Kurt Zoege von Manteuffel

Z., ein Spezialist auf dem Gebiet der Niederländischen Malerei und Grafik des Barocks sowie der Zeichnung und Grafik des 19. Jahrhunderts, prägte 1924 bis 1941 als Direktor die Arbeit des Kupferstich-Kabinetts in Dresden. – Seine Kindheit verbrachte Z. in Reval (estn. Tallinn). Später besuchte er Gymnasien in Kassel und Königsberg (russ. Kaliningrad). Ab 1902 studierte er an den Universitäten in München, Berlin und Halle/Saale Jura und Kunstgeschichte. In Halle wurde er 1909 mit einer Arbeit über „Die Gemälde und Zeichnungen des Antonio Pisano aus Verona“ promoviert. Anschließend arbeitete Z. bis Oktober 1910 als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Städtischen Museum Aachen. In den folgenden Jahren schrieb er Beiträge für das in Leipzig erscheinende Allgemeine Künstlerlexikon. Ab 1914 arbeitete er am Kunsthistorischen Institut in Florenz und war, als dessen Direktor zum Kriegsdienst einberufen wurde, bis zur kriegsbedingten Schließung des Instituts im Mai 1915 Stellvertreter des Direktors. Nachdem er selbst kurzzeitig als Soldat im Ersten Weltkrieg gedient hatte, war Z. 1916 bis 1918 als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in Berlin am Kaiser-Friedrich-Museum und am Kupferstichkabinett unter Wilhelm von Bode und Max Jacob Friedländer tätig. Zum Jahresbeginn 1919 wechselte Z. an das Kupferstich-Kabinett in Dresden, wo er unter Max Lehrs als Direktorialassistent und Kustos arbeitete. Nach dessen Pensionierung wurde Z. im Januar 1924 zum Direktor des Kupferstich-Kabinetts ernannt. Z. war gut unter Fachkollegen vernetzt, nicht zuletzt durch seine Mitarbeit in verschiedenen Fachverbänden. Regelmäßig nahm er an den Versammlungen des Internationalen Verbands von Museumsbeamten zur Abwehr von Fälschungen und Unlauterem Geschäftsgebaren teil, dem er 1924 beigetreten war. Im Deutschen Verein für Kunstwissenschaft wurde er 1934 gemeinsam mit Friedrich Winkler, Direktor des Kupferstichkabinetts in Berlin, zum Leiter der Abteilung Graphik gewählt. In seiner Funktion als Direktor des Dresdner Kupferstich-Kabinetts förderte er die junge Kunsthistorikergeneration, wie Peter Halm und Franz Schubert. Mitglied der NSDAP war Z. nicht, auch gab er den zunehmenden politischen Druck in der NS-Zeit nicht proaktiv an die Mitarbeiter weiter. Vielmehr war er 1937 durch das Sächsische Ministerium für Volksbildung für mehrere Monate „beurlaubt“ worden, währenddessen Werke verfemter Künstler aus dem Kabinettsbesitz als „entartet“ beschlagnahmt wurden. Die Bandbreite der unter dem Direktorat von Z. gezeigten Ausstellungen reichte von Meister E. S. und Lucas Cranach d.Ä. über Adolph Menzel bis hin zu Ludwig von Hofmann. Hervorzuheben sind „Sächsische Zeichnungen aus vier Jahrhunderten“ (1933), die „Gedächtnisausstellung zum 200. Todestag von Matthäus Daniel Pöppelmann“ (1936) sowie die mit Hans Posse kuratierten Ausstellungen „Ludwig Richter zum 50. Todestag“ (1934) und „Anton Graff und seine Dresdner Zeitgenossen“ (1936/1937). Unvollendet blieb die Alfred-Rethel-Monografie Z.s, denn während einer privaten Reise nach Westpreußen erkrankte er im Januar 1941 an einer schweren Grippe und starb wenige Tage später.

Quellen Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Archiv, 01/PS 53, Bd. 2, 01/KK 3, Bd. 8; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 22888-22889, 12810 Personennachlass Kurt Z.; Bundesarchiv Berlin, R 73/16034 Z., Kurt, geb. 20.8.1881; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25-1.3.2-110 Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt 1, Personenstandsbuch, Eheregister 1923, Nr. 350 (ancestry.de).

Werke Die Gemälde und Zeichnungen des Antonio Pisano aus Verona, Halle/Saale 1909; Leonardo da Vinci. Eine Auswahl aus seinen Gemälden, Handzeichnungen und Schriften, München 1920; Hans Holbein - der Maler, München 1920; Hans Holbein - der Zeichner für Holzschnitt und Kunstgewerbe, München 1920; Der deutsche Holzschnitt. Sein Aufstieg im XV. Jahrhundert und seine grosse Blüte in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, München 1921; Der deutsche Kupferstich von seinen Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, München 1922; Die niederländische Radierung von den Anfängen bis zum Ende des siebzehnten Jahrhunderts, München 1925; Die Künstlerfamilie van de Velde, Bielefeld 1927; Pieter Breughel. Landschaften, Berlin 1934; Zur Geschichte der Karlsfresken Alfred Rethels im Aachener Rathaus, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 61/1940, S. 64-131.

Literatur K. Z. gest., in: Pantheon. Internationale Jahreszeitschrift für Kunst 27/1941, H. 3, S. 71f.; Walter Holzhausen, Kurt Z. †, in: Die graphischen Künste NF 6/1941, S. 76f.; 300 Jahre Kupferstichkabinett. Sammeln in der Gegenwart, hrsg. von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Dresden/London 2020, S. 71-73 (P); Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, hrsg. von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Köln/Weimar/Wien 2020, S. 474-476 (P). – DBA II; Gerhard Lüdtke (Hg.), Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 1940/1941, Bd. 2, Berlin 1941.

Porträt Kurt Z., Fotografie, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Album Max Hahn (Bildquelle).

Karin Müller-Kelwing
9.3.2023


Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Kurt Zoege von Manteuffel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29220 [Zugriff 19.11.2024].

Kurt Zoege von Manteuffel



Quellen Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Archiv, 01/PS 53, Bd. 2, 01/KK 3, Bd. 8; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 22888-22889, 12810 Personennachlass Kurt Z.; Bundesarchiv Berlin, R 73/16034 Z., Kurt, geb. 20.8.1881; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25-1.3.2-110 Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt 1, Personenstandsbuch, Eheregister 1923, Nr. 350 (ancestry.de).

Werke Die Gemälde und Zeichnungen des Antonio Pisano aus Verona, Halle/Saale 1909; Leonardo da Vinci. Eine Auswahl aus seinen Gemälden, Handzeichnungen und Schriften, München 1920; Hans Holbein - der Maler, München 1920; Hans Holbein - der Zeichner für Holzschnitt und Kunstgewerbe, München 1920; Der deutsche Holzschnitt. Sein Aufstieg im XV. Jahrhundert und seine grosse Blüte in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, München 1921; Der deutsche Kupferstich von seinen Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, München 1922; Die niederländische Radierung von den Anfängen bis zum Ende des siebzehnten Jahrhunderts, München 1925; Die Künstlerfamilie van de Velde, Bielefeld 1927; Pieter Breughel. Landschaften, Berlin 1934; Zur Geschichte der Karlsfresken Alfred Rethels im Aachener Rathaus, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 61/1940, S. 64-131.

Literatur K. Z. gest., in: Pantheon. Internationale Jahreszeitschrift für Kunst 27/1941, H. 3, S. 71f.; Walter Holzhausen, Kurt Z. †, in: Die graphischen Künste NF 6/1941, S. 76f.; 300 Jahre Kupferstichkabinett. Sammeln in der Gegenwart, hrsg. von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Dresden/London 2020, S. 71-73 (P); Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, hrsg. von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Köln/Weimar/Wien 2020, S. 474-476 (P). – DBA II; Gerhard Lüdtke (Hg.), Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 1940/1941, Bd. 2, Berlin 1941.

Porträt Kurt Z., Fotografie, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Album Max Hahn (Bildquelle).

Karin Müller-Kelwing
9.3.2023


Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Kurt Zoege von Manteuffel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29220 [Zugriff 19.11.2024].