Emil Lohse

Nach Absolvierung der Volksschule in Schmiedeberg und Dresden besuchte L. 1900 bis 1906 das Königliche Lehrerseminar in Dresden-Plauen. Nach einigen Jahren als Junglehrer in Pillnitz und Schmiedeberg setzte er 1911 bis 1913 seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Dresden fort und legte 1913 die Prüfung zum Zeichenlehrer ab. Danach war er als Lehrer in Bischofswerda tätig. Während des Ersten Weltkriegs leistete er Dienst im Landwehr-Regiment und als Sanitäter. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Scherenschnitte über das Soldatenmilieu, die bei seiner Heimkehr 1919 bereits allgemein bekannt waren. Trotz seiner künstlerischen Anerkennung blieb L. seinem Lehrerberuf treu. Zunächst unterrichtete er an der Bürgerschule Bischofswerda, bevor er 1922 als Zeichenlehrer an die Oberschule (Lehrerseminar) Oschatz berufen wurde. Ab 1924 war er 21 Jahre lang am Pädagogischen Institut der Technischen Hochschule Dresden bzw. ab 1935 in der daraus entstandenen Hochschule für Lehrerbildung tätig, zuerst als Adjunkt, dann als Studienrat und ab 1930 als Dozent. Während dieser Zeit schrieb er zahlreiche pädagogische Arbeiten, in denen reformpädagogische Intentionen zum Tragen kamen. Als Nachfolger von Oskar Seyffert leitete L. zugleich von 1940 bis zu seinem Tod 1949 ehrenamtlich das Landesmuseum für Sächsische Volkskunst in Dresden. L. strebte eine Modernisierung und Neukonzipierung der Ausstellung nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten an und organisierte thematische Sonderausstellungen. Im Heimatkundlichen Schulmuseum des Lehrerverbands veranstaltete er eine volkskundlich-volkskünstlerische Ausstellung zu sächsischen Wappen und Bildmotiven in Gemeindesiegeln. In seinem eigenen künstlerischen Schaffen, dem Scherenschnitt, griff er sehr oft auf Motive aus der Volkskunst zurück. Zugleich befasste er sich in wissenschaftlichen Studien mit dem Wesen der Volkskunst, die er im Gegensatz zu zeitgenössischen Auffassungen nicht als „primitiv“, sondern als „primär“, d.h. historisch-zeitlich, definierte. Darüber hinaus hat er sich als Illustrator vorwiegend naturwissenschaftlicher Werke bleibende Verdienste erworben.

Quellen Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv, Pädagogisches Institut.

Werke Schwarzkünste eines Feldgrauen, hrsg. vom Dresdener Zeichenlehrer-Verein, Dresden 1917; mit S. Gay/H. Wüstner, Sachzeichnungen zur Urgeschichte, Dresden 1927; Über Bildgestaltung, Dresden 1933; Die Volkskunst im Kreise ihrer Verwandten, Leipzig 1934; Die Gemeindesiegel-Bildmotive des Kreises Dresden, Dresden 1940 [MS]; Über den Bergen. Zwölf Bilder zu Märchen der Brüder Grimm, Dresden 1948; K. Herschel/O. Emmerling (Hg.), Tierstudien, Leipzig 1956; W. Lachmann (Hg.), Scheren-Schnitte, Leipzig 1958; J. Eichhorn (Bearb.), Erlebte Volkskunst, Dresden 1963.

Literatur W. Lachmann/K. Herschel, Ernst Emil L. †, in: Der Zoologische Garten 18/1951, H. 5/6, S. 241-245; W. Lachmann, Emil L. Scherenschnitte, Leipzig 1958; M. Bachmann, Das Staatliche Museum für Volkskunst Dresden, Dresden 1961; ders., 50 Jahre Staatliches Museum für Volkskunst Dresden, Dresden 1963; J. Just, Das Museum für Volkskunst Dresden, Dresden 1976; C. Bachmann, Geschnittene Handschriften, Dresden 1994; J. Frotscher, Volksschullehrerausbildung in Dresden 1923-1931, Köln/Weimar/Wien 1997; Museum für Sächsische Volkskunst. Katalog der ständigen Ausstellung, hrsg. vom Museum für Sächsische Volkskunst, Dresden 1997. – DBA II; Vollmer, Bd. 6, Nachträge, München 1962.

Porträt Fotografie, 1913/14, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Museum für sächsische Volkskunst (Bildquelle).

Brigitte Emmrich †
8.3.2011


Empfohlene Zitierweise:
Brigitte Emmrich †, Artikel: Emil Lohse,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18172 [Zugriff 28.3.2024].

Emil Lohse



Quellen Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv, Pädagogisches Institut.

Werke Schwarzkünste eines Feldgrauen, hrsg. vom Dresdener Zeichenlehrer-Verein, Dresden 1917; mit S. Gay/H. Wüstner, Sachzeichnungen zur Urgeschichte, Dresden 1927; Über Bildgestaltung, Dresden 1933; Die Volkskunst im Kreise ihrer Verwandten, Leipzig 1934; Die Gemeindesiegel-Bildmotive des Kreises Dresden, Dresden 1940 [MS]; Über den Bergen. Zwölf Bilder zu Märchen der Brüder Grimm, Dresden 1948; K. Herschel/O. Emmerling (Hg.), Tierstudien, Leipzig 1956; W. Lachmann (Hg.), Scheren-Schnitte, Leipzig 1958; J. Eichhorn (Bearb.), Erlebte Volkskunst, Dresden 1963.

Literatur W. Lachmann/K. Herschel, Ernst Emil L. †, in: Der Zoologische Garten 18/1951, H. 5/6, S. 241-245; W. Lachmann, Emil L. Scherenschnitte, Leipzig 1958; M. Bachmann, Das Staatliche Museum für Volkskunst Dresden, Dresden 1961; ders., 50 Jahre Staatliches Museum für Volkskunst Dresden, Dresden 1963; J. Just, Das Museum für Volkskunst Dresden, Dresden 1976; C. Bachmann, Geschnittene Handschriften, Dresden 1994; J. Frotscher, Volksschullehrerausbildung in Dresden 1923-1931, Köln/Weimar/Wien 1997; Museum für Sächsische Volkskunst. Katalog der ständigen Ausstellung, hrsg. vom Museum für Sächsische Volkskunst, Dresden 1997. – DBA II; Vollmer, Bd. 6, Nachträge, München 1962.

Porträt Fotografie, 1913/14, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Museum für sächsische Volkskunst (Bildquelle).

Brigitte Emmrich †
8.3.2011


Empfohlene Zitierweise:
Brigitte Emmrich †, Artikel: Emil Lohse,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18172 [Zugriff 28.3.2024].