August Hummel

Nach dem Besuch der Volksschule in Glauchau ging H. als Hilfsarbeiter in die Braunkohlenindustrie. Durch Selbststudium bildete er sich weiter und fand im Lehrerseminar Eisleben Aufnahme. 1863 erhielt er eine Stelle als Bürgerschullehrer in Halle; 1875 wurde er zum Seminarlehrer für Geografie und Naturwissenschaften ernannt, zunächst in Halle, dann in Delitzsch, wo er bis zu seinem Tod wirkte. – Bekannt wurde H. als Verfasser zahlreicher Schulbücher für den Erdkunde- und Naturgeschichte-Unterricht an Volksschulen, die zumeist im Verlag Eduard Anton in Halle erschienen (1901 von Ferdinand Hirt & Sohn in Leipzig übernommen). Mit H.s theoretisch-methodischen Unterrichtsprinzipien eröffnete die Wiener „Zeitschrift für Schul-Geographie“ 1879 ihr Erscheinen. Darin betonte H., dass das wichtigste Prinzip des Erdkundeunterrichts das Aufzeigen des Zusammenhangs von Ursache und Wirkung sei. Die „wahre Lehrkunst“ bestünde darin, das Zusammenwirken von mindestens zwei geografischen „Objekten“ an einem Ort („Individuum“) aufzuzeigen, um sie dann zu einem „Lehrstück“ (Landschaft) zusammenzusetzen. Nach diesem Grundsatz der ursächlichen Zusammenhänge baute H. seine Unterrichtswerke auf. Im Vordergrund standen nicht die politischen Länder, sondern „natürliche“ Landschaften. Auch in seinen beiden Schulatlanten, die als Ergänzung zu den Lehrbüchern erschienen, standen physische Karten im Vordergrund. Kleine Nebenkarten („Übersichtskarte zur Kulturgeographie“) dienten dabei der Veranschaulichung bestimmter Themen (Bevölkerungsdichte, Wirtschaftsstruktur). – In den 1890er-Jahren beteiligte sich H. an den Diskussionen um eine Vereinheitlichung geografischer Namen. Gemeinsam mit anderen Schulmethodikern erarbeitete er eine „Anleitung zur Schreibung und Aussprache der geographischen Fremdnamen für die Zwecke der Schule“ (2. Auflage 1894). In seinen Schulbüchern gab H. Aussprachehilfen und Übersetzungen an und veröffentlichte ein Übungsheft mit 3.000 geografischen Namen (1897). Neben seinen zahlreichen, für den Schulunterricht bestimmten Büchern publizierte H. ein umfangreiches geografisches Handbuch, das 1876 in 17 Lieferungen erschien. – H. war ein typischer Autodidakt, dessen methodische Auffassungen aus der Unterrichtspraxis heraus entstanden. Zu Lebzeiten durchaus angesehen und erfolgreich, gerieten seine Werke bald nach seinem Tod in Vergessenheit, lediglich sein Schulatlas erschien noch bis nach dem Ersten Weltkrieg.

Werke Kleine Erdkunde für Volks- und Bürgerschulen, Halle 21872, 391899; Handbuch der Erdkunde. Ein Hausbuch des geographischen Wissens, 2 Bde., Leipzig 1876; Anfangsgründe der Erdkunde. Vorstufe zum „Grundriß der Erdkunde“, Halle 1877; Kleine Landeskunde der Provinz Sachsen mit Einschluß der Nachbargebiete, Leipzig 1877; Kleine Naturkunde für (2- bis 4-klassige) Volksschulen nach gruppierender Methode, Halle 1877, 61897; Grundriß der Erdkunde, Halle 1878, 41896; Das geographische Individuum nach seiner unterrichtlichen Bedeutung, in: Zeitschrift für Schul-Geographie 1/1879, S. 1-11; Anfangsgründe der Naturlehre für Volksschulen in methodischer Bearbeitung, Halle 1881, 21889; Grundriß der Naturgeschichte, 2 Teile, Halle 21885/86; Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde, Halle 1885; Experimentierkunde. Anleitung zu physikalischen und chemischen Versuchen in gehobenen Volksschulen, Präparandenanstalten, höheren Töchterschulen etc., Halle 1887; Schul-Atlas zum Unterricht in der Erdkunde, Halle 1887, Stuttgart 21[1921]; Hilfsbuch für den Unterricht in der Naturgeschichte. Zum Zweck der Vertiefung und Belebung des naturgeschichtlichen Unterrichts, Halle 1890; Kleiner Volksschul-Atlas. Zum Unterricht in der Erdkunde für einfache Schulverhältnisse, Biberach 1890 10[1912]; mit F. Behr u.a. (Bearb.), Anleitung zur Schreibung und Aussprache der geographischen Fremdnamen für die Zwecke der Schule, Breslau 21894.

Literatur E. Oppermann, H., August †, in: Zeitschrift für Schul-Geographie 19/1898, S. 117f.; W. Wolkenhauer, August H., in: Biographisches Jahrbuch 3/1900, S. 324. – DBA I.

Heinz Peter Brogiato
1.7.2009


Empfohlene Zitierweise:
Heinz Peter Brogiato, Artikel: August Hummel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19480 [Zugriff 19.11.2024].

August Hummel



Werke Kleine Erdkunde für Volks- und Bürgerschulen, Halle 21872, 391899; Handbuch der Erdkunde. Ein Hausbuch des geographischen Wissens, 2 Bde., Leipzig 1876; Anfangsgründe der Erdkunde. Vorstufe zum „Grundriß der Erdkunde“, Halle 1877; Kleine Landeskunde der Provinz Sachsen mit Einschluß der Nachbargebiete, Leipzig 1877; Kleine Naturkunde für (2- bis 4-klassige) Volksschulen nach gruppierender Methode, Halle 1877, 61897; Grundriß der Erdkunde, Halle 1878, 41896; Das geographische Individuum nach seiner unterrichtlichen Bedeutung, in: Zeitschrift für Schul-Geographie 1/1879, S. 1-11; Anfangsgründe der Naturlehre für Volksschulen in methodischer Bearbeitung, Halle 1881, 21889; Grundriß der Naturgeschichte, 2 Teile, Halle 21885/86; Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde, Halle 1885; Experimentierkunde. Anleitung zu physikalischen und chemischen Versuchen in gehobenen Volksschulen, Präparandenanstalten, höheren Töchterschulen etc., Halle 1887; Schul-Atlas zum Unterricht in der Erdkunde, Halle 1887, Stuttgart 21[1921]; Hilfsbuch für den Unterricht in der Naturgeschichte. Zum Zweck der Vertiefung und Belebung des naturgeschichtlichen Unterrichts, Halle 1890; Kleiner Volksschul-Atlas. Zum Unterricht in der Erdkunde für einfache Schulverhältnisse, Biberach 1890 10[1912]; mit F. Behr u.a. (Bearb.), Anleitung zur Schreibung und Aussprache der geographischen Fremdnamen für die Zwecke der Schule, Breslau 21894.

Literatur E. Oppermann, H., August †, in: Zeitschrift für Schul-Geographie 19/1898, S. 117f.; W. Wolkenhauer, August H., in: Biographisches Jahrbuch 3/1900, S. 324. – DBA I.

Heinz Peter Brogiato
1.7.2009


Empfohlene Zitierweise:
Heinz Peter Brogiato, Artikel: August Hummel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19480 [Zugriff 19.11.2024].