Ernst Ludwig Thiersch

Ernst Thiersch verwaltete als königlich sächsischer Oberförster ab 1820 den Oberforst Eibenstock und ab 1825 zusätzlich auch das Forstrevier Auersberg. Für seine gute Amtsführung, als vielseitig publizierender forstlicher Schriftsteller und für sein großes gesellschaftliches Engagement besonders für die ärmliche Bevölkerung in seinem Wirkungskreis erhielt er 1844 die Goldene Sächsische Zivilverdienstmedaille. – Thiersch wurde am 6.7.1786 in Kirchscheidungen bei Freyburg/Unstrut geboren. Nach privatem Schulunterricht absolvierte er um 1803 zunächst eine Forstlehre und war danach Sekretär des Finanzrats Ernst Friedemann von Münchhausen in Herrengosserstedt. Ab 1814 wurde er Revierförster zu Eibenstock, bevor er 1820 die Stellung des dortigen Oberförsters übernahm. 1847 wurde Thiersch zum Forstinspektor befördert. Bei seinem Eintritt in den Ruhestand 1862 erhielt er den Titel eines Forstmeisters. – Neben seinen umfangreichen forstlichen Dienstpflichten betätigte sich Thiersch zunehmend mit Gemeinwohlaufgaben für die Bevölkerung im oberen Erzgebirge. So war er 1829 Gründungsmitglied des Wohltätigen Actien-Vereins für die Wanduhrenfabrik zu Carlsfeld und dort im Verwaltungsausschuss mindestens noch bis 1854 tätig. 1831 wird Thiersch als Vorstand des Eibenstocker Statistischen Vereins genannt. Bei der Wahl zum Sächsischen Landtag im April 1848 wurde Thiersch als Abgeordneter für den 12. städtischen Wahlbezirk Eibenstock gewählt. Sein gesellschaftliches Engagement zeigte sich auch beim Großbrand in Eibenstock 1856, wo er Mitglied im dafür gebildeten Hilfskomitee wurde, das für 400 betroffene Familien die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen koordinierte. – Thiersch machte während seiner 42-jährigen Dienstzeit in Eibenstock durch seine zahlreichen forstfachlichen Veröffentlichungen im deutschen Forstwesen auf sich aufmerksam. Er war 1823 Mitglied in Johann Matthäus Bechsteins Societät für Forst- und Jagdkunde in Dreißigacker bei Meiningen und 1847 Gründungsmitglied des Sächsischen Forstvereins. Sein Hauptaugenmerk als Forstmann galt dem Waldbau. Durch Aufforstung zahlreicher alter Blößen mit Fichten und geeigneten Laubhölzern, Ausführung von Entwässerungssystemen, Vermehrung und Verbesserung der Waldwege, durch Anlage fiskalischer Wiesen in den Tälern der Mulde samt Nebenflüssen und ähnliche Meliorationsprojekte brachte er die ihm anvertrauten Forsten mit der Zeit in einen so vorzüglichen Zustand, dass aus den Gebirgsregionen Deutschlands zahlreiche Forstleute die Eibenstocker Waldungen auf Exkursionen besuchten. Thiersch erstes forstliches Fachbuch „Ueber den Waldbau“ (1823) bündelt seine langjährigen beachtenswerten Beobachtungen und Erfahrungen bei der schwierigen forstlichen Bewirtschaftung in den Hochlagen des Erzgebirges.

Quellen Archiv des Kirchenkreises Naumburg-Zeitz, Evangelische Pfarrkirche St. Johannis Kirchscheidungen, Geburtsregister, Nr. 13/1786; Sächsisches Staatsarchiv, 30299 Oberforstmeisterei Eibenstock Nr. 586 Anstellung des Oberförsters Ernst Ludwig Thiersch im Oberforstamt Eibenstock; Stadtarchiv Dresden, 2.1.3.C.XXI.20/148 Kirchliche Wochenzettel Trauungen, Taufanzeigen u. Sterbefälle 1863, 2.1.3.C.XXI.20/161 Kirchliche Wochenzettel Trauungen, Taufanzeigen u. Sterbefälle 1875 (ancestry.de); Königlich Sächsischer Hof-, Civil- und Militär-Staat 1828, Leipzig 1828, S. 160; Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1845; Mittheilungen über die Verhandlungen des außerordentlichen Landtags im Jahre 1854. II. Kammer, Nr. 20, S. 374f.; Bericht über die erste Versammlung des sächsischen Forstvereins, gehalten zu Marienberg, am 15., 16. und 17. August 1847, Dresden 1850; Leipziger Zeitung 19.10.1862, S. 5329; Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden 1869, Dresden 1869, S. 290.

Werke Ueber den Waldbau mit vorzüglicher Rücksicht auf die Gebirgs-Forste von Deutschland in Notizen und Bemerkungen auf seiner praktischen Laufbahn gesammelt und herausgegeben von Ernst Thiersch, Leipzig 1823, ND Remagen-Oberwinter 2022; Das Fest im Walde oder die funfzigjährige Dienstjubelfeyer des Herrn Gottlob Heinrich von Lindenau, Schneeberg 1827; Die Forstkäfer, oder vollständige Naturgeschichte der vorzüglichsten den Gebirgsforsten schädlichen Insekten, hauptsächlich der Borkenkäfer mit Angabe der Mittel zu ihrer Vertilgung, Stuttgart/Tübingen 1830, Stuttgart ²1834.

Literatur Johann Traugott Lindner, Wanderungen durch die interessantesten Gegenden des Sächsischen Obererzgebirges, H. 2, Annaberg 1845, S. 26-28; Hugo von Bose, Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Dresden ²1847, S. 111, 382; Bernd Bendix, Einführung, in: Ernst Thiersch, Ueber den Waldbau mit vorzüglicher Rücksicht auf die Gebirgs-Forste von Deutschland …, hrsg. von Bernd Bendix, Remagen-Oberwinter 2022, S. 5-26. – ADB 38, S. 6f.; DBA I; Julius Theodor Christian Ratzeburg (Hg.), Forstwissenschaftliches Schriftsteller-Lexikon, Berlin 1874, S. 483f.; Richard Hess (Hg.), Lebensbilder hervorragender Forstmänner und um das Forstwesen verdienter Mathematiker, Naturforscher und Nationalökonomen, Berlin 1885, S. 369-371.

Bernd Bendix
13.8.2024

Empfohlene Zitierweise:
Bernd Bendix, Artikel: Ernst Ludwig Thiersch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3892 [Zugriff 1.9.2024].