Anna Nitschmann
N. wuchs in einfachen Verhältnissen auf und hatte nur eine geringe Schulbildung. Ihre Kindheit in Mähren wurde durch ein religiöses Elternhaus geprägt. Erst ihr ältester Bruder und dann ihr Vater verließen um ihres Glaubens willen die Heimat. Im Februar 1725 folgte sie ihnen mit Mutter und Geschwistern in die neugegründete Exulantensiedlung Herrnhut. Bereits 1730 wurde N. zu einem geistlichen Amt an Mädchen und Frauen als Ältestin der ganzen weiblichen Gemeine durch das Los bestimmt. Dieses legte sie 1740 zwar nieder, hatte aber dann lebenslang eine ähnliche Funktion als „Gemein-Mutter“ inne. 1730 versammelten sich auch junge Frauen zu einer geistlichen Lebensgemeinschaft (Jungfernbund) um sie, aus der eine stark wachsende Arbeit mit und unter ledigen Frauen hervorging (Chor der ledigen Schwestern). 1734 kam N. in das Haus des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf als Erzieherin der ihr freundschaftlich verbundenen Tochter
Benigna. Im Laufe der Zeit wurde sie immer mehr zur unentbehrlichen Mitarbeiterin Zinzendorfs. Ab 1736 reiste sie mit ihm und seinem Mitarbeiterstab (Pilgergemeine) und in wechselnder Begleitung anderer Glieder der neu entstehenden Herrnhuter Brüdergemeine in missionarischer Funktion innerhalb Deutschlands und der Niederlande, aber auch nach Amerika, England, Livland, Frankreich und in die Schweiz. N. war hier besonders in Wort und Schrift als Seelsorgerin von Mädchen und Frauen tätig. Hinterlassene Reden und Briefe bezeugen ihren Einsatz in dem ihr anvertrauten, sich immer mehr ausweitenden Arbeitsgebiet. Auf ihren gelebten Glauben weisen auch ihre Lieder (entstanden zwischen 1735 und 1748) hin, von denen noch elf im Gesangbuch der Brüdergemeine von 1967 erhalten sind. 1757 wurde sie die zweite Ehefrau von Graf von Zinzendorf, mit dem sie in der kurzen Zeit ihrer Ehe noch viele Inspektionsreisen zu neu entstandenen Brüdergemeinen in Deutschland und den Niederlanden unternahm. Sie überlebte ihren Mann nur wenige Tage.
Quellen Unitätsarchiv Herrnhut, Schwesternhausarchiv, Personalia und Briefe von Anna N.
Literatur Nachrichten aus der Brüdergemeine 1/1844, S. 575-611; W. Jannasch, Erdmuthe Dorothea Gräfin von Zinzendorf, Herrnhut 1915; F. Moeschler, Alte Herrnhuter Familien, Teil 1-2, Herrnhut 1922-1924; J. T. Müller, Hymnologisches Handbuch zum Gesangbuch der Brüdergemeine, Herrnhut 1916; E. A. Sawyer, These Fifteen, Bethlehem/Pennsylvania/Winston-Salem/North Carolina 1963, S. 54-59; H.-C. Hahn, Anna N. (1715-1760), in: ders./H. Reichel (Hg.), Zinzendorf und die Herrnhuter Brüder, Hamburg 1977, S. 454-461 (P); M. H. Jung, Frauen des Pietismus, Gütersloh 1998, S. 61-73; ders. (Hg.), Die Gemeindeleiterin Anna N. verh. von Zinzendorf (1715-1760), in: M. H: Jung (Hg.), „Mein Herz brannte richtig in der Liebe Jesu“, Aachen 1999, S. 151-168; L. Martin, Möglichkeiten und Grenzen geistlicher Rede von Frauen in Halle und Herrnhut, in: Pietismus und Neuzeit 29/2004, S. 80-100; P. Zimmerling (Hg.), Anna N. (1715-1760), in: Evangelische Seelsorgerinnen, Göttingen 2005, S. 101-123 (P). – DBA I, II, III; DBE 7, S. 426; W. Killy (Hg.), Literaturlexikon, Bd. 8, Gütersloh/München 1990, S. 441f.
Porträt Anna N., J. V. Haidt, undatiert, Ölgemälde, Herrnhut, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle); 18 Szenen aus dem Leben von Anna N., A. P. Schöpfel, 1747, Gouache, Herrnhut.
Esther von Ungern-Sternberg
19.8.2009
Empfohlene Zitierweise:
Esther von Ungern-Sternberg, Artikel: Anna Nitschmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3020 [Zugriff 19.11.2024].
Anna Nitschmann
Quellen Unitätsarchiv Herrnhut, Schwesternhausarchiv, Personalia und Briefe von Anna N.
Literatur Nachrichten aus der Brüdergemeine 1/1844, S. 575-611; W. Jannasch, Erdmuthe Dorothea Gräfin von Zinzendorf, Herrnhut 1915; F. Moeschler, Alte Herrnhuter Familien, Teil 1-2, Herrnhut 1922-1924; J. T. Müller, Hymnologisches Handbuch zum Gesangbuch der Brüdergemeine, Herrnhut 1916; E. A. Sawyer, These Fifteen, Bethlehem/Pennsylvania/Winston-Salem/North Carolina 1963, S. 54-59; H.-C. Hahn, Anna N. (1715-1760), in: ders./H. Reichel (Hg.), Zinzendorf und die Herrnhuter Brüder, Hamburg 1977, S. 454-461 (P); M. H. Jung, Frauen des Pietismus, Gütersloh 1998, S. 61-73; ders. (Hg.), Die Gemeindeleiterin Anna N. verh. von Zinzendorf (1715-1760), in: M. H: Jung (Hg.), „Mein Herz brannte richtig in der Liebe Jesu“, Aachen 1999, S. 151-168; L. Martin, Möglichkeiten und Grenzen geistlicher Rede von Frauen in Halle und Herrnhut, in: Pietismus und Neuzeit 29/2004, S. 80-100; P. Zimmerling (Hg.), Anna N. (1715-1760), in: Evangelische Seelsorgerinnen, Göttingen 2005, S. 101-123 (P). – DBA I, II, III; DBE 7, S. 426; W. Killy (Hg.), Literaturlexikon, Bd. 8, Gütersloh/München 1990, S. 441f.
Porträt Anna N., J. V. Haidt, undatiert, Ölgemälde, Herrnhut, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle); 18 Szenen aus dem Leben von Anna N., A. P. Schöpfel, 1747, Gouache, Herrnhut.
Esther von Ungern-Sternberg
19.8.2009
Empfohlene Zitierweise:
Esther von Ungern-Sternberg, Artikel: Anna Nitschmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3020 [Zugriff 19.11.2024].