Julius Wilhelm von Oppel

O.s größte Lebensleistung fällt in eine für Sachsen schwere Zeit. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 und dem Rückzug der französischen Heere aus Sachsen lag das Land darnieder. Die Kriegslasten der vergangenen Jahre hatten nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Geldmittel erschöpft. Die Verwaltung Sachsens, dessen König sich als Kriegsgefangener in Preußen befand, oblag dem Freiherrn Karl vom und zum Stein. Als dessen Mitarbeiter gelang es O., die Gesundung der sächsischen Staatsfinanzen in die Wege zu leiten. – Bereits als junger Mann hatte O. die Bekanntschaft Steins gemacht. Als dieser 1783 als preußischer Bergrat auf einer Studienreise das Erzgebirge besuchte, durfte ihn O. auf Veranlassung seines Mentors, Professor Abraham Gottlob Werner, begleiten. Nach dem Jurastudium in Leipzig wurde O. 1790 Bergkommissionsrat beim Oberbergamt in Freiberg. Bereits drei Jahre später erfolgte die Ernennung zum Geheimen Finanzrat und zum Mitglied im kurfürstlichen Finanzkollegium; seinen Zuständigkeitsbereich bildeten Bergbau-, Hütten- und Salzwesen. Bis 1812 übte O. diese Tätigkeit aus und erwarb sich besonders um die Salinen Verdienste. Er gehörte zu der Gruppe Beamter, die um eine Reform der erstarrten sächsischen Verwaltung bemüht waren und lehnte die napoleonfreundliche Politik des sächsischen Hofs ab. Dadurch schuf er sich Feinde und wurde bei der bevorstehenden Ernennung zum Direktor des Ersten Departements des Finanzkollegiums übergangen. Die Stelle wurde durch den konservativen Freiherrn Georg August Ernst von Manteuffel besetzt, der auch ein Befürworter des Bündnisses mit Napoleon war. Durch diese Zurücksetzung gekränkt, zog sich O. zeitweilig ins Privatleben zurück. Ein völliges Ausscheiden aus dem Staatsdienst gelang ihm jedoch nicht. Als König Friedrich August I. im Frühjahr 1813 wegen des Vorrückens der preußischen und russischen Truppen aus Sachsen abreiste, gehörte O. der Landeskommission an, die in Dresden die Regierungsgeschäfte versah. Nach der Besetzung Sachsens durch die siegreichen Russen und Preußen, der Gefangennahme König Friedrich Augusts und der Bildung des „General-Gouvernements der Hohen Verbündeten Mächte“ Ende 1813 stellte Freiherr vom Stein O. an die Spitze der Finanzverwaltung. Dieser führte nicht nur auf allen Gebieten Sparmaßnahmen durch, sondern setzte sich gleichzeitig für die Förderung und Belebung zahlreicher Staatsbetriebe, Institute und Anstalten ein. Stein schätzte nicht nur O.s fachliches Können, sondern auch seine preußenfreundliche Gesinnung. O. gehörte zu der Minderheit von Sachsen, die einen Anschluss des Landes an Preußen wünschten. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde aber die Teilung beschlossen. Dieser Schritt rief in Sachsen große Erbitterung hervor, die sich nach der Rückkehr König Friedrich Augusts in das verkleinerte Land auch gegen jene richtete, die in der Zeit des General-Gouvernements mit den Verbündeten zusammengearbeitet hatten. Obwohl auch O. von Preußen enttäuscht war, gab er angesichts der in seiner Heimat herrschenden feindseligen Haltung gegen ihn dem Drängen des Freiherrn vom Stein nach und ersuchte um Aufnahme in den preußischen Staatsdienst. Dieser Bitte wurde jedoch nicht entsprochen. – In den Jahren nach 1815 führte O. ein Reise- und Wanderleben mit Stationen in ganz Europa. 1824 kehrte er nach Sachsen zurück und beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Studien, bis er schließlich 1828 in den Dienst Herzog Ernsts I. von Sachsen-Coburg-Gotha trat. Bis zu seinem Tod war er dessen Finanzminister und Kammerpräsident. Dennoch blieb er seiner Heimat eng verbunden. Noch 1830 stiftete er in Krebs bei Pirna, wo sein Familiengut lag, ein neues Schulhaus, das zum Gedenken an seine Mutter „Sophienanstalt“ genannt wurde.

Literatur A.-L. Gräfin Vitzthum, Julius Wilhelm von O., ein sächsischer Staatsmann aus der Zeit der Befreiungskriege, Dresden 1932; O. E. Schmidt, Reichsfreiherr vom Stein in Sachsen und seine sächsischen Mitarbeiter, in: NASG 54/1933, S. 85-125. – ADB 24, S. 390-392; DBA I, II, III; DBE 7, S. 497; Sächsische Lebensbilder, Bd. 2, Dresden 1938, S. 298-310.

Roman Töppel
13.9.2004


Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Julius Wilhelm von Oppel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3069 [Zugriff 20.12.2024].

Julius Wilhelm von Oppel



Literatur A.-L. Gräfin Vitzthum, Julius Wilhelm von O., ein sächsischer Staatsmann aus der Zeit der Befreiungskriege, Dresden 1932; O. E. Schmidt, Reichsfreiherr vom Stein in Sachsen und seine sächsischen Mitarbeiter, in: NASG 54/1933, S. 85-125. – ADB 24, S. 390-392; DBA I, II, III; DBE 7, S. 497; Sächsische Lebensbilder, Bd. 2, Dresden 1938, S. 298-310.

Roman Töppel
13.9.2004


Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Julius Wilhelm von Oppel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3069 [Zugriff 20.12.2024].