Jacob Harmelin

Jacob Harmelin kann, wenn zwar nicht als eigentlicher Firmengründer, so doch zumindest als eine Art Stammvater einer bedeutenden Dynastie von Rauchwarenhändlern aus dem galizischen Brody (Ukraine) gelten, die sich dauerhaft in Leipzig niederließ und hier bis zur zwangsweisen Auflösung durch das NS-Regime ein Unternehmen von Weltrang aufbaute. Darüber hinaus zählte Harmelin zu den ersten jüdischen Messmaklern der Stadt. – Die Zeit der Kindheit, Jugend und Ausbildung dürfte Harmelin vermutlich in seiner galizischen Heimat verbracht haben, wobei möglicherweise bereits sein Vater Joseph die beschwerliche Reise zu den Leipziger Messen auf sich nahm. Harmelin könnte ihn begleitet haben und dürfte etwa seit 1800 als regelmäßiger Messebesucher vor Ort gewesen sein. Sicher nachweisbar ist er ab 1818, denn am 6.4. dieses Jahrs wurde er als Messmakler in Leipzig vereidigt. Drei Tage zuvor hatten die Kramermeister und Handlungsdeputierten dem Magistrat eine Liste christlicher und jüdischer Kaufleute zur Bestätigung vorgelegt, wobei Harmelin unter den jüdischen Vertretern als Nummer 10 auftauchte. Damit stellte er zugleich einen von insgesamt 14 Angehörigen der zahlenmäßig stärksten Fraktion aus Brody. Anzunehmen ist, dass Harmelin, einer damals gängigen Praxis folgend, teilweise in Brody und teilweise in Leipzig lebte. Für Leipzig sind ab 1821 Harmelins Wohnadressen nachweisbar. So lebte er zunächst in der Nikolaistraße 528 und ab 1823 am Brühl 728. 1825 verstarb Harmelin während eines Aufenthalts in Brody. An sein Lebenswerk schloss sein Sohn Marcus an, indem er die erste jüdische Rauchwarenhandlung Leipzigs gründete und 1830 auch den Posten eines Messmaklers übernahm.

Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0008 Ratsstube, II. Sektion M/1353; Adressbücher Leipzig 1821-1825.

Literatur Wilhelm Harmelin, Marcus Harmelin Rauchwaren und Borstenkommission Leipzig 1830-1930, Leipzig 1930; ders., Juden in der Leipziger Rauchwarenwirtschaft, in: Tradition. Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmerbiographie 11/1966, H. 6, S. 249-282; Rosemary Harmelin Preiskel, Seßhaft am Brühl. Die Harmelins. Eine Kaufmannsfamilie in zwei Jahrhunderten, in: Leipziger Blätter 31/1997, S. 41-45; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.

Lucas Böhme
24.7.2025


Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Jacob Harmelin,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27884 [Zugriff 23.8.2025].

Jacob Harmelin



Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0008 Ratsstube, II. Sektion M/1353; Adressbücher Leipzig 1821-1825.

Literatur Wilhelm Harmelin, Marcus Harmelin Rauchwaren und Borstenkommission Leipzig 1830-1930, Leipzig 1930; ders., Juden in der Leipziger Rauchwarenwirtschaft, in: Tradition. Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmerbiographie 11/1966, H. 6, S. 249-282; Rosemary Harmelin Preiskel, Seßhaft am Brühl. Die Harmelins. Eine Kaufmannsfamilie in zwei Jahrhunderten, in: Leipziger Blätter 31/1997, S. 41-45; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.

Lucas Böhme
24.7.2025


Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Jacob Harmelin,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27884 [Zugriff 23.8.2025].