Heinrich Klausing
Im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts zählte K. zusammen mit Salomo Deyling zu den letzten wichtigen Vertretern der lutherischen Orthodoxie in Leipzig. Im Gegensatz zu Deyling besaß er jedoch kein Predigtamt an einer städtischen Kirche, weshalb sein Wirkungskreis auf die Universität beschränkt blieb. – Seine theologische Prägung erhielt K. in Wittenberg, wo er seit 1695 u.a. bei Kaspar Löscher sowie dessen Sohn Valentin Ernst Löscher studierte. Hier begann er auch seine erfolgreiche akademische Laufbahn. Nachdem er bereits 1696 die Magisterwürde erlangt hatte, wurde K. 1700 Adjunkt der Philosophischen Fakultät. Es folgte 1704 die Ernennung zum außerordentlichen Professor für Mathematik sowie 1707 zum ordentlichen Professor für Moral. Daran schloss sich 1710 eine Promotion zum Doktor der Theologie an. Zwei Jahre später erhielt K. eine außerordentliche Professur für Theologie sowie eine Berufung auf den Lehrstuhl für Logik und Metaphysik. 1715 trat er schließlich die Professur für höhere Mathematik an. – 1719 verließ K. Wittenberg, um eine Theologieprofessur an der Universität Leipzig anzunehmen, die für den Rest seines Lebens seine Wirkungsstätte werden sollte. In den Jahren in der Messestadt erlangte er weitere bedeutende Würden. Er wurde Kollegiat des Großen Fürstenkollegiums, Senior der „Sächsischen Nation“ sowie Stipendiatenephorus, außerdem bekleidete er mehrfach die Ämter des Prokanzlers und des Rektors der Universität, letzteres in den Sommersemestern 1721, 1727, 1731, 1733 und 1741. Zu seinen prominentesten Studenten zählte Christian Fürchtegott Gellert. – Als lutherisch-orthodox geprägter Theologe polemisierte K. sowohl gegen die Pietisten als auch gegen den Wolffianismus und wachte über die orthodoxe Rechtgläubigkeit seiner Kollegen. Das ging sogar so weit, dass er - allerdings vergeblich - die Ernennung Johann Gottlob Pfeiffers zum Theologieprofessor zu hintertreiben suchte, indem er sich Nachschriften von dessen Vorlesungen verschaffte, um ihn damit bei der Fakultät der Heterodoxie (Andersgläubigkeit) zu bezichtigen. Auch gegenüber dem katholischen Bekenntnis äußerte sich K. kritisch, etwa in einem Festprogramm, das er wider alle Zensurbestimmungen anlässlich des Jubiläums publizierte, das die Universität im August 1739 zur Erinnerung an die 200 Jahre zuvor erfolgte Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen beging. – K. schrieb zahlreiche kleinere Werke zu verschiedenen Wissenschaftsgebieten, wobei seine Berufung nach Leipzig eine Zäsur darstellte. Während er vor 1719 auch zu mathematischen, optischen, astronomischen, psychologischen und moralphilosophischen Fragestellungen publizierte, verfasste er danach ausschließlich theologische Abhandlungen zu exegetischen, dogmatischen und praktischen, seltener auch zu kirchengeschichtlichen Fragestellungen.
Werke De usus algebrae, Wittenberg 1702; De discrimine viarum Dei et hominum, Leipzig 1719; Ad panegyrin academicam solenni trivm SS, Leipzig 1739.
Literatur O. Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät in fünf Jahrhunderten, Leipzig 1909; D. Döring, Die Philosophie Gottfried Wilhelm Leibniz’ und die Leipziger Aufklärung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Stuttgart 1999; ders., Johann Christoph Gottsched in Leipzig, Leipzig 2000; K. Löffler, Anthropologische Konzeptionen in der Literatur der Aufklärung, Leipzig 2004; W. Flügel, Konfession und Jubiläum, Leipzig 2005. – ADB 16, S. 64; DBA I, II.
Porträt Heinrich K., J. M. Beringeroth, 1736, Kupferstich, Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel; Deutsche Acta Eruditorum, Oder Geschichte der Gelehrten, Welche den gegenwärtigen Zustand der Litteratur in Europa begreiffen, hrsg. von Chr. G. Jöcher, Halle/Saale 1736, 202. T., ungez. Bl. Vor S. 686 (Bildquelle).
Wolfgang Flügel
20.4.2011
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Flügel, Artikel: Heinrich Klausing,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2439 [Zugriff 19.11.2024].
Heinrich Klausing
Werke De usus algebrae, Wittenberg 1702; De discrimine viarum Dei et hominum, Leipzig 1719; Ad panegyrin academicam solenni trivm SS, Leipzig 1739.
Literatur O. Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät in fünf Jahrhunderten, Leipzig 1909; D. Döring, Die Philosophie Gottfried Wilhelm Leibniz’ und die Leipziger Aufklärung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Stuttgart 1999; ders., Johann Christoph Gottsched in Leipzig, Leipzig 2000; K. Löffler, Anthropologische Konzeptionen in der Literatur der Aufklärung, Leipzig 2004; W. Flügel, Konfession und Jubiläum, Leipzig 2005. – ADB 16, S. 64; DBA I, II.
Porträt Heinrich K., J. M. Beringeroth, 1736, Kupferstich, Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel; Deutsche Acta Eruditorum, Oder Geschichte der Gelehrten, Welche den gegenwärtigen Zustand der Litteratur in Europa begreiffen, hrsg. von Chr. G. Jöcher, Halle/Saale 1736, 202. T., ungez. Bl. Vor S. 686 (Bildquelle).
Wolfgang Flügel
20.4.2011
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Flügel, Artikel: Heinrich Klausing,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2439 [Zugriff 19.11.2024].