Sie sind hier:

Peter Friedrich Freiherr von Hohenthal-Dölkau

Der aus dem Niederadel stammende H. gehörte zu den typischen Vertretern aufklärerischer Aufsteiger, die nach dem Siebenjährigen Krieg leitende Positionen in Kursachsen besetzten. Durch seine zwanzigjährige Tätigkeit am Immerwährenden Reichstag prägte er eine Ära kursächsischer Reichspolitik, ehe er ab 1799 leitende Funktionen in der kurfürstlichen und später königlichen Regierung Sachsens bekleidete. – H. stammte aus einer aufstrebenden Leipziger Familie, die erst 1717 in den Adels-, 1733 und 1736 in den Reichsfreiherrenstand erhoben worden war und 1790 während des kursächsischen Vikariats zu Reichsgrafen ernannt wurde. H. schloss sein Jurastudium an der Universität Leipzig 1763 mit der Promotion ab, wurde 1764 zum Hof- und Justizienrat ernannt und in die Landesregierung nach Dresden beordert. 1772 erfolgte die Bestellung zum Mitglied der Landes-Ökonomie-, Manufaktur- und Kommerziendeputation, zwei Jahre später wurde er zum Titulargeheimrat ernannt. 1774 heiratete er Johanna Friederike Karoline von Rex, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum altsächsischen Adel Zugang zur Hofgesellschaft erhielt, während H. dies aufgrund seiner neuadligen Herkunft verwehrt blieb. Nach einer Beschwerde über diese Ungleichbehandlung 1776 wurde H. drei Jahre später zum kursächsischen Gesandten am Immerwährenden Reichstag ernannt. Dort stieg er zu einer der angesehensten Persönlichkeiten auf, verteidigte den kursächsischen Vorsitz im Corpus Evangelicorum erfolgreich gegen preußische Ansprüche und ließ die protestantischen Reichstagsgesandten regelmäßig in seinem Gesandtschaftsquartier zusammenkommen. Die dadurch entstandenen hohen Repräsentationskosten bestritt der in und um Leipzig reich begüterte H. aus eigenen Mitteln. – Im Sinne der Reichs- und Außenpolitik Kurfürst Friedrich Augusts III. verfolgte H. eine auf den Erhalt der Reichsverfassung ausgerichtete Politik zwischen den Großmächten Österreich und Preußen und unterhielt zugleich gute Kontakte in beide Lager hinein. Gegen seine Abberufung vom Reichstag 1799 wehrte sich H. ohne Erfolg. Er wurde zum Wirklichen Geheimen Rat mit Sitz und Stimme im Geheimen Konsilium und zum Konferenzminister in Dresden ernannt. Vor dem Antritt seiner neuen Stelle übernahm H. für kurze Zeit die kursächsische Vertretung auf dem Rastatter Kongress, der 1797 bis 1799 tagte. Nach dem Abbruch der Verhandlungen in Rastatt nahm er 1799 seine Tätigkeit in der kursächsischen Regierung auf und war für die Koordination zwischen der Dresdner Zentrale und den auswärtigen Gesandtschaften zuständig, darunter auch jene am Reichstag. 1805 wurde ihm erstmals die Teilnahme an Landtagen gestattet. Als Konferenzminister gehörte er zu den führenden Mitgliedern der Regierung, hatte Zugang zum Kurfürsten und gehörte zu den Erstunterzeichnern der Königsproklamation vom 2.1.1807. H. stand bis zu seinem Tod 1819 als Konferenzminister und Geheimer Rat im Staatsdienst.

Literatur Georg Schmidt, Die Familie der Grafen von Hohenthal, Halle/Saale 1896; Karl Otmar von Aretin, Heiliges Römisches Reich 1776-1806. Reichsverfassung und Staatssouveränität, Bd. 1, Wiesbaden 1967; Axel Flügel, Bürgerliche Rittergüter. Sozialer Wandel und politische Reform in Kursachsen (1680-1844), Göttingen 2000; Thomas Töpfer, Die „Freyheit“ der Kinder. Territoriale Politik, Schule und Bildungsvermittlung in der vormodernen Stadtgesellschaft. Das Kurfürstentum und Königreich Sachsen 1600-1815, Stuttgart 2012. – ADB 12, S. 696; DBA I, III.

Porträt Peter Friedrich von Hohenthal, Christophe Guérin, um 1800, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. A 115956, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Fotografie: Rudolph Kramer, 1969 (Bildquelle).

Friedrich Quaasdorf
8.1.2020


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Quaasdorf, Artikel: Peter Friedrich Freiherr von Hohenthal-Dölkau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2211 [Zugriff 20.12.2024].

Peter Friedrich Freiherr von Hohenthal-Dölkau



Literatur Georg Schmidt, Die Familie der Grafen von Hohenthal, Halle/Saale 1896; Karl Otmar von Aretin, Heiliges Römisches Reich 1776-1806. Reichsverfassung und Staatssouveränität, Bd. 1, Wiesbaden 1967; Axel Flügel, Bürgerliche Rittergüter. Sozialer Wandel und politische Reform in Kursachsen (1680-1844), Göttingen 2000; Thomas Töpfer, Die „Freyheit“ der Kinder. Territoriale Politik, Schule und Bildungsvermittlung in der vormodernen Stadtgesellschaft. Das Kurfürstentum und Königreich Sachsen 1600-1815, Stuttgart 2012. – ADB 12, S. 696; DBA I, III.

Porträt Peter Friedrich von Hohenthal, Christophe Guérin, um 1800, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. A 115956, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Fotografie: Rudolph Kramer, 1969 (Bildquelle).

Friedrich Quaasdorf
8.1.2020


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Quaasdorf, Artikel: Peter Friedrich Freiherr von Hohenthal-Dölkau,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2211 [Zugriff 20.12.2024].