandbild „Fürstenzug des Hauses Wettin“ für das Dresdner Schloss mit. 1907/08 studierte B. bei Oskar Zwintscher und war anschließend bis 1910 Meisterschüler bei Gotthardt Kuehl, der ihm ein hervorragendes Zeugnis ausstellte. – 1910 kehrte er an die Porzellanmanufaktur zurück. Er arbeitete wieder als Figurenmaler, kurz darauf war er ab 15.8. als „artistischer Arbeiter“ eingestuft und erhielt statt des Leistungslohns einen Festlohn. Von 1911 an war er als frei entwerfender Künstler an der Porzellanmanufaktur tätig und bemalte Teller und Gefäße mit Motiven aus der Tier- und Pflanzenwelt. Stets wird sein Name gleichauf mit denen von Hugo Stein und Otto Eduard Voigt genannt. Dieses Trio hatte sich der Wiederbelebung der kobaltblauen Unterglasurmalerei verschrieben und ihre malerischen Schöpfungen sind nur sehr schwer voneinander zu unterscheiden. – Eine Besonderheit seines Schaffens an der Porzellanmanufaktur ist die Bemalung von Kachelöfen, die der Leipziger Architekt Walter Gruner entworfen hatte, mit ähnlichen Motiven wie auf Tellern und Vasen. Mit dieser „Werkstatt für künstlerisch gestaltete Kachelöfen“ trat die Porzellanmanufaktur 1926 auf der Leipziger Frühjahrsmesse auf. In der Zeichenschule der Porzellanmanufaktur war er außerdem als „Lehrer im Abendakt“ tätig. Im Ersten Weltkrieg leistete er vom 5.2.1916 bis zum 2.12.1918 Kriegsdienst als Sanitäter an der Ost- und an der Westfront. 1924 gewann B. den Plakatwettbewerb der Reederei HAPAG Hamburg. Der Siegespreis war eine Studienreise, die ihn nach Spanien und Marokko führte. – B. war Mitglied der humoristischen Gesellschaft „Schlaraffia“ und leitete 1915 bis 1925 unter dem Namen „Conterfey mit Freuden und sofort“ an der Seite des Bildhauers Erich Hösel die Meißner Sektion „Castellum Misniense“. 1937 bis 1945 arbeitete er als künstlerischer Leiter der Malereiabteilung der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen. B. war seit 1937 Mitglied der NSDAP. Am 19.9.1945 wurde er im Zuge der Demontage aus der Staatlichen Porzellanmanufaktur entlassen. Von da an war er im eigenen Atelier freischaffend tätig. Bis zu seiner Übersiedlung zu seiner Tochter Brigitte nach Melle 1959 entstanden einige Auftragswerke im realistischen Stil, u.a. Wandmalereien. – B.s Werk auf Porzellan und Ofenware weist einen modisch-dekorativen Stil auf, der als sachlich und zeitlos charakterisiert wird. Seine Vorlagen gingen nur selten auf eigene Studien zurück, sondern sind Abbildungen aus Presse und Buch entnommen. Sein freies Schaffen als Maler und Grafiker ist hingegen von einem lebendigen Realismus geprägt. Diese Lebendigkeit, die besonders in der DDR-Kritik hervorgehoben wurde, war jedoch schon seit der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts Merkmal seines Werks und im Unterschied zu seiner Porzellanmalerei in Sinn und Form frei von Tendenzen zur nationalsozialistischen Kunst. Sein Realismus ermöglichte es ihm, in der SBZ bzw. DDR als freischaffender Künstler öffentliche Aufträge z.B. über die Gebietsauftragskommission des Kreises Meißen oder die Staatliche Auftragskommission des Kulturfonds der DDR zu akquirieren. Gegenstände seines freien Schaffens waren Porträts, Landschafts- und Arbeitsdarstellungen ebenso wie Kriegsmotive oder seine Reiseziele - hier besonders maritime Motive.

Quellen Stadtmuseum Meißen, Nachlass B.

Werke Stadtansichten von Meißen, Skizzenbücher, Porträts, Stadtmuseum Meißen.

Literatur C. Marusch-Krohn, Meissener Porzellan 1918-1933, Leipzig 1933; J. Just, Meißener Jugendstilporzellan, Leipzig 1983; J. Schärer/G. Baunach/M. A. Pfeiffer, Auf den Punkt gebracht, Meißen 2000. – AKL, Bd. 7, München 1993, S. 67; DBA II; Vollmer, Bd. 1, Leipzig 1999, S. 112.

Porträt Selbstbildnis, um 1930, Öl auf Leinwand, Stadtmuseum Meißen (Bildquelle); William B. in seinem Atelier 1937, Fotografie, Stadtmuseum Meißen.

Steffen Förster
7.2.2012


Empfohlene Zitierweise:
Steffen Förster, Artikel: William Baring,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23627 [Zugriff 18.5.2024].

William Baring



Quellen Stadtmuseum Meißen, Nachlass B.

Werke Stadtansichten von Meißen, Skizzenbücher, Porträts, Stadtmuseum Meißen.

Literatur C. Marusch-Krohn, Meissener Porzellan 1918-1933, Leipzig 1933; J. Just, Meißener Jugendstilporzellan, Leipzig 1983; J. Schärer/G. Baunach/M. A. Pfeiffer, Auf den Punkt gebracht, Meißen 2000. – AKL, Bd. 7, München 1993, S. 67; DBA II; Vollmer, Bd. 1, Leipzig 1999, S. 112.

Porträt Selbstbildnis, um 1930, Öl auf Leinwand, Stadtmuseum Meißen (Bildquelle); William B. in seinem Atelier 1937, Fotografie, Stadtmuseum Meißen.

Steffen Förster
7.2.2012


Empfohlene Zitierweise:
Steffen Förster, Artikel: William Baring,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23627 [Zugriff 18.5.2024].